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29. Dezember ließ Albini das unter dem Befehle
des Brigadegenerals Dessaix stehende feindliche Corps
plötzlich durch die Hauptleute Linsingen und Sommer-
latt von Kohlhaus her, und durch den Rittmeister
Schröder über Schmalnau, Döllbach, Bückenberg und
das eine Stunde östlich von Neuhof gelegene Mittel
kalbach angreifen. Die Mainzer Truppen vertrieben
den Feind aus Neuhof und zweimal aus Mittel
kalbach. Als derselbe jedoch auf einer hinter Neuhof
gelegenen Anhöhe Platz nahm und durch eine aus
dem Orte Flieden hervorrückende Reserve nebst
Artillerie verstärkt wurde, mußten sich die Mainzer
wieder in ihre Stellung auf dem rechten Ufer der
Fulda zurückziehen. In diesem Treffen fielen von
den Mainzer Truppen, deren Tapferkeit Dessaix in
einem Schreiben an seinen Oberkommandanten
Augereau rühmend erwähnt, 200 Mann. Albini,
welcher durch ein gleichzeitiges Vorgehen des Feindes
von Aschaffenburg und von Merzbach aus, woselbst
sich damals der linke Flügel Augereau's befand, ge
nöthigt gewesen wäre, entweder die Waffen zu strecken
oder die Demarkationslinie zu verletzen, wurde durch
die Bekanntgabe des Waffenstillstandes von Steyer
aus dieser bedenklichen Lage befreit. In Folge der
Verständigung zwischen den Generalen Augereau und
Simbschen fand die Vereinigung Albini's mit dem
Corps des letzteren statt. Albini kehrte hiernach in
das Aschaffenburger Gebiet zurück, woselbst seine
Truppen in diesseits des Mains gelegenen Aemtern
einquartiert wurden. Mit dem Waffenstillstand von
Steyer, dem am 9. Februar 1801 der Friede zu
Luneville folgte, hatte die Thätigkeit des von Albini
im Juni 1799 ins Leben gerufenen tapferen Mainzer-
Landsturms ihr Ende erreicht. Albini hatte den
Werth der Volksbewaffnung erkannt, und obwohl von
Haus aus Jurist, dieselbe in einer Weise zur Durch
führung gebracht und zu verwerthen verstanden,
welche ihm die volle Anerkennung der militärischen
Fachmänner eintrug. Sein Fürst, der Kurfürst und
Erzbischof von Mainz, Freiherr Friedrich Karl
Joseph von Erthal, verehrte ihm zum Dank einen
kostbaren Degen, dessen goldener Griff, mit Diamanten
besetzt, die Inschrift trug:
„Friedrich Karl Joseph seinem Albini."
„Die Gefechte an der Nidda, bei Aschaffenburg
und Neuhof." Is. Z.
Eine Räubergeschichte aus Ober Hessen.
Folgende kleine Geschichte über Joh. Bueckler gen.
„Schindcrhannes" dürfte vielleicht manchen Leser inter-
essiren. Ganz im Anfange dieses Jahrhunderts überfiel
Schinderhannes (oder wenn er es nicht selber war,
so waren es doch Reste oder Theile seiner Bande,)
das oberhessische Dorf Kleinseelheim bei Amöneburg.
Das trug sich also zu. In Seelheim lebte der reiche.
Bauer Lauer, Besitzer des jetzt Boppischen Gutes.
Selbiger Lauer wollte gerade damals sich für 30 000
Gulden, die er baar liegen hatte, einen Zehenden
kaufen, sintemal es in damaligen Zeiten schwer war,
Geld auf andere Weise Vortheilhaft anzulegen. —
Das Vorhandensein dieser bedeutenden Summe Geldes
bei Lauer war den Räubern auf irgend eine Art
kund geworden. — Bei einbrechender Nacht rückten
die Räuber mit klingenden! Spiel in Seelheim ein,
besetzten sogleich das ganze Dorf und besonders die
Kirche, damit nicht Sturm geläutet werden konnte,
und schossen auf die Bauern, die sich auf der Straße
blicken ließen, ihre Flinten ab. — Den reichen Lauer
knebelten sie alsdann und nahmen ihm seine 30 000
Gulden ab. Die Frechheit der Burschen war um so
erstaunlicher, als gerade damals der unsicheren Zeiten
wegen ein kleines Kommando Soldaten zu Seelheim
lag. Doch dies Kommando konnte gegen die zahl
reichen Räuber nicht aufkommen. — Es wurde da
her heimlich ein Bote nach der nahen Stadt Kirch-
hain gesendet, um das dortige Militair zu holen.
Als dies in Seelheim ankam, waren die Räuber,
welche den Alarmschlag in Kirchhain hören konnten,
längst über alle Berge. Von den Räubern hat man
nie eine Spur entdeckt. Nur soviel kam zu Tage,
daß sie vom Rhein her über Gießen gekommen waren,
und zwar in Chaisen und als vornehme Leute ge
kleidet, sodaß man sie überall unbehindert durchreisen
ließ. — In Untersuchung gezogen wegen Beihilfe
wurden die Kircheuhainer und Amöneburger Juden,
aber ohne Erfolg. Diese Sache ist dem Schreiber
also erzählt worden von Leuten, welche von ihren
Vätern und Großvätern dieselbe durch unmittelbare
mündliche Ueberlieferung vernommen haben. tz. Wr.
Aus Aeimath und Fremde.
Kassel. Die Konsekration des neuen
Bischofs von Fulda, Joseph Wey land,
fand am 25. Januar in der Domkirche zu Fulda
statt. Die Weihe vollzog der Metropolit der ober
rheinischen Kirchenprovinz, Erzbischof Dr. Roos von
Freiburg, unter Assistenz der Suffraganbischöfe
Dr. Haffner von Mainz und Dr. Klein vom Limburg.
Als Vertreter des Staates wohnte der feierlichen
Handlung der Oberpräsident der Provinz Hessen-
Nassau, Graf zu Eulenburg, bei, welcher dem neuen
Bischöfe Tags zuvor die landesherrliche Urkunde der
Anerkennung überreicht hatte. Fulda hat dem neuen
geistlichen Oberhirten, dem fünften seit Wiedererrich
tung des Bisthums Fulda im Jahre 1828, wie das
gar nicht anders zu erwarten stand, einen glänzenden
Empfang bereitet; die Ovationen, welche man dem
hochwürdigsten Herrn brachte, waren großartig und
jeder Bürger der Stadt, welcher Konfession er auch
angehörte, bemühte sich, sein Möglichstes dazu beizn-