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Universitätsnachrichten. Am 30. November
starb zu Marburg der Professor Dr. Karl L uc a e.
Die „Oberh. Ztg" widmet dem Dahingeschiedenen
folgenden Nachruf:
Geboren war der Verblichene am 7. August 1833
zu Berlin. Nach Vollendung seiner Universitätsstudien
habilitirte er sich als Privatdozent an der Universität
Halle, von wo er als ordentlicher Professor in der
philosophischen Fakultät für deutsche Sprache und
Literatur und zum Direktor des germanistischen Semi
nars an der Universität Marburg im Jahre 1868 er
nannt wurde. Während der beiden Amtsjahre 1873/74
und 1874/75 bekleidete er das Amt des Rektors
der Universität; auch wurde ihm der Rothe
Adlerorden vierter Klasse verliehen. — Bei der letzten
Wahl der städtischen Behörden, zunächst in den Aus
schuß und dann in den Stadtrath gewählt, konnte er
seiner angegriffenen Gesundheit wegen den Sitzungen
nur selten beiwohnen. Mit seiner hohen dichterischen
Begabung war er gern bereit, öffentliche wie private
Ereignisse zu verherrlichen. — Ein noch unerwarteter
Tod hat den Entschlafenen von langen und schweren Lei
den erlöst und ihn den himmlischen Freuden zugeführt.
Sein Andenken an unserer alma mater wird stets
ein ihn ehrendes sein!
Literarische Arbeiten des Verblichenen waren:
Zur Goetheforschung der Gegenwart. Rede.
Der Weinschwelg. Altdeutsches Gedicht mit einer
Uebersetzung.
Leben und Dichten Walthers v. d. Vogelweide.
Vortrag.
Ueber Bedeutung und Gebrauch der mittelhochdeutschen
Verba auxiliaria I. Abth. Programm.
— Am 16. d. M. verschied zu Marburg
plötzlich in Folge eines Hirnschlages in seinem
72. Lebensjahre der Professor der Chirurgie, Ge
heime Medizinalrath Dr. Wilhelm Ros er.
Der Nekrolog dieses berühmten Gelehrten folgt in
der nächsten Nummer unserer Zeitschrift.
Hanau. Ende dieses Monats läuft die Frist
zur Einreichung der Grimm-Denkmal-Modclle ab. Von
den 11 Bildhauern, die zum Wettbewerbe eingeladen
worden sind und ihre Betheiligung zugesagt haben,
nämlich den Herren Bärwald (Berlin), Bergmeyer
(Berlin), Eberle (München), Eberlein (Berlin),
Echtermeyer (Braunschweig), Hassenpflng (Cassel),
Henze (Dresden), Kaupert (Frankfurt a. M.), Römer
(Berlin), Wiese (Hanau), Zumbusch (Wien), haben
zwei, die Herren Römer und Zumbusch, in
der jüngsten Zeit gemeldet, daß sie verhindert seien,
an der Konkurrenz theilzunehmen. Es sind also 9
Entwürfe zu erwarten, die nach den Bedingungen
des Preisausschreibens „tit dem Maßstab von l / 6
der Ausführungsgröße anzufertigen sind und die
bronzenen Bildnißsiguren der Brüder Grimm in
Beziehung zu einander enthalten sollen, wobei es
den Künstlern überlassen ist, weitere Figuren anzu
bringen oder zur architektonischen Grundlage die
Form eines Brunnens zu wählen." Die Stand-
ortssrage ist durch die Beschlüsse der städtischen Be
hörde und des Grimm-Comites vom 11. Mai 1887
endgiltig entschieden: Das Denkmal, zu dessen Aus
führung dem Preisausschreiben vom 28. März 1888
zufolge ein Fonds von 100,000 Mark zur Ver
fügung steht, wird seinen Platz auf dem Neustädter
Marktplatze finden und zwar, wenn zur architektonischen
Grundlage die Form eines Brunnens gewählt wird,
auf der Mitte des Platzes, andern Falles zwischen
dem Rathhause und dem jetzt vorhandenen Röhren
brunnen. Die zu erwartenden Modelle, von denen
bereits zu Anfang d. M. das erste eingetroffen ist,
sollen bis zu ihrer demnächstigen Ueberführung in
die Zeichen-Akademie unter der ausschließlichen Kon-
trole einer Spezial-Kommission des technischen Aus
schusses in Räumen des Rathhauses verschlossen auf
bewahrt werden.
(Hanauer Ztg.)
Hessische Kücherschau.
Gute Zeit i m Land e. „Historische Erzählung
ans dem 18. Jahrhundert. Von H. Brand.
Kassel, Verlag von Georg H. Wigand, 1889.
Die Schriften womit H. Brand seit längerer
Reihe Jahre die deutsche und zumal hessische Leser
schaft beschenkte, durften sich samt und sonders
günstigster Aufnahme berühmen; wie dann z. B. das
Erstlings-Werk dieser Veröffentlichungen erzchlender
Art: Heinrich, das Kind von Hessen, das heute be
reits in dritter Auflage vorliegt. Das neue Buch
ordnet sich würdig, als frisches und überaus an
mutendes Geschichts-Bild, der Gruppe seiner Vor
gänger ein. Wir begrüßen die gleichmäßig von
hohem sittlichen Ernste, vaterländischem Geiste sowie
heimatlicher Liebe getragene und durchwehete Er-
zehlung zugleich als vollgültigen Beweis, daß
H. Brands Muße sich getreu geblieben, nichts an
Wärme noch schöpferischem Schwünge eingebüßt hat;
indessen so manche Schriftsteller dem Schicksale ver
fallen, an Spannung zu verlieren und bestes Falles
sich selbst auszuschreiben. Gilt doch Ähnliches auch
von Tondichtern.
Ja, gute Zeit war im Lande, wie solchen Zustand
in erster Reihe Landgrafen Karls lange und ge
segnete Regierung noch aus manchen Nachwehen