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glückliche Ehe, wovon eine Anzahl Gedichte,
namentlich das innige „Vaterfreude" Zeugniß
geben. Sein Sohn lebt als sehr angesehener
Arzt in Luxemburg. Am 1. Januar 1844
wurde Koch die Stelle eines Rendanten bei dem
Hauptzollamte übertragen, die aber seinem
poetischen Gemüth so wenig entsprach, daß er
sie nach 2 Jahren wieder aufgab. Im Jahre
1851 fand er endlich eine seinem Geiste und
Kenntnissen entsprechende Stellung, indem er
provisorisch zum Professor der deutschen Sprache
und Literatur an dem Großherzoglichen Athenäum
bestellt wurde. Am 4. September 1853 wurde
ihm die Stelle deftnitiv übertragen. Ueber die
vortreffliche Art, wie er seines Amtes bis zu
seinem am 24. November 1858 erfolgten Tod
wartete, schreibt sein Amtsbruder Henrion.
„Ein geschworener Feind des todten gram
matischen Schematismus führte er seine Schüler
nicht durch ein dunkles Hinterpförtchen, sondern
durch das glänzende Thor der deutschen Dichter
halle in die geheime Werkstatt des schaffenden
Sprachgeistes. Sein hinreißender Vortrag ent
flammte die Gemüther, die jugendliche Lust am
Schaffen wurde geweckt, die an unsrer Anstalt
in sträflicher Weise verwahrloste deutsche Sprache
kam wieder zu dem verdienten Ansehen und es
wurde dem Lehrer die Freude, zu sehen, wie
der Same, den er in die jungen Herzen streute,
zur lustigen Saat emporsproßte. Koch war von
der studirenden Jugend allgemein geachtet und
geliebt, und noch heute sprechen seine alten
Schüler mit Begeisterung von ihrem dahin
gegangenen Professor."
Im Jahre 1848 zeigte Koch, daß er seine
Heimath nicht vergessen und an den dortigen
Vorgängen Theil nehme durch eine „Vigilie"
(abgedruckt in der Neuhessischen Zeitung Nr. 8
vom 8. April 1848), welche für eine seiner
testen zu halten ist.
Im Herbst 1856 war es ihm vergönnt, sein
geliebtes Kassel einmal wieder zu sehen, aber,
wie Altmüller schreibt; „schon als gebrochener
Marn." Die in Algier und Spanien erduldeten
Mühsale hatten seine sonst so feste Gesundheit
untergraben, ein Lungenlciden hatte sich ein
gestellt und hat dann seinem Leben, nachdem er
im Sommer 1857 noch vergebens in Ems Lin
derung seiner Leiden gesucht hatte, ein allzu-
srühes Erde bereitet.
Allgemem war die Theilnahme, welche dem
kranken Dieter in Kassel bei seinem Besuche er
wiesen wurdn alte Freunde von auswärts, na
mentlich Strdiengenossen von Marburg und
Göttingen waren herbeigeeilt und hatten ihm zu
Ehren einen Sommers veranstaltet, bei welchem
er, der alte Corpsbursch der Marburger und
Göttinger Hassia das Präsidium führte.
Die Erinnerung an die alte Bnrschenherrlich-
keit war wieder unter den Theilnehmern erweckt
worden. Sie war in Koch nie erstorben, er hat
sie in einenl vortrefflichen, in den Prinz Rosa-
Stramin aufgenommenen Gedicht gefeiert, welches
wohl verdiente, von der studirenden Jugend nicht
vergessen zu werden und dem wir folgende Verse
entnehmen:
„Du trauriges Philisterleben,
Was kann mir deine Herrlichkeit
Für einen einz'gen Tag nur geben
Aus meiner frohen Burschenzeit?
Am Sessionstisch angebunden,
Dem Sclav' an der Galeere gleich,
Wird, denk ich an die trauten Stunden,
Vor Wehmuth meine Seele weich.
Euch Brüder, die ihr euch der alten
Fidelen Zeit mit mir gefreut,
Euch, die nun höhere Gewalten
Längst in die weite Welt zerstreut,
Euch, deren ich so oft und gerne
Mit brüderlichem Sinn gedacht,
Ein treuer Gruß aus weiter Ferne,
Sei dieses Lied euch dargebracht.
So allgemein die Theilnahme und Freude bei
dem Wiedersehen des Dichters gewesen war, so
allgemein war auch die Theilnahme und Trauer
bei der Nachricht von seinem Heimgang zur
ewigen Ruhe. Sie fand Ausdruck in den seinem
Andenken gewidineten Nekrologen. Wir glauben
die Erinnerung an unseren vaterländischen
Dichter nicht besser schließen zu können, als mit
Karl Altmüllers wahren und trefflichen Worten:
„Die Schule des Lebens ist ihm schwer geworden.
Er hatte Gaben genug, um auf die höheren
Bänke herauszurücken, aber der kecke Muth, der
wohl in raschem Anlaufe ein paar überspringt,
war ihm früh geknickt, und für die Schläge, die
dann in der Schule nicht nur von dem
Meister derselben ausgetheilt werden, son
dern auch von allerlei Kameraden und bösen
Buben, hatte er von Anfang an keine dicke
Haut. Mag ihm nun, nachdem er ausgekämpft,
die Ruhe fröhlich gegönnt werden. Auf seinem
Grabstein im fernen Lande dürften die Worte
passend stehen, die auf dem des wackeren Lortzing
zu Berlin geschrieben sind:
„Sein Lied war deutsch und deutsch sein Leid,
Sein Leben Kampf mit Noth und Neid,
Das Leid flieht diesen Friedensort,
Der Kampf ist aus, sein Lied tönt fort."