Sababurg.
Historische Skizze von F. Swenger.
(Fortsetzung.)
Am 24. Mörz 1596 erblickte die Prinzessin
Elisabeth, die älteste Tochter des Landgrafen
Moritz und dessen erster Gemahlin, Agnes Gräfin
von Solms, das Licht der Welt. Pathin der
Prinzessin Elisabeth war, wie bereits in unserem
vorigen Artikel erwähnt, die Königin Elisabeth von
England. Sie ließ sich durch einen Abgesandten,
den Grafen Lincoln, vertreten. Glänzend waren
die Festlichkeiten, die sich im Monat August an
den Taufakt anreihten, und großartig waren die
Ehren, die man dem Abgesandten der Königin
von England bezeigte. An der hessischen Grenze
wurde er feierlich empfangen und vorerst nach
der Zapfenburg geleitet, um sich daselbst von
den Mühen der Reise zu erholen. Der Gesandte
fuhr in einer prächtigen Staatskarosse, hinter
der drei Kutschen mit seiner Begleitung folgten,
den Zug selbst aber eröffneten und schlossen Mit
glieder der hessischen Ritterschaft. Als der Zug
unter den schmetternden Fanfaren der Trompeter
schaar am Burgberge anlangte, empfing ihn
eine Anzahl Hellebardiere, die Spalier bildeten,
und die Geschütze brachten ihren Willkommen
gruß. Hier wurde der Gesandte auf das Gastfreund
lichste bewirthet, bis er am 24. August von zwei
Fürsten, der hessischen Ritterschaft und der be
wehrten Bürgerschaft eingeholt, in Kassel unter
dem Donner der Geschütze seinen feierlichen Eizng
hielt. Die Schilderung der nun folgenden Fest
lichkeiten, die etwas in Kassel noch nicht Er
lebtes darboten, verdanken wir des Landgrafen
Moritz „Geographus et Historicus“, dem Chro
nisten Wilhelm Dilich (Schäffer aus Wabern),
der darüber ein mit vielen seltenen herrlichen
Bildern geschmücktes Prachtwerk: „Historische
Beschreibung der Fürstlichen Kindtauff Fräulein
Elisabethen zu Hessen rc. Welche den Augusto
deß 1596. Jahres zu Cassel gehalten wurde,
mit beygelegten Abrissen der Ritterspiele,
so damals vollnbracht, eigentlich erkleret vund
verfertigt Durch Wilhelmum Dilichium. Ge
druckt zu Cassel durch Wilhelm Wessel, 1598"
veröffentlichte. Auch ein Bild der Saba
burg, welches den Einzug des englischen Ge
sandten in dieselbe darstellt, ist in diesem
Prachtwerke enthalten. Die Festlichkeiten, die
in Kassel zur Verherrlichung des Tauffestes
stattfanden und mehrere Tage währten, be
standen in Fnßturnier, Ringelrennen und
Roßturnier, in öffentlichen Aufzügen (soge
nannte Inventionen) mit den dazu gewählten
Symbolen von des Landgrafen Erfindung.
Außer den Fabeln von Jason, Perseus und dem
Urtheile des Paris, wurden die vier Jahres
zeiten, Sonne und Mond, die vier Theile des
Erdkreises, die sieben freien Künste, der von den
vier Haupttngenden, von Grazien und Chari
tinnen umgebene wohlthätige Fürstengreis
(Euergetes), und das vielgestaltige Laster, von
dem Teufel als Kutscher des Hauptwagens ge
zogen, in den buntfarbigsten kostbarsten Kostümen
symbolisch dargestellt. Den Schluß der Feier
lichkeiten bildete ein großartiges Feuerwerk. Es
kann nicht unsere Absicht sein, die einzelnen Fest
lichkeiten näher zu beschreiben, das würde uns
von unserem Thema zu weit abführen, doch
können wir es uns nicht versagen, hier noch
mit wenigen Worten der Prinzessin Elisabeth
zu gedenken, die sich später als Dichterin
wie als Komponistin einen berühmten Namen
erwerben sollte. Sie erhielt durch die Für
sorge ihres Vaters, bekanntlich eines der
wissenschaftlich gebildetsten und gelehrtesten
Fürsten, die je auf einem Throne gesessen,
theils durch besondere Lehrer, theils als
Schülerin des von diesem gestifteten Gollegiuin
iUauritianuin eine sorgfältige umfassende wissen
schaftliche Erziehung. So lernte sie lateinisch,
spanisch, französisch, italienisch, Geometrie,
Dialektik, Musik. Geistreich, bescheiden, voll
tiefer Religiosität, war sie lange Zeit die Zierde
des hessischen Hofes. Ihre Lieblingssprache war
die italienische und ihr Lieblingsdichter Petrarca.
Von ihr stammen 216 Gedichte (Madrigale und
Canzonen) in italienischer Sprache. Sie über
setzte Cantarini's „La kickn Ninfa* in das