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warb, ein ehrendes Andenken sicherte. Sein Tod
wird von zahlreichen Freunden auf's herzlichste be
trauert und reißt eine neue Lücke in die Reihe alter
biedererHessen. Leicht sei ihm die Erde! (Oberh. Ztg.)
Hessische Kücherschau.
Ulrich von Hutten, Heldengedicht von Carl
Pr es er. Kassel, Verlag von Ernst Hühn, 1889.
Wir bekennen von vornherein, daß wir mit dem
Bilde Ulrich's von Hutten, welches uns der -Dichter
in dem vorliegenden Epos entwirft, nicht vollständig
einverstanden sind, auch will es uns bedünken, als
habe der Verfasser hiusichtlich der historischen Grund
lage der lieentin xoötien allzu großen Spielraum
gegeben, das darf uns aber nicht hindern, den poetischen
Werth dieser Dichtung in vollem Maße anzuerkennen.
Carl Preser zählt zu den bekanntesten und beliebtesten
Dichtern unseres Hessenlandes. Seine Sprache ist
edel und schwunghaft, seine Dichtungen verrathen
Phantasie und Gedankenfülle, er ist ein Meister der
Form. Diese Vorzüge finden wir auch in seiner Dich
tung „Ulrich von Hutten", und unter der großen Anzahl
von Schriftwerken, die in gebundener wie in ungebundener
Rede in diesem„ HuttemJahre" über Ulrich von Hutten
erschienen sind, wird zweifellos das Epos von Carl
Preser seinen Platz in erster Linie behaupten. —
Unsere Leser dürften wohl einige biographische Mit
theilungen über den Dichter interessiren. Carl
Preser ist geboren zu Kassel am 29. Dezember
1829. Er sollte erst Architekt werden, trat aber
aus Anrathen des Ober-Baudirektors Bromeis, eines
Freundes seines Vaters, wegen Ueberfüllung dieses
Faches zurück, bereitete sich für den Verwaltungsdienst
vor und wurde kurz nach abgelegtem Examen, wegen
seiner literären Thätigkeit auf dem Gebiete der Kunst
als Sekretär in den kurfürstlichen Hofdienst gezogen
und der General-Intendantur des Hoftheaters bei-
gegebeu, in welcher Stellung er sich als Kunstkritiker
einen Namen machte und ihm die Redaktion der
„Kasseler Zeitung", des damaligen Regierungsorganes,
übertragen wurde. Es erschienen in jener Zeit von
ihm: „Gedichte", „Geharnischte Sonette", das Epos
„König Autharis Brautfahrt" und das Drama „Die
Sterner". Nach den Ereignissen von 1866 forderte
der Kurfürst zuerst, für Hanau seine Dienste bei dem
neu gebildeten Hofmarschallamte und dann für den
Aufenthalt in Böhmen, wo Preser, angesichts der
dortigen polnischen Bewegungen, sich noch staatsrecht
lichen Studien an der Universität in Prag hingab.
Nach dem Tode des Kurfürsten bot man ihm die
Stelle eines Central-Direktors in gräflich Nostiz'schen
Diensten an, die er annahm und in Prag verblieb,
wo er nun besonders auf wirthschaftlichem Felde eine
rührige Thätigkeit entwickelte und sehr bald in den
Staats-Eisenbahn-Rath, in den Landeskultur-Rath,
sowie in das Direktorium der landwirthschaftlichen
Gesellschaft für Böhmen berufen wurde, bis ihn im
Jahre 1884 der Ruf als Kammerdirektor nach
Wüchtersbach traf. Diesem folgte er gern und kehrte
in die alte hessische Heimath zurück, der er in einem
seiner Gedichte aus der Ferne die Worte zuruft:
„Grüß Gott dich, du Heimath, du herrliches Land,
Herz Deutschlands, mein blühendes Hessen."
Der zweiten und dritten Auflage seiner „Gedichte"
war nur ein Kapitel „Aus dem Exil" zugefügt, das
Einzige, was Preser aus der Fremde dichterisch
leistete. Dagegen erschienen von ihm: „Pacht und
Pachtrecht in Oesterreich", „Die österreichische Ver
jährungsgesetzgebung", „Die Erhaltung des Bauern
standes" , sowie „Die staatsrechtliche Bedeutung
der Abstinenzpolitik". Erst mit seiner Rückkehr in
die Heimath wurde Preser auch wieder dichterisch
thätig. Den Lesern unserer Zeitschrift „Hessenland",
welcher er eine treue Anhänglichkeit seit ihrem Be
stehen bewiesen, ist diese Thätigkeit wohl bekannt, sie
hat die vollste Anerkennung gefunden, wie denn auch
seinen historischen Abhandlungen, insbesondere derjenigen
über „die angeblich nach Amerika verkauften Hessen"
und den von ihm verfaßten Nekrologen einstimmiges
Lob zu Theil wurde. — y —
Der Fall d er Donnereiche von Edw ard R.
Grebe. Frankfurt a. M. 1868 ; Gustav Wendel's
Verlag.
Das Ringen zwischen Heidentume und Christen-
tume unter germanischen Völkern zu schildern ist bei
der Manigfaltigkeit gebotener Erscheinungen ein viel
fach anziehender Vorwurf. Nur niedersächsischem
Volke ist die neue Heils-Botschaft im Gewände
blutiger Vergewaltigung gekommen, zugleich des alten
Glaubens sowie statlicher und bürgerlicher Ordnung;
ein trauriges Verhängnis gegenüber dem allen anderen
Stämmen beschiedenen Loße. Und es lag auch gerade
in germanischem Glaubentume jene Offenbarungs
Lehre in einem Grade vorgezeichnet als sonst nirgends.
Dazu kam, daß dasselbe allmählich mit eigens christ
lichen Anschauungen seit lange durchsetzt war, die
jene Söldner mit heim brachten, aus denen nach dem
zweiten Jahrhunderte die römischen Legionen mehr
und mehr sich bildeten. So vernehmen wir aus
einer eddischen Erzehlung, daß ein Ankömmling im
Jenseits in dreien Sälen nach einander die nemliche
Gestalt immer tronend erblickt und dann beschieden
wird: es sei der Hohe, der Eben-Hohe, der Urgleich-
Hohe, und seien doch nicht drei Hohe, sondern der
eine Wodan! Also bereits die Dreifaltigkeit.
Namentlich im nördlichen Chatten-Lande, dem s. g.
fränkischen Hessen-Gaue, sind Heidentum und Christen
tum über zwei Jahrhunderte zusammen bestanden,
sich wechselsam beeinflußend; wie dann überhaupt
unsere mittelalterische Kirche — und nicht zu ihrem
Schaden — noch merklich von germanischem Wesen
durchdrungen war. Grebe versetzt sein Gedicht in