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Erirmerimg.
Da steh' ich hier am Flusse,
Schau' nach dem Ufer hin
Und denk' vergang'ner Zeiten
Mit sehnsuchtsvollem Sinn.
Einst fuhr ich dort hinüber
Das Herz voll Seligkeit;
Die aber ist zeronnen
Im trüben Strom der Zeit.
Ich saß im selben Schiffchen,
Das jetzt die Segel bläht.
Ach, was ich damals hoffte,
Das hat der Wind verweht.
Sophie von Hikfa.
Aus alter und neuer Zeit.
„Die Posaunen der Ewigkeit". Der in
Gudensberg 1666 geborene, 1733 zu Hersfeld ver
storbene Dr. Konrad Mel, welcher seine erste Aus
bildung auf dem Gymnasium zu Hersfeld erhielt,
später Professor zu Königsberg und dann Rektor
des Gymnasiums und Stifter des Waisenhauses in
Hersfeld wurde, ist durch sein weit verbreitetes Er
bauungsbuch „Die Posaunen der Ewigkeit" 76 Jahre
nach seinem Tode der Retter des ihm unterstellt ge-
wesenens Gymnasiums geworden. Der Sachverhalt
ist folgender: Unter dem General-Direktor des Unter
richtswesen im Königreich Westphalen Johannes von
Müller sollten die Staatsausgaben für den Unter
richt durch Aufhebung verschiedener, über das Be
dürfniß hinausgehender oberen Unterrichtsanstalten
vermindert werden. Bei dem aus dieser Veranlassung
von dem Staatsrathe Leist seinem Vorstande erstatteten
Vortrag kam auch die Aufhebung des Hersfelder
Gymasiuws in Anregung. Hierbei fragte von Müller
den Staatsrath Leist, ob unter den Vorständen sich
nicht ein Dr. Mel, der Verfasser eines Andachts
buches: „Die Posaunen der Ewigkeit", befunden
habe? was Leist bejahte. Dann, entgegnete der Ge
neral-Direktor v. Müller, kann ich mich zur Auf
hebung dieser Anstalt nicht entschließen; verbietet mir
dies doch das Andenken an meine längst Heimgegangene
liebe Mutter, deren Lieblingslektüre dieses Erbauungs
buch des Rektors Mel gewesen ist. — Und so blieb
das Hersfelder Gymnasium bestehen und konnte seine
segenspendende Thätigkeit fortsetzen bis zum heutigen
Tage. Z. Schwk.
Aus Heimath und Fremde.
Am Montag den 29. Oktober fand in diesem
Winterhalbjahr die erste Monatsversammlung des
Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde statt.
Nach den geschäftlichen Mittheilungen des Vorsitzenden,
Majors von Stamford, hielt der Cand. hist. Diemar
den angekündigten Vortrag über „das Wappen als
Zeichen rechtlicher Verhältnisse mit besonderer Berück
sichtigung Hessens/' Wir werden auf diesen in
teressanten, auf den eingehendsten Spezialstudien be
ruhenden Vortrag in einer späteren Nummer zurück
kommen.
Unter den vor einigen Jahren bei Mardorf in
Oberhessen gefundenen goldenen sog. Regenbogen-
schüsseln aus keltischer Zeit befanden sich auch einige
Silberstücke, welche weit seltener sind, als die goldenen.
Wir hatten kürzlich Gelegenheit, eines dieser Stücke
zu sehen. Dasselbe hatte etwa Form und Größe
eines Fünfpsennigstücks. Auf dem Averse befindet
sich die sogenannte Figur mit dem Schwurringe, auf
dem Reverse ein männlicher Kopf. Aehnliche Münzen
wurden auch bei Nauheim gefunden. Exemplare da
von befinden sich in dem hiesigen Museum und in
der sehr reichhaltigen und werthvollen Dr. G.
Gläßner'schen Sammlung hessischer Münzen und
Münzfunde dahier.
Wie die „Oberh. Ztg." meldet, hat die Jury des
großen internationalen Wettstreites für Industrie,
Wissenschaft und Kunst zu Brüssel der Elw ert'schen
Verlagsbuchhandlung in Marburg für die Ausstellung
folgender Verlagsartikel: „Hessische Holzbauten" von
Konservator Bickell, „Hessische Silberarbeiten" von
Professor von Dr ach, „Bilderatlas zur Geschichte
der deutschen Nationalliteratur" von Archivrath
Könnecke, „Weltgeschichte der Kunst" von Professor
Ludwig von Sybel, die goldene Medaille
zuerkannt.
Das fünfaktige Trauerspiel unseres hessischen Dich
ters G u st a v K a st r o p p „ Jussuf und Suleika",
über welches wir in Nummer 14 und 15 unsrer
Zeitschrift berichtet haben, hat bei seiner ersten Auf
führung am königl. Theater zu Hannover einen leb
haften Erfolg errungen. Die Darsteller und der
Dichter wurden mehrfach gerufen.
Bei dem furchtbaren Brandunglück, welches am
29. Oktober über das friedliche Ackerbaustädtchen
Hünfeld hereingebrochen ist, sind 117 Häuser, unge
rechnet die Nebengebäude, ein Raub der Flammen
und über 1000 Menschen obdachlos geworden. Große
Noth ist eingetreten, aber auch die öffentliche Mild
thätigkeit hat sich wieder im schönsten Lichte gezeigt.
Zahlreich sind die Gaben an Geld, Nahrungsmitteln
und Kleidern, welche den armen Abgebrannten bereits
zugeflossen sind, aber es gilt immer noch viel zu
thun an Werken der Nächstenliebe, und weitere
Spenden, namentlich an Geld und Nahrungsmitteln
sind immer noch dringendes Bedürfniß. — Einige