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gefehr der juncker v. Wichdorsf von der jagd
kommende surüber gangen. Deme hat sie es an
gethan, daß selbiger von stundt an nit hat von
ihr laßen können. Darob sich männiglich ver-
wundtert, auch des Junckern Haußfrau, so eine
auß dem hauß Wtera undt eine gar feine tugendt-
sahme Frauwe geweßen, gar schwehr abgegrämet.
Da aber der altte jeger des Dingß inne wordten,
hat er sich, Wehlen er des junckern Heßen feindt,
hefftig ertzürnet und seine tochtter, alß sie wiedter
am börnlein geseßen undt des Junckern gewarttet,
in Zorn erstochen. Darvon heißet solch börnlein
der Jungffern-born. Des Junckern Hauß
frau ist auß gram schier von sinnen kommen,
hat sich vom schloß (Nydenstein) verlausfen undt
ist in altten teychborn todt fundten wordten.
Darvon solcher der Frauwen-Born genennet
wirdt. Der altte jeger aber, so Uniterm Nhden-
stein dem Junckern am gehöltz auffgelaueret, hat
nach selbigem zwahr mit dem spieß geworffen,
ihme aber nichts anhaben können, Wehlen seine
tochtter dem Junckern ein gut kräutlein inß wamß
geflicket. Hat ihn der Juncker ergriffen, über-
weldtigt undt in ein tieff wasserloch allda ge-
stürtzet und heißet dahero solches noch heuttiges
tags der Sprinckels-born.
4.
Die Burg zu Heßerodt stehet auff einen tieffen
undterirdtischen see odter Weyher undt die Nixlein
darinnen hüthen den Grundtbau, dannen sie
sonsten untter gehet; Dafür wirdt ihnen aller
7 Jahr ein seel, so in den Burgk-graben fettet
undt wenn auff solchen graben, der nit zu- noch
Abfluß hat, auch niemahlen frieret, die meer-
linßen einmahl nit blühen, so mahnen sie ihre
schüldtigkeitt. Solche ist nun einmahl in Ber-
geßenheitt gerahten, da der letzte Heß, so allda
gewöhnet, lang auff den sterbebett gelegen. Da
er nun die Uncke immermehr darnach hat ruffen
hören, ist er endtlich auffstandten undt auff die
brücken geschlichen, allwo ihme der Pfarrer undt
Meßner begegnet, so ihme die letzte Oehlung
bringen wollen. Da nun solcher vernommen, daß
die Nucken den Kranken geruffen, hat er in großen
eyffer deme Meßner das weyhwasser entlaßen,
selbiges in Graben gesprenget undt die uncke sambt
ihren Nixlein in Gottes Nahmen gebannet. Darob
der Krancke hefftig erschrocken undt von der
brücken inß waßer gefallen auch nit wiedter
fundten wordten undt haben die seinen nit lang
darnach die Burgk verlohren. So untter Landt-
graff Henrico ferreo geschehen. (Burg Hessenrode
war nachher im Besitze des Holzsadtel'schen Edel
geschlechts (um 1383). Nach dessen Aussterben
1526 kam sie an die v. Baumbach und v. Wallen
stein, 1550 an die v. Rehen und später an die
von Oynhansen, in deren Besitz sie noch ist. Die
alte Burg ward im 30 jährigen Kriege zerstört
und nachher auf der alten Burgstütte nur das
Herrenhaus nothdürftig wieder hergestellt. Es ist
noch mit Wall und tiefem Wassergraben umgeben.)
5.
Da Henricus Heß v. Wichdorsf, der elterc, ge
lobet, hat in Vennden ein gottloßer Sohn seine
stiff-muttern erschlagen undt seinen Vattern mit
gisst vergeben undt da solcher an sterben, hat er
annoch das hehl. Sacrament begehret, darvon er
wundterbahrlich geneßen. Undt da der Sohn die
thatt geleugnett, hat alles volck verlangt daß ein
Gottes-ordteill darob scheidten sollen. Ist Henricus
aber alß ein staab-Richtter darzwischen getretten,
wehre ohnerhörtt und eine todt-.Sündt, daß ein
Batter alßo mit den eygen kindt streckten sollt.
Solches dahero auch nit geschehen; da sich aber
der Uebell-thetter deß gefreuet undt gar frevent
lich verschwohren, "hat ihn ein jeher Wetterblick
auff der mahlstadt vor allen volck erschlagen, ob-
wohlen kein wölcklein an Himmel geweßen, daß
menniglich vor schrecken auff die Knye gefallen.
Henricus aber hat von stundt an den Richtter-
Staab niedter geleget und nimmer wiedter ahn-
gerühret, Wehlen ihme Gott der Herre das Richtter-
Ampt selbsten auß denen hendten genommen.
6.
Auffn Nydenstein hat es allerhandt felß-klüfft,
darin Querchlein gewöhnet, so Niemandts ein
lehdt gethan. Alß aber Bolpcrt Heß v. Wich-
dorsf Haußgemahl, Frau Jrmcngardt untter der
Burgk gen Morgen ein gerttlein gehabt undt
darinnen allerhandt köstlich würtz- und balßam-
kreuther, sindt die Querchlinge des nachtts Herfür
kommen in solch gerttlein undt haben den tljau
von denen würtz-beethen abgetzogen, darbey aber
die beeth vertretten, auch sonsten schabten gethan.
Solches hat die Burgkfrauw höchlich verdroßcn
undt hat sie in ihren zorn die Querlinge ver
wünschet, daß sie bis an der Welt endt nit mehr
auß ihren löchern kommen dörffen. Es haben
aber die Querchlein anß rach davor der Edtel-
frauen jüngst töchtterlein Juttam, da solches
hintter der Burgk in graß gespiehlet, in ihre
löcher gclocket, daß die Frau endtlich für gram
vergangen. Aller 7 Jahr lassen die Querchlinge
solch töchtterlein eynmal herauß, ehe die Pfingst-
Sonne aufgehet, sitzet untter den klippen gen
Wichdorf zu an öbersten börnlein undt trocknet
sich die äuglein mit ihren langen gehlen haaren,
wie solches vor zeitten viel leutt gesehen. Wannen
einmahl ein rechter Erb auß deme Heßen-Ge-
schlecht kombt, der 7 Töchtter hat, können sie
solch töchtterlein erlößen. Müßen aber auffn