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ein durch dm Tod entrissener Mitglieder: des
durch Borträge und Schriften auf heraldischem
Gebiete wohlbekannten Hauptmanns v. L'Estocq
und des durch die Erforschung der Geschichte
von Marburg sehr verdienten General-Superin
tendenten Dr. Kolbe, beide zu Kassel verstorben.
Zum Andenken dieser beiden Mitglieder erhoben
sich auf seine Aufforderung die Anwesenden von
den Sitzen.
Der Schriftführer des Hauptvereins, Herr
Secretär Stern von Kassel, erstattete Bericht
über die Verhältnisse desselben im verflossenen
Jahre: Mitgliederzahl 1303, Abgang durch Tod
31, Angabe von Namen und Wirksamkeit der
Verstorbenen, Schriften - Herausgabe, Wachsthum
der Sammlungen durch Tausch und Geschenke,
Vortrüge in den Monatsversammlungen, Aus
flüge u. s. w. Der Kassenführer, Herr Custos
Lenz von Kassel, erstattete Bericht über den
Rechnungs-Haushalt. Es beträgt die Summe
der Einnahme: 5849 M. 52 Pf.
der Ausgabe: 5341 M. 60 Pf.
sodaß ein Kassenbestand von: 507 M. 92 Pf.
verbleibt, von welchem noch eine ansehnliche
Buchdruckerrechnung zu bestreiten ist. Der Vor
sitzende bemerkte, daß die Rechnung durch Herrn
Kataster-Kontrvleur Schmeißer zu Hersfeld ge
prüft und von diesem in keiner Weise beanstandet
worden sei, und forderte die Versammlung zur
Entlastung des Kassenführers auf, welche sodann
erfolgte.
Ohne Widerspruch ergingen weitere Beschlüsse:
Beibehaltung des bisherigen Jahresbeitrags von
3 M., Fortgewührung eines Zuschusses zur Al
terthümersammlung auf dem Schlosse zu Mar
burg mit 450 M. auch für 1888/89, Abhaltung
der nächsten Jahres-Versammlung zu
Marburg. Bezüglich der Wahl der Kas
seler Ausschußmitglieder bemerkte der
Vorsitzende, daß bereits den Statuten gemäß zu
Kassel eine Vorwahl am 18. Juli d. I. statt
gefunden habe und in dieser die bisherigen Aus
schußmitglieder im Allgemeinen zur Wahl gestellt
worden seien, also folgende Herren: Major a. D.
v. Stamford, Bibliothekar Dr. Lohmeyer,
Museumsdirector Dr. Pinder, Custos Lenz,
Secretär Stern und Rogge-Ludwig; die Ver
sammlung habe definitive Wahl vorzunehmen
und dabei den Vorsitzenden besonders zu wühlen.
Auf Vorschlag des Herrn Pfarrers Wisse-
mann von Kassel wurde die Wiederwahl
der Vorgeschlagenen und des Herrn Majors a. D.
v. Stamford als Vorsitzenden einstimmig ge
nehmigt. Der Vorsitzende erklärte für sich und
die anwesenden Ausschußmitglieder mit dem
Danke str das gezeigte Vertrauen die Annahme
der Wahl und versprach Benachrichtigung der
nicht Erschienenen. Sodann machte derselbe
Mittheilung, daß in der Ausschußsitzung der
Vorschlag beschlossen sei, von Beschickung der
Generalversammlung der deutschen Geschichts-
und Alterthumsvereine, welche in diesem Jahre
zu Posen stattfinden solle, wegen der großen
Entfernung abzusehen, und dankte für die
inzwischen dem Verein gemachten Geschenke,
namentlich die im Verlage des Herrn Buch
händlers Schmidt zu Hersfeld (Höhl'sche Buch
handlung) von Herrn Postdirector Vigelius
dortselbst herausgegebenen „Denkwürdigkeiten von
Hersfeld". Darauf kamen Exemplare der letzten
Nummer der in Kassel erscheinenden Zeitschrift
„Hessenland" zur Vertheilung, und wurde an
Stelle des wegen Unwohlseins nicht mitgereisten
Herrn Rogge-Ludwig von Secretär Neuber zur
Weiterverbreitung aufgefordert.
Der Vorsitzende erwähnte dann, daß schon
früher bei der Jahresversammlung von 1868
die Bildung eines Zweigvereins zu Hersfeld ge
plant worden, und wies aus die Bedeutung
und den Nutzen eines solchen hin, er sprach die
Hoffnung aus, daß das früher geplante Werk
jetzt zu Stande kommen werde. Er gedachte
weiter der von dem zu Kassel verstorbenen Bau
rath Müller vor 50 Jahren entworfenen Zeich
nungen und Pläne der Ruine der Hersfelder
Stiftskirche, welche vielleicht noch einer Dar
stellung derselben zu Grunde gelegt werden
könnten.
Hierauf hielt Herr Gymnasiallehrer Hafner
von Hersfeld den angekündigten Vortrag: „die
Abtei Hersfeld bis zum Ende der
Hohenstaufenzeit."
Derselbe bemerkte einleitend, daß die Kloster
chronik Lamberts vom 11. Jahrhundert verloren
gegangen, und wir deshalb auf die allgemeinen
Geschichtsquellen angewiesen seien, anderer älterer
Chronisten zu geschweige«, welche die Lambert'sche
Chronik benutzt hätten, daß übrigens Wenck
und Rommel Verdienstliches geleistet, dann
Piderit eine Schrift über Hersfeld verfaßt, die
dann Vigelius jetzt neu herausgegeben, und
endlich Arnold einen kleinen Aufsatz über Hers-
seld hinterlassen habe. Der Hauptinhalt der Fest
rede war folgender: Die erste Niederlassung zu
Hersfeld datirt aus der Mitte des 8. Jahr
hunderts, nach Lambert von 736, also noch aus
der Zeit der Herrschaft der Merowinger, wo
Bouifacius' Schüler Sturmius mit seinen Ge
fährten zur Anlegung eines Klosters ausgesandt
zuerst nach Herolsesfeld im Buchenlande
(Buchonia) gekommen und sich daselbst an
gebaut habe. Diese Niederlassung fand jedoch
nicht Billigung des Meisters, woraus Sturmius
weiter stromaufwärts fuhr und Fulda gründete