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Göttersage fort und wandelte sich in ihrem treuen,
redlichen Gemüte zum lieblichsten Mährchen, das
der Gebildetsten einer erst durch Bauernmund
der ganzen Nation zu eigen geben konnte. Von
der Treue des Bauernherzens zeugt auch der kleine
Hans. Gott behüte den Bauernstand in seiner
Eigenart und schütze ihn, das fruchtbare Ackerland,
indem so viele gute Keime schlummern, vor den
Maulwürfen, welche es unterwühlen und die zu
künftige Saat vernichten wollen. K. K.
. —-—
54. Jahres -Versammlung
des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde zu Hersfeld.
Am 30., 31. Juli und 1. August fand zu H e r s -
feld die 54. Jahres-Versammlung des
Vereins für hessische Geschichte und
Landeskunde statt.
Obwohl die Witterungsverhältnisse sich seit
Jahren nicht so ungünstig gestaltet hatten, wie
in diesem Jahre, und bei der Ankunft in Hersfeld
heftige Regengüsse die Wege durchweichten, fand
sich doch eine große Zahl von Teilnehmern aus
verschiedenen Orten unseres engeren Vaterlandes
ein, und es kamen sogar denselben durch die
Geburt Angehörige, jetzt in anderen Stellungen
auswärts, aus den Nachbarlanden, wie Celle,
Heiligenstadt u. a. O. Seitens der Bewohner
der Stadt Hersfeld wurden die Gäste auf das
Freundlichste empfangen, und bei der geselligen
Zusammenkunft im Locale der Gesellschaft „Ver
ein" am Abend des 30. Juli herrschte eine
fröhliche Stimmung, gehoben durch die Klänge
der Militärmusik, welche das zu Hersfeld liegende
3. Bataillon des thüring. Infanterieregiments
Nr. 32 in entgegenkommender Weise der Ver
sammlung gestellt hatte. Freute sich doch Mancher
einen alten Freund aus dem Hessenlande wieder
zusehen, und wurde andererseits manch neues
Freundschaftsbündniß geschlossen. Aber auch
dem Ernste der Sache wurde Rechnung getragen.
Nach der üblichen Weise fand in einem Zimmer
des Dereinshauses zur Vorbereitung der Tages
ordnung in der öffentlichen Versammlung und
Besprechung sonstiger Angelegenheiten eine
Sitzung des Gesammt-Ausschusses statt,
an welcher sich folgende Herren betheiligten:
von Cassel: Major a. D. v. Stamford,
Custos Lenz, Kreisgerichtssecretära. D. Stern,
Bibliothekar Dr. Brunner; von Marburg
Archivdirector Dr. Könnecke; von Hanau:
Dr. pllil. Wolfs und Dr. Eck. Eisenach,
(Die Städte Fulda, Schmalkalden und Rinteln
waren nicht vertreten.)
Zum Haupttage, 31. Juli, brachten Hersfelder
Zeitung und Hersfelder Kreisblatt ein passendes
und schönes Gedicht, mit der lleberschrift: „Der
eiserne Hut am Rathhaus zu Hersfeld und das
steinerne Kreuz im Finsterthal," von I. R.
Die Zahl der Festtheilnehmer hatte sich inzwischen
vermehrt. Nachdem die Meisten derselben die
zu den ältesten im Hessenlande gehörige und sich
einer reichhaltigen Geschichte erfreuende Stadt
Hersfeld durchwandert und mancherlei Sehens
würdigkeiten dortselbst, wie Rathhaus und
Stadtkirche, in Augenschein genommen hatten,
begann um 10 Uhr Vormittags die öffent
liche Versammlung in der Aula des unter
dem verstorbenen Gymnasialdirector Dr. Wil
helm Münscher so berühmt gewordenen
Gymnasiums. Es war dazu außer den bereits
genannten Vorstandsmitgliedern und den Fest-
theilnehmeru eine Anzahl von Herren und
Damen der Stadt erschienen. Eröffnet wurde
die Versammlung durch den Vorsitzendeu des
Vereins, Herrn Major a. D. v. S t a m f o r d.
Derselbe bezeichnete die Wahl von Hersfeld, wo
bereits vor 20 Jahren, am 17. Juli 1868,
ebenfalls eine Wanderversammlung des Vereins
getagt habe, als eine glückliche, wegen des hohen
Alters und der Bedeutung der Stadt, bemerkte,
daß die diesjährige um die nämliche Jahreszeit
habe abgehalten werden sollen, jedoch wegen der
Trauer um imsern vielgeliebten Kaiser Friedrich
habe verschoben werden müssen, gedachte der
früheren Vorstandsmitglieder, von denen leider
manches schon dahingeschieden, und des Wachsens
der Mitgliederzahl, und schloß mit dem Wunsche,
daß auch die diesjährige Jahresversammlung
gleich den bisherigen nutzbringend für den Ver
ein sein möge.
Hierauf begrüßte Herr Bürgermeister Braun
von Hersfeld im Namen der Stadt die Ver
sammlung, in warm empfundenen Worten die
Hoffnung aussprechend, daß man die Wahl von
Hersfeld gewiß nicht zu bereuen haben werde,
da dessen Vorgeschichte ein großes und allge
meines Interesse darbiete, und man es sich da
selbst wohl sein lassen möge.
Herr Major v. Stamford dankte Namens
des Vereins für die freundliche Bewillkommnung
und gedachte zweier in diesem Jahre dem Ver-