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seiner Poesie gehören. Das eine „An dem Azis-
born", einen im Eichholz, nahe dem jetzigen Bahn
hof, hervorsprudelnden Bergquell, an dem er auf
seinen Spaziergängen manchmal geruht, mit dessen
Hellem Wasser er sich manchmal erquickt haben
mag, das andere „Auf den Grabhügel seines
Bruders Georg," der während seiner Abwesenheit
in Gelnhausen im Hause des Rektor Cremer,
dem er von dem Oheim zur Erziehung übergeben
worden, gestorben war.
Lottichs Studien waren vollendet. Der Jüng
ling war zum Manne gereift. Und nun begann
für ihn ein neuer Lebensabschnitt: die Zeit seiner
Wanderungen, wo er als Führer und Lehrer einer
Anzahl junger Leute edlen Geschlechts Frankreich
und Italien, das Land, in welchem damals die
klassischen und naturwissenschaftlichen Studien
blühten, sah und, andere lehrend, seinen eigenen
Gesichtskreis erweiterte und neue Kenntnisse
sammelte. (Schluß folgt)
^schichte der Muberbanöe des „allen Druckers".
Von Ludwig Mohr.
(Fortsetzung.)
Einmal im Zuge ging es nun nach der Stein
mühle au der Diemel, wo die Hausthür unter
Feuerjo und Mordio mit einem Rennbaum ein
gerannt wurde. Der Besitzer der Mühle, Strie-
pecke, welcher mit seiner Ehefrau in der Stube
gleicher Erde schlief, erwachte beim ersten Anrann
und floh mit seiner Frau unbekleidet in den
dritten Stock. Indessen erbrachen die Räuber
durch Abklemrnung der Thürbekleidung die Thür
zu der unteren Stube. Ehe sie jedoch eindrangen,
gab Einer derselben einen Schuß nach dem Ehe
bett ab, von dem man anderen Tages die Schuß
löcher, die von grobem Rehhagel herrührten, in
dem Bettvorhang, dem zurückgelassenen Rock der
Müllerin und in der weißgetünchten Kalkwand
hinter dem Ehebette vorfand. In dieser Stube
raubten die Mordgesellen einen mit Silber be
schlagenen Meerschaumkopf, ein paar silberne
Schuhschnallen und eine Pistole. Dann stürmten
sie in den zweiten Stock, feuerten jedoch, ehe sie
unten die Stube verließen, noch einen Schuß ab
nach der, dem Bette gegenüber befindlichen Wand,
in welcher sich später eine Menge zerhacktes Blei
vorfand. Im zweiten Stock öffneten sie mittelst
eines, aus der unteren Stube mitgebrachten
Schlüssels einen Schrank, erbrachen einen andern
und eine Koinmode und raubten daraus: 3 Ka-
rolin, 5 Louisd'or, 1 Dukaten, 40 Reichsthaler,
9 silberne Eß- und 5 dergleichen Theelöffel nebst
einer Partie Kleidungsstücke. Dann zogen sie
davon.
Die Striepecke'schen Eheleute befanden sich in
dessen im dritten Stock in Todes-Aengsten. Das
Rauschen des Mühlwassers, das tosend über die
Mühlenräder stürzte, war so laut, daß sie nichts von
dem Abzug des Gesindels gewahr wurden. Erst
dann, als die Morgensonne durch die Fenster
schien, wagten sie sich aus ihrem Versteck und
schüchtern in die Mühle hinunter. Sie hatten
also von der ganzen Bande auch nicht einen zu
Gesicht bekommen. Erst später erinnerten sie
sich, daß einige Wochen vor dem Raube ein
Mensch auf der Mühle gewesen war, der auf
Brandbriefe gebettelt hatte. Aus der später ein
geleiteten Untersuchung ergab es sich, daß dieses
der große Hann-Peter gewesen war. An dem
Raube aber waren alle die betheiligt, die den
Einbruch in Welda bei dem Pastor Rappe mit
gemacht hatten.
Die Bande nahm ihren Rückweg, au Stadt
bergen vorüber, nach der Bredelarer Eisenhütte,
wo sie von den Drucker'schen Töchtern und Anderen
bereits erwartet wurde. Dort nahmen sie die
Theilung des Raubes vor. Als dieses geschehen,
entfernten sich die Frauenzimmer; auch Weiden
baums Görg und sein Schwager Siepel verließen
die Gesellschaft. Kaum waren sie außer Seh
weite, da erschien der Rentmeister Baum von
Bredelar mit einer Anzahl von Häschern, nahm
die Uebrigen, sechs an der Zahl: den alten
Drucker, den schwarzen Liborius, den großen
Hann-Peter, Gilbert Eller, Lehser und Gäul-
Afromche gefangen und lieferte sie an die Groß
herzoglich Hessische Justizbehörde zu Arnsberg
aus. Man fand bei ihnen eine große Partie
aus dem Raube von Welda und der Steinmühle
herrührender Gegenstände.
Das Großherzogliche Hosgericht zu Arnsberg
unterzog sich darauf der langwierigen und schwie
rigen Prozedur gegen diese, alles Eigenthum und
die menschliche Gesellschaft so sehr gefährdenden
Menschen, die bis zum letzten Augenblicke leugneten.
Fast 5 Jahre währte die Untersuchung, die, trotz
des Leugnens der Räuber, zu ihrer Verurteilung