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hat ihn der altte Erhbischoff, so ein Vetter ge-
weßen undt Daniel Brendell geheißen, gar ge-
nedtig auffgenommen undt in seinen Dienst ge
nommen. Nach etlichen Jahren ist er in Kayserl.
Dienst gangen undt mit nacher Welsch-Landt
getzogen, wo er auch 6 Jahr blieben. Alßdannen
ist er mit nach Himgaru marchiret, allwo die
Türcken eingefallen. Daselbsten ist er alß ein
Ridtmeyster an vielen ortten gelegen, vor
Canischa durch die Axel geschoßen, daß er 3
Monath daran gelegen, endtlich Wardt er Anno
1589 aufs einen streiff-zug gefangen, da die
Türcken einen Hindterhaldt geleget. Haben ihn
die Türcken-Hundte vor einen sclaven verlausten
wollen, es hat ihn jedoch ein fürnehmer Türck,
so Eljan Bassa geheißen undt deme
Melchior alß ein gar stattlicher Kriegsmann
wohl gefallen, zu sich undt mit nach seinen schloß
in der Türckey drinnen genommen, mit namen
Kara Dagh nit gar weit von Hadrianopolis.
Allda ists ihm wohl gangen, dannen er baldt
des Bassen Stallmehster wordten und ihme
solcher alles undter handten geben, alßo daß er
deßen Major domus undt bester freundt ge-
weßen. Hat ihme auch sehne tochtter sambt
großen Guth zum Weib geben wollen, so er von
deme wahren Gott abfallen undt sich zu deme
großen Lügen-Propheten Mahomet bekehren
thete. Solches hat Melchior aber nit gethan,
undt da zum glück baldt darauff die tochtter ge
storben, ist er der Sach ledtig wordten. Die
Jahr sindt darauff allgemach verflossen undt hat
er sich drein ergeben, daß er sein Vatterlandt
undt die seinen nit wiedter sehen würde. Gott
der Herre hat es aber geschicket, daß der Bassa,
als er todt-kranck wordten, Melchiorn auff seinen
sterbe Bett loß gesprochen undt vor allen Hoff-
gesindt verordnet hat, daß man ihn nach seinen
todt frey undt ohnverhindtert wiedter in sein
Vatterlandt ziehen lassen, ihme auch vor seine
langjehrigten treuwen Dienst eine Verehrung von
1000 Ducaten auß zu betzahlen verordtnet,
sambt den besten Roß, so er sich erwehlen solldt.
Da nun Anno 1610 Eljan Bassa in Herbst
verstorben, hat sich Melchior zur Heym-Reyß
gerüst undt alles getreulich entpfangen, wie er
verordtnet. Ist über Constantinopol zu schiff
nach Venetig gerayßet, sich allda wohl umb-
gesehen, undt wiedter rittermeßig equipiret, alß-
dann übers Gebürg nacher Augspurg getzogen,
weitters nacher Ulmen undt von dannen nacher
Darmbstadt. Allwo er aber die Ding sehr ver-
endtertt fundten, wie auch darauff in Meentz.
Nach viel fragenß hat er allda mit viel müh,
noch ettliche fundten, so er vordeme gut geken-
net, sich seyner aber kaumb besinnen können.
Auf derselbigen raht hat Melchior nun
nach hauß geschrieben, aber erst nach ettlichen
Wochen antwortt erhaldten, darauß er abnehmen
können, daß man mißtrauen geheeget. Hat sich
darauff nach raht seiner freundte auff Fuldta
begeben, allwo der Abt, ein geborener Herre
v. Schwalbach, sein naher Vetter geweßen.
Solcher hochwürdigster Herre hat sich bei Jörgen
v. Haarstal, deme altten Hattenbach undt viel
andtern, so der fachen Bescheydt gewußt, wohl
erkundtiget, darnach auch , als Melchior Wohl
erckennet wordten undt nit mehr zu zweyfflen
geweßen, deßen Bruedter-sohn kommen laßen, so
aber gar frembd gethan undt sich ahnfengklich
gar nit hat findten laßen wollen.
Es ist nemblich Melchioris Brudter
Daniel*) allbereits Anno 1593 mit Todt ab-
gangen, hat 3 Frauwen gehabt, 1) Catharinam
v. Gndenspergk, darnach 2) Mariam v. Hardten-
bergk undt 3) Annam v. Papenheimb, so beydte
Kindter-loß blieben. Da nun Melchior
Heß v. Wichdorff, nachdem er in die ge-
sengniß derer Türcken geiahten, daheymb für
todt gesaget wordten, auch nit mehr von sich
hören lassen, hat sich sein Brudter Daniel seines
hab- undt guths alß sein Erb ahngenommen
undt ist solches nach seinen abschehden ettliche
Jahre darauff, auf deßen Sohn Daniel Wil
helmen kommen. Dannen dießer Sohn bey
des Vattern todt auch (in frantzößischen Diensten)
absent geweßen undt vor todt außgeben wordten,
dahero sein Vatter in seinen Testament! seine
Seitten-Verwandten, die v. Hattenbach, v. Löwen
stein, v. Bußeck, v. Schweinspergk undt v. Schwal
bach zu Erben eingesetzet gehabtt, auch Landt-
graff Mauritius allbereit Anno 1594 die Lehen
deme küchen-Meyster Wolfen v. Carlowitzen auff
getragen gehabt. Hat dannenhero Daniel-
Wilhelm, alß er Anno 1595 auß Frankreich
heymb kommen nur mit großer müh wiedter zu
dem Erb kommen können, ungeachtet ihme anno
1593 schon Belehnung geschehen sollen. Wird
ihme dahero hispanisch fürkommen seyn, da sich
auch der altte Ohm noch eingestellet undt sein
Erb von ihme haben wollen. Hat aber doch
sein müssen, sich dahero mit raht beederseits
* Daniel selbst hatte während der langjährigen Ab
wesenheit seines Bruders Melchior auch nicht müßig zu
Haus gesessen. 1575 warb er für die Hugenotten in
Frankreich eine Fahne Reisige in Hessen, die er dem Prinzen
Conds zuführte. Nach der Rückkehr aus diesem Feld
zug warb er 1578 im Auftrag des Herzogs Johann
Casimir von der Pfalz abermals eine Fahne Reuter für
Wilhelm v. Oranien und zog mit ihnen der Sache der
Niederlande zu Hilfe, erkrankte aber dort am Fieber, lag
lange zu Antwerpen darnieder und kehrte 1579 zurück.
Später nahm Daniel Rittmeister-Bestallung des Herzogs
Ludwig von Wirtemberg und Teck an und unterhielt bis
zu seinem Ende Verbindungen am dasigen Hof. (St.
Arch: 12 Aug: 1584)