ertrage zur
»eschichte öes Mäötchens WMnstein und der
Uanülie Keß v. Wichdorff.
Herausgegeben von Ernst Wolsgsng Heß v.'Wichdorff.
II. Theil. *) 4( : ii Yvitv
Anno 1551 da Landtgraff Philippus zu
Niedterlaudt gefangen gehallten undt man endt-
lich seiner uit andters, alß mit Krieg erlösten
können, auch schon alles darzu bestellet gewesten,
hat man solches deine altten Landtgraffen kundt
thun wollen, ist Hanß-Curth Heß v.
Wichdorff, Curthen söhn, aufs Simonis undt
Judä zu deme jungen Landtgraffen bestellet undt
ihme eröffnet, weilen er ehedem mit seines Nat
tern Kriegsvolck zu Niedterlandt gewesten, offt-
mahlen da hin undt wieder geleistet und der
gelegenheit wohl kundtig, soldte er dahin reitten
undt deme Landtgraffen Philippo solche bott
schafft hintterbringen. Worzu er auch willig
wordten, diewehlen er vordeme, da er noch ein
Cammer-knab, auch nachhero alß ein Hofs-Junker,
viel umb den altten Landtgraffen gewesten undt
ihn gar werth gehallten. Hat ihme dann der
junge Landtgraff Wilhelm alles offenbaret, wie
er solches seinen Herrn Nattern sollen auß-
richtten, auch ihme alß ein Creditivum ein
briefflein mitgeben, welches ja in kehnes Men
schen handt, alß des alten Herrn selbsten kom
men dörfft. Darauf Hanß-Curth aydt undt
handtschlagk geben müßen. Worauff er flugs
die Reyß ahngetretten, auch gen Mechelln kom
men, aber den altten Herrn nit sehen können,
wehten Er niemands annehmen dörffen, alß den
Doctorem. Solchem Doctori hat Hanß-Curth
Heß v. Wichdorff wohl vertrauen dörffen,
ihme auch das Briefflein geben, darauff einen
Recipiß-Zettel von des alten Herrn ehgen Handt
entpfangen benebst mündtlichen beschehdt an den
jungen Landtgraffen, wormit er eylends wiedter
darvon geritten. Es hat ihn aber ein Jüd,
Joöl genandt auß Frankfurth, erkennet undt
argkwohn geschepfet, auch denen Hispanischen
verrathen, welche Curthen dermaßen nachgesetzet,
daß sie ihn vor der stadt Aachen ereylet.
Da nun Curth gesehen, daß er nit entrinnen '
mögen, hat er des altten Herrn briefflein zu-
* Alle Rechte vorbehalten.
ßammen gekäuet undt in der flucht noch über
einen Zaun gesphen, so daß sie selbiges nit bey
ihme fundten. Gleichwohlen ist er nach Aach
ins Gefengniß bracht undt so graußamb tor-
quiret wordten, daß er schier den geist auffgeben
müßen, auch zeittlebens krumb undt lahm
blieben. Undt da nicht von ohngefehr der
junge Herr v. Bühren, so Hanß-Cur
th en gar wohl gekennet, dahin kommen
undt seines Unglücks inne wordten wehre, sich
auch seiner gar ernstlich ahngenommen hätte,
wehre er leichtlich allda im Kerker umbkommen.
Ist alßo Hanß-Curth gar elendiglich heim
kommen, hat aber doch seinen Herrn durch seine
standthafftigkeit Wohl gedienet und alß Landt-
. gross Philippus im Herbsten endtlich wieder er
löstet wordten und Hanß-Curth ihme auffge-
warttet undt seine außgestandtene tortur er-
zehlet, hat ihme der altte Herre gar gnedtiglich
gedancket, ihme auch einen güldtenen Ringk ver
ehret undt ihme mit denen wortten auf die
schultter geklopfet: „Lieber Hanß-Cordtell,
ich will Dir ein genedtiger Herre seyn
undt soll solch bewießene Treu Deinen
Kindtern undt Kindts-kindtern biß
inß viertle gliedt wohl vergolten
werbten." Ist aber solch Fürstlich wortt gar
baldt vergehen wordten, wie schon sein Sohn
Melchior Heß v. Wichdorff erfahren.
Anno 1565 ist Hanß-Curth aufs Galli-
Abendt an der Gicht schlich verstorben und hat
seine Haußfrau Elsbethen, so eine v. Wil
dtungen geweßen benebst zween Söhnen,
Melchiorn undt Danielen hintter sich ge
laßen, denen Johannß v. Wildtungen undt
Reinhardt Schenck Vormundter wordten.
Anno 1568 aufs Pfingsten rayßte Melchior
Heß m Wichdorff mit Christoffelu von der
Malßburgk, Hanß Schuernschloßen undt mehr
andtern Junckern nach Mcentz, sich allda umb
uschen, nähme daher keinen svndterlichen Ab-
chiedt daheym, ist aber erst nacher 44 Jahren
wiedter kommen. Denn da er dahin kommen,