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geliebten, so treu gepflegten Gemahl, die Kinder
beweinen den liebevollen Vater, die hochbetagte Mutter
beklagt den Verlust des einzigen Sohnes, das königliche
Haus vermißt sein theures Haupt, und das Volk
klagt um den Heimgang seines heißgeliebten Landes
vaters. Seine edle Männlichkeit, seine machtvolle
Erscheinung, sein ritterlicher Sinn, seine Leutseligkeit
und Freundlichkeit gewannen ihm frühzeitig die Herzen.
Vor Allen hingen mit Begeisterung ihm die an,
welche unter ihm gekämpft und gesiegt hatten. Der
Süden und der Norden Deutschlands waren in der Liebe
zu ihm, in dem Vertrauen zu ihm geeinigt Allein
trotz der Höhe, auf der er stand, trotz des Ruhmes,
der ihn umstrahlte, trotz der Liebe, die ihn umgab,
war es doch ein Weg tiefster Selbstverleugnung, den
ihn Gott geführt hat. An einem der Gedenktage
aus der Zeit der Befreiungskriege, am 18. Oktober
im Jahre 1831 geboren, wurde er in einem Alter,
wo andere noch in der Vollkraft des Lebens und
Wirkens stehen, dahingerafft. Von Jugend auf für
den Thron bestimmt, hat er denselben nur wenige
Tage über drei Monate eingenommen. Ein Friedens
werk wollte er vollbringen; unbekümmert um den
Glanz ruhmbringender Großthaten, wollte er zufrieden
sein, wenn seine Regierung dem Volke wohlthätig,
dem Lande nützlich uud dem Reiche ein Segen sei;
Gott hat es ihm nicht beschieden, seine in der Stille
gereiften Gedanken und Grundsätze allzumal zu ver
wirklichen. Ein siegreicher Held im Kriege, hat er
sich auch als Held erwiesen im Dulden und Tragen.
„Lerne Leiden ohne zu klagen", diese Losung hat er
selbst geübt, still, ergeben, voll ungebrochenen Gott
vertrauens hat er sein schweres Geschick getragen und
mit jener erhabenen Tapferkeit, die er in zahl
reichen Schlachten bewiesen, hat er auch dem nahenden
Tod ins Angesicht geschaut. —
Das Andenken an seinen Kaiser Friedrich wird
fortleben im deutschen Volke und gesegnet bleiben
immerdar. K. Z.
Kassel. Die auf den 16., 17. und 18. Juli
d. I. in Hersfeld anberaumt gewesene General
versammlung des „Vereins für hessische Geschichte
uud Landeskunde ist wegen der Landestrauer auf den
30., 31. Juli und 1. August verlegt worden.
— Bei der achthundertjährigen Jubel
feier der Universität Bologna war seitens des
preußischen Justiz- und Kultus-Ministeriums unser
hessischer Landsmann, der Präsident der Justiz-
prüfungs-Kommission und vortragende Rath im Justiz-
Ministerium Honorarprofessor Dr. Adolf Stölzel
in Berlin, beauftragt, die preußische Regierung zu
vertreten und das Verzeichniß demnächst eintreffender,
zum Geschenke bestimmter Bücher zu überbringen.
Dr. Stölzel entledigte sich dieses Auftrages, gleich
dem Professor Dr. Hofmann, in freier, italienisch
gesprochener, mit vielem Beifall aufgenommener Rede.
Dr. Stölzel hat sich namentlich bei Herausgabe der
Bologneser Studenten-Matrikel (der aeta nationis
germanicae universitatis bononiensis) betheiligt und
ist bekanntlich in seinen literarischen Arbeiten wesent
lich mit der Receptionsgeschichte des römischen Rechtes
beschäftigt gewesen.
— Einem hiesigen Privatmann, dem Besitzer
einer der reichhaltigsten und kostbarsten Samm
lungen von hessischen Alterthümern, ist es gelungen,
ein kostbares altdeutsches Kunstwerk von großem
Werthe, das durch seine kunstvolle Ausstattung fast
einzig in seiner Art dasteht, zu erwerben. Es ist
dies ein Büffetschrank vom Jahre 1620, ein
wahres Kabinetsstück der „Kölnischen Künste, das in
sechs Abtheilungen auf den vier Vorder- und zwei
Seitenblättern die Legende vom verlorenen Sohne in
prachtvoller Holzschnitzerei darstellt. Der Büffetschrank
hat eine Höhe von fast 2 Metern, eine Tiefe von
29 Centimetern und eine Breite von ca. 1 l / a Metern.
Die erforderlichen Reparaturen sind durch den Kunst
schreiner A. Bätzing in stilvoller und kunstgerechter
Weise ausgeführt worden.
— Der seit 52 Jahren bestehende, in allen pharma
ceutischen Kreisen Deutschlands wohlbekannte Hotop'sche
pharmaceutische Verlag dahier ist mit Anfaug
dieses Jahres durch Kauf in den Besitz des Apothekers
Dr. Georg Glüßner übergegangen. Neue Auf
lagen der hauptsächlichsten Druckwerke werden daselbst
binnen Kurzem erscheinen.
Universitätsnachrichten. Nach dem aus
vorliegendem (OXIV.) Verzeichniß des Personals und
der Studirenden auf der Universität Marburg im
Sommersemester 1888 beträgt die Zahl der dortigen
Dozenten 83. Davon kamen auf die theologische
Fakultät: 6 ordentliche Professoren und 1 Privat
dozent; aus die juristische Fakultät: 6 ordentliche
Professoren, 2 außerordentliche Professoren, 3 Privat-
dozenten; auf die medizinische Fakultät:
12 ordentliche Professoren, 1 ordentlicher Honorar
professor, 2 außerordentliche Professoren, 4 Privat
dozenten; auf die philosophische Fakultät:
24 ordentliche Professoren, 10 außerordentliche
Professoren, 9 Privatdozenten und 3 Lektoren. Außerdem
wirken an der ahna Philippina: 1 Lehrer der Musik
und 1 Lehrer der Zeichenkunst, sowie 1 Reitlehrer,
die Stelle des Fechtmeisters ist nach dem vor einigen
Wochen erfolgten Tode des Fechtmeisters Christian
Harms noch unbesetzt. — Bon Aenderungen, die im
Lehrerpersonale in dem laufenden Semester in Beziehung
auf das vorhergehende eingetreten sind, erwähnen wir,
daß die juristische Fakultät an Stelle des nach Straßburg
berufenen ordentlichen Professors Dr. W. Sickel der
ordentliche Professor für Kirchenrecht und Staatsrecht,