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seinen Pflichteifer, seine Bernfstrcue, seine Kennt
nisse, seine juristische Begalnng aus, und allgemein
wird sein frühes Hinscheiden beklagt. Er starb an
Blutvergiftung, die, nach ärztlichem Urtheile, noch eine
Folge der vor achtzehn Jahren erhaltenen Verwundung
gewesen sein soll. Sein Andenken wird von allen,
die ihn kannten, stets in Ehren gehalten werden.
N- Z.
Hessische Kücherschau.
Ueber den Ursprung des zweiten, dritten
und vierten Theils der sogenannten Fuldischen
Annalen vom Jahre 838 — 887. Von A. Reih
feld. Halle. (53 S.)
In Nr. 14 des vorigen Jahrgangs des ^Hessen-
landes" besprachen wir eine Abhandlung über die
Hersfelder Annalen; heute liegt uns eine Dissertation
von der Universität Halle vor, welche sich mit einem
ähnlichen, berühmteren, Geschichtsquellenwerk, den
Fuldischen Annalen, beschäftigt. Die Fuldaer Jahr
bücher, dem Inhalte nach eine Fortsetzung der alten
fränkischen Reichsannalen, zerfallen in 4 Theile. Der
erste umfaßt die Zeit von 820 — 838 und ist von
dem berühmten Geschichtsschreiber Einhard oder von
einem fuldischen Mönche Enhard verfaßt; dieser sehr
magere Bericht über die allgemeinen Angelegenheiten
wird fortgesetzt von dem Mönche und Priester Rudolf
und umfaßt die Jahre 838 — 863, für welche er
reichhaltige und ausführliche Berichte giebt nnd so
eine wichtige Quelle für die Geschichte Ludwigs des
Deutschen bildet. Der Verfasser dieses Theiles, Ru
dolf, erweist sich als genau mit den Geheimnissen des
Hofes vertraut und überhaupt als wohl unterrichtet
über alle wichtigen Vorkommnisse. Nachdem der Ver
fasser unserer Dissertation die Stellung, den Charakter
und die wissenschaftliche Bedeutung Rudolfs eingehend
erörtert — der Fortsetzet' von Rudolfs Annalen
charakterisirt diesen bei der Erwähnung seines Todes
mit den Worten: „Ruodolfus Fuldensis cenobii
presbyter et raonachus, qui apud totius pene
Germaniae partes doctor egregius et iosignis
floruit historiographus et poeta atque omnium
artium nobilissimus auctor habebatur“ —*) ver
suchte er nachzuweisen, daß Rudolf nur einen kleinen
Theil in Fulda selbst geschrieben habe, stellt sich damit
also in Gegensatz zu Pertz, welcher N. G. S. I. 339
sagte: „Ich glanbe, daß die Annalen von 882 -
887 wie auch alle vorhergehenden Theile in Fulda
verfaßt finb“ und zu Dümmler, der auch annimmt,
daß Rudolf sich in der Regel in Fulda aufgehalten
habe. Namentlich macht den Verf. die Thatsache stutzig,
daß Rudolf Lokalnachrichten ans Fulda nur drei,
*) Rudolf, Priester und Mönch des Klosters Fulda, der
in beinahe ganz Deutschland als ausgezeichneter Gelehrter,
vorzüglicher Geschichtsschreiber und Dichter hervorragte und
für aller Künste edelsten Meister galt.
> nämlich zu den Jahren 84 l, 851 und 856 bringt,
während er ausführlich und oft und höchst anschaulicht
von Ereignissen iu und bei Mainz berichtet und solche
nur aus den Jahren 853, 854, 860 und 861 nicht
erwähnt. Weiter begründet Verf. die Vermuthung,
daß Nhaban nach Besteigung des erzbischöflichen Stuhles
von Mainz seinen ihm nahestehenden Schüler Rudolf
mit sich genommen habe. Als Bestätigung dieser
Vermuthung führt er die Thatsache an, daß von 841
an plötzlich Rudolfs Unterschrift unter fuldischen Ur
kunden nicht mehr vorkommt, welche er vorher sehr
oft theils unterschrieben, theils ganz geschrieben habe.
Wichtig für seine Vermuthung ist dem Verf. auch der
Umstand, daß Rudolf so detaillirte und anschauliche
Schilderungen aus dem Jahre 850, dem Jahre der
großen Hungersnoth, giebt, daß er zu dieser Zeit an
Rhabans Hof gelebt haben muß. Auch Schilderungen
von Naturereignissen aus der Mainzer Gegend (Erd
beben rc.), ferner ein Nekrolog des frommen Mainzer-
Priesters Probus, bestärken den Verf. in seiner An
sicht, daß dieser 2. Theil in Mainz entstanden sei.
Von 847 — 60 soll Rudolf dann wieder in Fulda
gelebt haben, aber ohne Erhebliches geschrieben zu haben.
Der dritte Theil, die Jahre 863 — 882 umfassend,
ist von einem Mönche Meginhart fortgesetzt. Auch
von ihm versucht Verf. nachzuweisen — nach unserer
Auffassung evident, — daß er sein Werk in Mainz
geschrieben habe.
Die nächste kurze Fortsetzung, der sog. vierte Theil
der Annalen, der sich auf die Zeit 882 — 887
(Absetzung Karls III.) bezieht, ist nach Pertz und
Wattenbach in Fulda entstanden. Vers. versucht auch
hier den Nachweis, daß der Annalist auf Veranlassung
und unter den Auspicien des Erzbischofs Liutbert zu
Mainz geschrieben habe und nicht in Fulda.
Mit dem Jahre 887 endet das wichtige Quellen
werk. Erzkaplan Liutbert verlor, trotzdem er sich an
den neuen Kaiser Arnulf anschloß, seine Erzkaplan-
würde, die dem Salzburger Erzbischof Theotmar zu
fiel. Damit ging dann auch in Mainz das Interesse
für die Geschichte Arnulfs verloren. Man legte die
Feder nieder. A.
Die schwedischen und brandenburgischen
K r i e g s d i e n st e Landgraf Friedrichs von
Homburg. Von Dr. Johannes Jungfer.
Berlin, Gaertners Verlagsbuchhandlung 1888.
Verf. stellt nach bislang noch ungedruckten Materi
alien und den Quellen des 17. Jahrhunderts den
Antheil des oben genannten hessischen Fürsten an
den Feldzügen Karls X von Schweden und des
Großen Kurfürsten näher fest. Die handschriftlichen
Quellen erschloß ihm das Haus- und Staatsarchiv
zu Berlin.
Im schwedischen Heere stand der Landgraf bis Ende
des Jahres 1661. Die großen Dienste, welche er
Schweden im Kampfe gegen Dänemark geleistet,