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bei genial angelegten Naturen vorzukommen pflegt,
so führte auch er eine zügellose Lebensweise. Unter
seinen „noblen Passionen" war aber die für Trink
gelage die vorherrschende. Bauer hatte im Herbste
16-10 sein Hauptquartier nach Hildesheim verlegt.
Hier veranstaltete er u a. ein Bacchanal, das für
die Theilnehmer von den schrecklichen Folgen
begleitet war. Wie viel getrunken worden ' ist,
und wie lange das wilde Gelage gedauert hat, davon
schweigt die Geschichte. Aber fünf Personen, welche
dasselbe mitgemacht hatten, starben kurz nachher oder
hatten sich bei demselben doch wenigstens den Todes
keim geholt.
Am 28, Oktober (7. November n. St.) hatte das
berüchtigte, Trinkgelage begonnen, und wenige Tage
später, ! 4. November (24. November n. St.), starb
zu Bückeburg als erstes Opfer der Prinz Christian
von Hessen, jüngerer Sohn des Landgrafen Moritz
aus zweiter Ehe, !8 Jahre alt. Ihm folgte Tags
darauf Graf Otto VI. von Schaumburg-Holstein,
der Letzte seines Stammes, 27 Jahre alt. Gleichzeitig
mit dem letzteren starb der böhmische Edelmann Se-
rotin. Aber auch den Herzog Georg von Lüneburg
ereilte wenige Monate nachher der Tod, er starb am
2. April I64l, und General Baner selbst starb am
10. Mai 1641 in Halberstadt.
Es ging damals das Gerücht, ein französischer
Mönch habe in Hildesheim die protestantischen Führer
vergiftet, wie denn den Vorwurf der Vergiftung sich
die gegnerischen Parteien in jener Zeit niemals er
sparten; bald aber wurde nachgewiesen, daß der rasche
Tod, welcher die Theilnehmer an dem Trinkgelage
ereilte, einzig und allein dem übermäßigen Genusse
von Wein zuzuschreiben war. An Vergiftung sind
sie freilich gestorben, aber nicht an Gift, das ihnen
ein Mönch, oder sonst ein Gegner beigebracht hätte,
sondern an Gift, das sie sich selbst zugeführt hatten
— an Alkohol-Vergiftung. Es wird dies aber nie
mand für wunderbar halten, der auch nur das Ge
ringste von den Trinkproben weiß, welche in jener
Zeit jeder Diplomat und Militär bestehen mußten.
Bekanntlich soll Kardinal Richelieu, als er sich ent
schloß, nach dem Tode Bernhard's von Weimar den
Oberbefehl über dessen Heer dem General Guebriant
zu ertheilen, gesagt haben: „Guebriant trinkt zwar,
aber Ranzau säuft und Gassion ist trunken geboren."
Ueber den Prinzen Christian von Hessen schreibt
dessen jüngerer Bruder, der später katholisch gewordene
Prinz Ernst, Stifter der Linie Hessen-Rheinfels-Roten-
burg, gleich seinem Vater, dem Landgrafen Moritz,
ein sehr gelehrter Herr, der u. a. auch mit Leibnitz
in Briefwechsel stand, in seinen Confessions" :
J’ai eu un liere uorome Christian, Capiiaine
des Suedois, qui n’estoit que d’une annee et
demie seulement plus age que raoy, et Com
pagnon de mes voyages, que le General Banier
Suedois fit miserablement crever ä force de boir,
ayec d’autres Seigueurs, ä savoir le Comte Otto
dernier de la ligne de Schaurabourg et le Baron
Serotin Boheraois, com me qui en moururent peil
d’heures l’un apres l autre; et ce sans autre venin,
que de la trop grande quantite du vin seule
ment, en la grande guerre d’Allemagne, l’an 1640
en un festin d’Hildesheim , et le dit Banier les
suivist et paya luy mesme la solle enchere.
In Folge des Todes des Grafen Otto VI. von
Holstein-Schaumburg, des Letzten seines Stammes,
kam die jetzige Grafschaft Schaum bürg (Kreis
Rinteln) an Hessen. Nach mancherlei Streitigkeiten
wurde der betreffende Theilungsvertrag zwischen Hessen-
Kassel und Lippe-Schaumburg am 12. Dezember
(22. Dezember u. St) 1647 zn Bückeburg abge
schlossen. — A. Z.
Aus Heimat!) und Fremde.
Kassel. Am 26. v. M. fand auf Einladung
des Vorstandes des Vereins für hessische
Geschichte und Landeskunde an Stelle der
ausfallenden Monatsversammlung ein Ausflug nach
dem in der Nähe von Holzhausen gelegenen Waldort
„Auf den Gleichen" statt, um der Aufdeckung
eines nach Anzeige des Herrn Revierförsters Rein
knecht von Holzhausen dort befindlichen heidnischen
Grabes beizuwohnen und sich von da nach der
nicht weit entfernten vielfach geschichtliches Interesse
bietenden Stadt Im menhausen, zur Besichtigung
der dortigen sehr alten Kirche zu begeben.
Die Aufdeckung des Grabes geschah unter Leitung
des in solcher Sache viel erfahrenen und als Autori
tät anerkannten Herrn Museumsdirektors Dr. Pinder,
welcher sich zuvor durch Augenschein von der Richtig
keit der Annahme des Herrn Reviersörsters über- M
zeugt, dabei aber dem Vorstande des Vereins nicht
verhehlt hatte, daß die Ausbeute voraussichtlich nur
eine sehr geringe sein werde. Wenn sich auch diese
Annahme bestätigte, so war die Ausgrabung doch
schon an sich den etwa 40 Theilnehmern, welche zum
größten Theil einer solchen noch nicht beigewohnt hatten,
von großem Interesse. Herr Br. Pinder hatte sich schon
am frühen Morgen an Ort und Stelle begeben, um den
gegen 3 Uhr Nachmittags sich einfindendeu am Ausfluge
Theilnehmenden bereits einen vollständigen Einblick in
die Sache gewähren zu können. Derselbe hatte zwei
Kreuzstollen von West nach Ost und von Nord nach
Süd durch den Grabhügel geführt, sowie einen Kreuz
stollen um die einstweilen liegen gelassene Mitte
und erklärte nun den Anwesenden: das eine sehr
sorglose Konstruktion zeigende, offenbar aus einer
sehr frühen Zeit stammende Grab sei mit einem sehr-
losen Steinring von I bis 2 Steinen Höhe und
Breite eingefaßt gewesen. Die große Anzahl der
bereits in 3 Lagen gefundenen Knochen, (welche den