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Beiträge zur Geschichte des Ktäötchens WLeöenstein und der
Namilie Keß v. Wichdorff.
Herausgegeben von Ernst Wolsgang Heß v. Wichdorff.
' i »s Alle Rechte vorbehalten.
(Fortsetzung.) a/u-v- (' /e- •
11., Die Stadt Niedenstein, ans welche
wir im Folgendem ausführlich zurückkommen.
12., Schwasbach (Schwaßebach) ehemaliges
Dorf, jetzt Wüstung am nordöstlichen Fuße des
Sengelberges, war ein sehr alter Ort, von welchem
sich ein adeliges Geschlecht, wahrscheinlich eine
Seitenlinie der Herren v. Wichdorff, nannte.
Ein T. von Schwasbach erscheint 1266 als Zeuge
in einer zu Niedenstein ausgestellten Urkunde.
Landgraf Heinrich I. gab das Dorf 1277 den
Gebrüdern Hugo, Heinrich und Johann v.
Wichdorff, genannt Hessen, zu Lehen, während
die Wackermaul v. Wichdorff den dasigen Zehnten
von Mainz zu Lehen trugen. Nach ihrem Aus
sterben 1345 belieh das Erzstift die v. Dalwigk
mit diesem Zehnten. 1373 gaben die Hessen
v. Wichdorff Schwasbach pfandweise an Simon
v. Homberg und 1384 wiederkäuflich an Albert
v. Homberg.
Später von den Hessen v. Wichdorff wieder
eingelöst, wurde es nach der noch vorhandenen
Original-Urkunde im Jahre 1441 von Frau Else
Hessin v. Wichdorff und deren Söhnen Cnrth
und Hans sammt dem Sengelberge und allen
ihren Gerechtsamen vor der Wolfs-Eiche an
Hermann Hund verkauft. Wenige Jahre später
wurde der Ort in der Bundesherrenfehde zerstört
und erscheint 1447 in einem Mainzischeu Lehn
briefe für die Herren v. Dalwigk über den da
sigen Zehnten schon als Wüstung. —
13., Wichdorf, der Hauptort dieser Mark,
dessen schon oben vorläufige Erwähnung geschah,
liegt am südwestlichen Fuße des Niedensteiner
Burgbergs am Wiehofbache, dessen Thal hier eine
weite Mulde bildet, welche wohl schon in frühester
Zeit zur Ansiedelung in dieser nach Süden ge
öffneten geschützten Lage eingeladen haben mag.
Wer die ersten Häuptlinge dieser Mark, die
ursprünglichen Herren des Orts gewesen, ist nicht
bekannt. Das im XII. Jahrhundert zuerst ur
kundlich auftretende Edelgeschlecht v. Wichdorff
entstammt einem fränkischeu Grafengeschlechte
Heßi (auch Hesso, Hessico, Heß) welches von
830 — 950 etwa im «Laalegan, Asch- und Sinn
gau herrschte. (Kaiser Karl der Große bestätigt
dem Grafen Heßico die dessen Vater dem Ost-
phalenfürsten Heßi gemachte Schenkung des Be-
zirks — Bivangs — von Hachborn — Haweca-
brunno — im Nieder-Lahngau von 2 Meilen
Länge, 2 Meilen Breite und 6 Meilen Umfang.
„Data Aquisgrani in palatio regio VII. Ick.
Maji anno DCCCXIII. in Domini nomine fe-
liciter Amen.“ — Stiftsarch. in Corveh cfr.
Falke Trad. Corbej. p. 377, ferner „Traditio
Benedictae matronae nobilis ad ecclesiam Ful-
densem coram Hesso comite in pago Sala-
gewe facta. A. 837“ — Schannat. tradit. Fnld.
p. 170.) Ein Seitenzweig dieses Grafengeschlechts
war schon im X. Jahrhundert in der Wetterau,
an der Lahn und in Obcrhessen seßhaft, hatte
aber auch in Niederhessen an der Eder Besitzungen
und war schon früh im XI. Jahrhundert am
Rhein bis in den Elsaß verbreitet.
Der als Miterbauer der Burg Niedenstein
bereits genannte Hugo Hesso v. Wichdorff tritt
zwar erst in einer Rotenbacher Kloster-Urkunde
von 1169 (betreffend die Beilegung eines Streites
zwischen ihm und dem Stift Fulda um Erb
güter zu Lindheim, Treyß und Mark Rotenbach,
es heißt in derselben: „Notum sit qua-
liter quidam vir nobilis Hugo Hesso de Wiche-
storph, de nobilissima progenie Hessorum
quondam comitum in Bochonia oriundus etc.
. .“ Winkelm. Diplomat, p. 13.) mit seinen
Söhnen Reginher, Megingot, Lensried und
Konrad auf, allein sein Geschlecht muß in und
um Wichdorf bereits lange vorher seßhaft gewesen
sein, denn er erbaute obige Burg in Gemeinschaft
mit seinen Vettern Reinhardt Wackermaul und
Konrad v. Gasscnhusen. Sein Geschlecht war