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Nora, Phalara, u. s. w. Gegen etwaige Einerleiheit
von Mattium und Maden streitet sowol das Gesetz
der Lautverschiebung als die Lehre aller Wortbildung.
Ich habe darüber sowol in meinem Nachtrags-
Bande zu Vilmars Idiotikon als in dem jüngst er
schienenen Anhange zu meiner Chattischen Stammes
Kunde an mehreren Stellen eingehends gehandelt.
Mattium ist Mazzi, Metze. Uud genau wie
Ptolomäus die chattische Hauptstadt in erweiterter
Form Mattiakum nennt, begegnet in heimischen Ur
kunden des achten Jahrhunderts als Name des Dorfes
Metze abwechselnd Mazzi und Mazziachi, Metzich,
Metzach u. s. w.
Als die chattischen Franken starke Ansidlungen nach
Gallien aussandten, ward auch die einst keltische Stadt
Diviodurum an der Mosel von ihnen, in Erinnerung
an die alte Heimat, in Mattiach, später Metzich —
nach Eintritte der Lautverschiebung — umgetauft.
Die mittelalterische französische Form Mettis verhält
sich regelrecht zu Mettich, Metzich, wie ebenwol z. B.
Clovis zu Clodwich.
Wir dürfen stolz darauf sein, daß die alte chattische
und die austrasische, dann lothringische Hauptstadt einen
und denselben Namen tragen. —
Übrigens bleibt die Abweisung der Einerleiheit von
Mattium und Maden für unsere heimatliche Geschichte
doch ohne allen Belang. Denn der jüngere Ort
Maden erwuchs, mit zufälliger Namens-Ähnlichkeit,
in der ursprünglich weit erstreckten Gemarkung von
Metze.
Daß dieses Dorf vor uralten Zeiten eine große
Stadt gewesen sei, ist noch heute in dortiger Über
lieferung erhalten, wofür ich auf mein Büchlein
„Sagen und Aberglaube in Hessen und Naßau“ ver
weise. Kermann v. AMer.
Zu dem Artikel „Erinnerungen aus dem Leben
einer vergessenen Schriftstellerin" von Emilie Wepler
in der vorigen Nummer unserer Zeitschrift ist uns
folgende Bemerkung zugegangen.
„Philippine von Mettingh ist c. 1788 als
Tochter des Wittgensteinischen Geheimen Raths
Johann Jakob Gerhard von Mettingh in Berleburg
(geb. c. 1740 1- 1823 zu Gießen) und einer gebornen
Fech geboren. Ihr Vater zog nach seiner Pensionirung
nach Gießen. Später lebte Philippine Mettingh mit
ihrem c. 9 Jahre jüngeren Bruder Karl auf einem
Landgute zu Appenrode bei Homberg an der Ohm.
Deshalb knüpfen sich ihre Romane häufig an Oert-
lichkeiten und Geschichten der Familien dieser Gegend."
S. r. S.
Aus Heimat!) und Fremde.
Kassel. Gestern Abend hielt W. Rogge-Ludwig
in dem Verein für hessische Geschichte uud
Landeskunde den angekündigten Vortrag über den
„Aufstand der hessischen Soldaten im Jahre 1806“
nach neuen Quellen. Der Vortrag des beliebten
Redners wurde von den Anwesenden beifälligst auf
genommen. Bericht folgt später.
— Zu Soden-Stolzenberg fand am 21.
April, dem 400jährigen Geburtstage Ulrichs von
Hutten, eine Feier dieses Gedenktages statt. Burg
Stolzenberg ist ein alter Stammsitz der Ritter von
Hutten und befindet sich seit einigen Jahren im Be
sitze der Badeverwaltung von Soden (bei Salmünster).
Die Badeverwaltung Soden's hatte alles aufgeboten,
um die Ennnerungsfeier zu einer des berühmten
Dichters und Ritters würdigen zu gestalten. Gustav
Kastrostp, bekanntlich ein geborenerSalmünsterer, hielt
die nach Form uud Inhalt gleich vorzügliche Festrede.
Fulda. Am Freitag den 27. April wurde das
25jährige Dienstjubiläum des Gymnasialdirektors Dr.
Eduard Göbel, als Leiters der altberühmten Ge
lehrtenschule, durch einen feierlichen Schulaktus in er
hebender Weise begangen. Große Verdienste hat sich
der Jubilar während dieser Zeit um die Anstalt er
worben, sein Wirken war ein segensreiches, und zu
aufrichtigstem Danke sind ihm seine Schüler verpflichtet,
denen er stets ein humaner, für ihr Wohl in hohem
Grade besorgter Direktor war. Ueber seine wissen
schaftliche und Praktische Thätigkeit besteht in atleu
Kreisen nur eine Stimme, die der vollsten Aner
kennung. Ein Fuldaer Blatt charakterisirt seine Wirk
samkeit mit folgenden treffenden Worten: „Strenge
uud Nachsicht läßt er stets zur richtigen Zeit walten,
so daß ihm das Lob gerechter Amtsführung gebührt,
wie es denn auch niemals unter seiner Leitung nöthig
gewesen ist, den Charakter des Fuldaer Gymnasiums
als eines paritätischen besonders zu betonen. Mit
Genugthuung darf er sagen, nur das Beste gewollt,
mit aller Kraft dasselbe gefördert und bis zum
heutigen Tage alles das gethan zu haben, was Staat,
Kirche und Familie von ihm erwarten konnten.“
Fügen wir hinzu, daß er, der geistvolle Interpret
der alten Klassiker, es namentlich sich angelegen sein
läßt, die Liebe zur deutschen Muttersprache zu wecken
und das Studium derselben zu fördern, gewiß ein
Verdienst, das man nicht hoch genug anschlagen kaun.
Ueber seine pädagogische Laufbahn berichtet das
„Fuldaer Kreisblatt":
Eduard Göbel, geboren am 1. März 1831 zu
Hillesheim in der Rheinprovinz — studirte vom
Jahre 1650 bis 1854 in Bonn Philologie und be
stand darauf mit glänzenden Zeugnissen die üblichen
Staatsprüfungen, wirkte bis Ostern 1856 an dem