Hessische Zücherschau.
Anhang zur Chattischen Stammes-Kunde
durch Hermann von Pfister. Kassel,
Verlag von Ernst Hühn. 1888.
Wir haben dieser vor einigen Wochen erschienenen
lehrreichen Schrift bereits in Nr. 3 des Hessen—
landes“ Erwähnung gethan. Heute erübrigt noch,
den Inhalt derselben kurz zu skizziren.
Die vorliegende Schrift schließt sich, wie schon der
Titel zeigt, an des Verfassers im Jahre 1880 er—
schienene „Chattische Stammes-Kunde“, sowie an
dessen „Mundartliche und- stammheitliche Nachträge
zu A. F. C. Vilmar's Idiotikon von Hessen“ (Mar—
burg, Verlag von N. G. Elwert, 1886) an und
zibt die Resultate der neueren eifrigen Studien des
Verfassers auf dem Gebiete der mundartlichen For—
schung und der Stammes-Kunde. Bezüglich der
Frage „wer hat chattisches Blut in den Adern“, hat
der Verfasser, wie er in dem Vorwort seiner neuen
Schrift bemerkt, hie und da nochmals geprüft.
Nirgends, heißt es da, waren die Grenzen unseres
sttammheitlichen Gebietes etwa allzu weit hinaus—
gerückt; eher sei er (der Verfasser) auf Beschrenkung
bedacht gewesen. Seitdem erkenne er, auf Grund
mundartlicher Durchforschung, daß zumal an zwei
Stellen noch fragliche Striche einbezogen werden
dürfen.
Unbedingt chattisch sei das gesammte Angelände
beider Sinne, schmaler und breiter. Also Stadt
Brückenau mit Umgegend, sowie jenseits der Waßer—
Scheide sogar noch das Dorf Schondra. Ebenso könne der
obere Rheingau längs der Strecke von Walluf bis
Winkel, und im Westen begrenzt durch eine von
Winkel nach der Wisper in ungefähr nordwestlicher
Richtung gezogene Linie, beansprucht werden. Chattisch—
alemannisch gemischt sei dagegen ein weiteres Gebiet,
über dessen mundartliche Färbung und Erstreckung
sich der Aufsatz „Rheinhessen und Rheingau“ ein—
gehend verbreitet. Sodann folgt noch ein allgemeiner
Blutes-Hinweis, bezüglich innerer stammheitlicher
Sonderung, zur Stütze der Annahme zweier chattischer
Sippen: hessischer und battischer; bevor „Hesse“‘ dann
Gesamtname des Stammes ward. Gleiches Ver—
hältnis finde sich bei einem Stamme des gothischen
Verbandes: es gab nämlich silingische sowie artin—
gische (azdingische) Wandalen. Aus Schlesien mit
gebracht — Silesien — Silingen — zuckte die
Sonderung noch in Afrika nach. So halte er, wie
bereits anderwärts erwähnt, die chattischen Mattiaken FEinzelne Exemplare der heutigen Rummer
für hessischer Sippe, hinwieder Batawen u. s. w. für unserer Zeitschrift, in welcher der faksimilirte Ab⸗
battischer Abkunft. — zruck eines bisher unbekannten „Schreibens des
Diese und andere im Vorworte gegebenen Aus- daisers Wilhelm (als Prinzen von Preußen im
einandersetzungen dienen zur Erläuterung des Zweckes dahre 1857) an Kurfürst Friedrich Wilhelm von
der vorliegenden Schrift und bereiten auf den Inhalt dessen“ enthalten ist, sind zu dem Preise von
derselben vor, der u. a. in folgende Abschnitte ze⸗ 30 Pf. in der Friedr. Scheel'schen Buchdruckerei.
fällt: Rheinhessen und Rheingau; allerhand Hessische; —chloßplatz 4, zu beziehen.
Chatten und Sigambern; wie steht es um die Salier?; Die Redaktion.
Verantwortlicher Redakteur und Verleger F. Zwen? x in Kassel. — Druck von Friedr. Scheel in Kassel.
illerlei Chattisches oder Chattika Minora; einige
irkundliche Belege für verspäteten Eintritt zweiter
autverschiebung in hessischer Mundart; die chattischen
Fulder; gab es chattische Saduosen? —
Hatten sich schon H. von Pfister's „Chattische
Stammes-Kunde“ und „Mundartliche und stamm—
jeitliche Nachträge zu Vilmar's Idiotikon von Hessen“
einer sehr günstigen Aufnahme zu erfreuen, so kann
nan einen gleichen Erfolg auch der vorliegenden
Schrift mit Sicherheit voraussagen. H. von pPfister
jat sich durch seine Leistungen auf germanistischem
Hebiete in der Gelehrtenwelt einen geachteten Namen
rworben. Man sieht der Veröffentlichung der Re—
ultate seiner eingehenden Forschungen und Studien
tets mit Spannung entgegen, ist er doch ein hervor—
ragender Pionier, der in vielen Beziehungen Bahn
gebrochen und Licht verbreitet hat über bisher noch
unkle Partieen seiner Wissenschaft. —
Briefkasten.
„Eine alte Hessin“. Im Grunde genommen sind
— wenigstens theoretisch und im Allgemeinen — Ihre
Ansichten von den unserigen über den betr. Gegenftand
zar nicht so verschieden. Was den besondern Fall anlangt,
o läßt sich aus naheliegenden Rücksichten eine eingehende
Srörterung an dieser Stelle nicht pflegen. Besten Gruß.
J. M. in Kassel. 1) Ist unnöthig. 2) Wird bei passen—
der Gelegenheit geschehen.
J. L. Kassel. Ihrem Wunsche entsprechend, holen wir
sier nach, daß die Karl Fincksschen Fabeln in der Verlags⸗
Jandlung von Ferd. Keßler dahier erschienen sind. Freund⸗
ichsten Gruß.
W. B. in Hanau. Wir werden nächstens wieder mehrere
Mundartgedichte bringen.
Z. Kassel. Ihre vermeintliche Berichtigung ist nicht
utreffend.
F. v. G. Gilsa und Dr. A. R. Laubach. Besten Dank
üür gütige Mittheilungen.
Mehreren Einsendern. Besonderer Umstände halber
onnte eine Anzahl von Anfragen nicht beantwortet werden.
Das Versäumte wird nachgeholt.
Eingegangen an milden Gaben
ür die unverschuldet in drückende Armuth gerathene
36jährige taube uünd fast blinde Frau:
Von E. F. Dessau 6 M., Frh. Sch. z. S. 20 M., Ph.
d. 10 M., zusammen 36 M. gSierzu die bereits früher
ingegangenen milden Gaben (s. „Hessenland“ Nr. 8 u. 6)
mm Betrage von 221, M. Summa 257 M.
Dieser Betrag ist an die arme 86jährige Frau ab⸗
zeliefert und dadurch dringender Noth abgeholfen. Den
nildthätigen Spendern der Gaben besten Dank. D. Red.