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Palmenzweig mit Lorbeerblättern und schwarz-weiß-
goldener Schleife von der christlichen Studentenver
bindung Wingolf in Marburg, die der Verstorbene
vor 40 Jahren mitbegründet hatte und der er bis^zn
seinem Tode mit Liebe und Treue 'anhing. Litera
risch hat sich Busch durch Herausgabe einer biblischen
Geschichte und einer Katechismuserklcu nng bethätigt.
In Gemeinschaft mit dem verstorbenen Schulinspektor
Dr. Chr. Röth und dem Weisenhausinspektor Hebel
hat er auch ein Volksschullehrbuch herausgegeben.
Seine Verdienste wurden schon vor Jahren aller
höchsten Ortes durch Verleihung des Kronenordens
anerkannt. * * A. onib*
Ludwig Sigismund Ruht.
Am 8. März starb dahier der vorhinnige Direktor
des Museums und der Akademie der bildenden Künste,
Geheimer Hofrath 8. S. R u h l, im 93. Lebensjahre.
Unsere älteren Leser werden sich gewiß noch des
Mannes erinnern, den man vor erwa dreißig Jahren,
auf einem kleinem Schimmel, gefolgt von einem
reitenden Bedienten, gewöhnlich in der Wilhelmshöher
Allee spazieren reiten sehen konnte. Es kannte ihn
Jeder von Ansehen den Geheimen Hofrath Ru' 1, aber
gewiß war die Zahl derer, denen es vergönnt war,
ihm persönlich näher zu treten, eine sehr geringe, und
so kam es, daß er, als er sich im rcifeveu Alter
immer mehr vom Leben und von der Kunst zurück
zog, bald ganz aus dem Gedächtniß der Lebenden
verschwand. Ruhl war ein Mann von unleugbar be
deutenden Anlagen, geist- und talentvoll in hohem Grade.
Zu seinen frühesten Arbeiten gehören eine Anzahl
kleiner mit miniatnrartiger Feinheit ausgeführte Ge
mälde, religiöse nnd romantische Scenen darstellend,
wobei es ihm freilich weniger um ein frisches Erfassen der
Natur zu thun war als um die Nachahmung alt
deutscher und niederländischer Künstler. Auch in
späteren größeren Gemälden „Tod der Bianca Capello",
„Jakob II. in Versailles" u. A. ist das Bemühen,
die Figuren nach bestimmten Regeln aufzubauen und
die Gewänder akademisch richtig zu legen vor
herrschend. Bedeutenderes leistete Ruhl als Zeichner,
wie seine Umrisse zu Shakespeares Dramen und seine
allegorische Geschichte Roms beweisen. Früh schon
gab der Künstler das Malen auf; er zog sich immer
mehr, fast bis zur Umnahbarkeit, zurück, urn sich ganz
und gar auf die literarische Thätigkeit zu legen. Ruht
schrieb unter dem Namen „Cardenio" und veröffentlichte
mehrere Bände Erzählt ngen. Sein langes Leben, er war
am 10. Dezember 1794 geboren, umfaßt eine so hoch
interessante, ereignisreiche Geschichtsepoche, daß man
wohl mit Sicherheit annehmen darf, er habe als geist
voller Beobachter und vielen bedeutenden Menschen
persönlich Nahestehender, Aufzeichnungen hinterlassen,
deren Veröffentlichung früher oder später zu er
warten sein dürfte. A. K.
Ferner ist uns von befreundeter Seite folgende
interessante Mittheilung über den Geh. Hofrath L. S.
Ruhl zugegangen:
Der Geheime Hofrath Ludwig Sigismund
Ruhl neigte sich in seinem Jdeengang den Anschau
ungen des Grafen August von Platen zlt und trat
aus diesem Grunde zn dem Letzteren in ein freund
schaftliches Verhältniß. Die Stellen aus dem Tage
buch Ptaten's, soweit dasselbe veröffentlicht ist, lauten
bezüglich Rnhl's folgendermaßen: „19. November
1823. Ein Brief von Ludwig Sigismund Ruhl aus
Kassel. Der dunkle Zusammenhang der Wesen, den
man Sympathie nenne, sey ihm etwas Unerklärbares,
dem er nicht länger nachgrübeln wolle. Er selbst
habe, von dem Augenblick an, da er mich in meinen
„Lyrischen Blättern" kennen gelernt, etwas für mich
empfunden, wa nur wenige für wer ige fühlten.
Schon lange, ehe ich es ahnen konnte, sey er meinem
vergeistigten Selbst verbunden gewesen, und scheue
sich nicht dieser Stimme Worte zu geben. Vielleicht
würde künftig ein persönliches Zusammen treffen mich
überzeugen, daß sein Geist und Leben dem meinigem
verwandt seyen. Er bitte mich ihn mit einem Blatte
zu beglücken, das Nichts enthalten solle, als die Ge
nehmigung seiner Gefühle."
1824. 1. Februar. Ruhl hat mir mit einem Brief
voll Dank und Freunde sein Bild geschickt, das ich
verlangt hatte. Ruhl und Grimm urtheilen sehr
günstig über den „gläsernen Pantoffel."
„25. Jnli. Einen kurzen Spruch aus Hafis für
Ruhl gesucht, den sich derselbe aus ein Petschaft
stechen lassen will."
„1825. 21. Mai. Ruhl schreibt mir, daß man
auf dem Königsstädter Theater in Berlin durch
Verluittelung eines Baron Minutoli den „gläsernen
Pantoffel" und den „Berengar" wahrscheinlich aus
führen werde, den ersten mit Auslassung der Stelle
gegen Friedrich 11., der „Rhampsinit" dagegen habe
weder bei den Theatern, noch bei anderen Personen
in Berlin Glück gemacht."
Anknüpfend an diese Auszüge aus dem Platen
scheu Tagebuche dürfte die Mittheilung eines Briefes
von Interesse sein, den Ruhl vor sieben Jahren schrieb,
als Schreiber dieses ihn um eine Auskunft über
Platen bat. Die Handschrift ist fest und deutlich,
für die völlige geistige Frische des damals 86jährigen
Mannes zeugt der Jmhalt. Derselbe lautet: „Kassel,
6. Oktober 1880. Euer Wohlgeboren geehrtes
Schreiben hatte ich die Ehre zu erhalten nnd bedauere
nur daß ich jetzt nach so langer Zeit außer Stande
bin dem mir ausgedrückten Wunsch entsprechen zu
können. Bald uach dem Tode des Grasen Platen
bat mich Professor Wilhelm Grimm um dessen an
mich gerichteten Briefe. Ich konnte ihm dieses Er
suchen nicht abschlagen, namentlich nicht zu dem mir
angegebenen Zweck. Somit ist denn nichts mehr von
diesen! Besitz in meinen Händen und ich kann auch nicht
angeben, ob Herr Hermann Grimm als Milerbe, diese
Briefe der Aufbewahrung werth gehalten. Doch dies
bedürfte ja nur einer Anfrage von Ihrer Seite. Berlin
sah ich bald ein, war nicht der Ort wo Platen, der mir
mehrere Seiner Arbeiten im Ms. zusandte, auf Aner
kennung rechnen konnte; das von Savigny'sche Haus
nnd ein kleiner Kreis anderer Personen ausgenommen,
wo ich diese Sachen vorgelesen, verhielt sich das Publi
kum sehr theiluahmlos dagegen, woran denn auch der