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des mächtigen Franken-Herzogs und zur Brechung
seines Einflusses willkommen war, verurtheilte
ihn selbst als Landfriedensbrecher zu der enormen
Strafe von 100 Mark Silbers (die ebeusovielen
Rossen gleichwerthig erachtet wurden); seine Ge
treuen aber wie gemeine Räuber zu der ent
ehrenden Strafe, Hunde zur königlichen Pfalz
nach Magdeburg zu tragen; indes Brnning, der
tlrheber des Streites, straflos ausging.
Was würde König Heinrich zu einer solchen,
dem ersten Fürsten des Reiches widerfahrenen
Behandlung gesagt haben! Wohl wurde die
Strafe gebüßt. Allein sie öffnete Eberhard mit
einem Male die Augen über den Irrthum, in
welchem er und sein Bruder besangen gewesen
waren, als sie dem Sachsenherzoge die Krone
antragen ließen. Die Rolle der Franken war
ausgespielt; sie hörten auf. das erste Volk des
Reiches zu sein, wenn es nicht gelang, Otto das
Scepter zu entwinden. Und diesen Kampf für
die Vorherrschaft seines Volkes hat Eberhard auf
genommen. So sehr Otto den Gedemüthigten
wiederholt zu begütigen versuchte, ein dauernder
Friede war der Lage der Dinge nach unmöglich.
In diesem Kampfe hat man Otto gewöhnlich
als den Vertreter der Reichseinheit und der
guten Sache, den an seiner Ehre gekränkten Eber
hard als den unversöhnlichen Rebellen hingestellt.
Wenn Eberhard rebellirte, so durfte Otto sich
nicht einmal beschweren, hatte er doch selbst die
Rebellion in Schutz genommen. Allein in dem
entstandenen Kampfe handelte es sich um mehr
als die Sühne gekränkter Ehre, wie der Ver
lauf zeigen wird. Leider ist uns aus fränki
scher Feder auch nicht eine gleichzeitige Kunde
jener Zeiten und Kämpfe überkommen, und die
sächsischen Geschichtsschreiber verrathen nur ge
legentlich, um was es sich handelte. Das aber
berichtet einer von ihnen, der Mönch Widukind
von Coroei, daß auch unter den Sachsen Viele
waren, die Ottos ungerechtes, parteiisches Ver
fahren mißbilligten; und ehe man den Stab
über Eberhard bricht, dessen leutseligen, biederen
Charakter der eben erwähnte Widukind selbst
rühmend hervorhebt, und dessen redliche Bemüh
ungen nn» die Rettung der Einheit des Reiches
unzweifelhaft sind, sollte »nan sich fragen, was
der für ein Mann gewesen sein muß, gegen den sich der
Reihe nach sein älterer wie sein jüngerer Bruder,
sein Schwager, Sohn unb Eidam und die ersten
Männer des Reiches, geistliche wie weltliche,
auflehnen!
Das Erste, was Eberhard that, um zu beweisen,
wie er über des Königs Gericht denke, war, daß er
den rebellischen Brüning anfs Neue mit Krieg über
zog und sein Gebiet verheerte. Bald entbrannte
der Krieg aller Orten im hessischen Sachsen und
in Westfalen, und besonders war es Ottos jüng
erer Bruder Heinrich, gegen de« sich die Er
bitterung der Franken richtete. Vergebens be
rief der König einen Tag nach Steele an der
Ruhr, die Franken kamen nicht. Im Gegentheil
schlossen sich viele Sachsen, darunter des Königs
eigener Bruder Thankinar, an Eberhard an.
Ersterem gelang es sogar, seinen Sttefbruder
Heinrich in seine Gewalt zu bringen, und er
lieferte ihn als Unterpfand seines Bundes ge
fangen an Eberhard aus.
Zum Unglück für diesen aber erlitt im selben
Jahre, bei Erstürmung der B»»rg Beleke in
Westfalen, in welcher Heinrich sich befand, der
junge Sohn seines Vetters Udo aus dem Nieder-,
lahngau, Gebhard mit Namen, einen frühen
Tod, und die Vettern, die bisher treu zu einander
gestanden hatten, zerfielen: Udo und sein Bruder
Hermann von Schwaben, »vie auch beider Better
Konrad K»»rzbold, der Graf der Wetterau, sagten
sich von Eberhard los und traten zürn Könige
über. Thankmar aber wurde bei Erstürmung
der Eresburg durch die Mannen des Königs er
schlagen.
Welche anderlveiten, geheimen Triebfedern noch
thätig »varen, um den Bruch im fränkischen Grafen
hause zu vervollständigen, entzieht sich völlig un
seren Blicken. Denn schwer kann »nan sich ein
reden, daß zu einer Zeit, >vo das Leben des
Einzelnen so »venig galt, der Tod des jungen
Gebhard allein eine derartig tief einschneidende
Kluft zwischen Männern desselben Stamines und
Blutes geschaffen haben sollte, daß sie sich nach
her aus den Tod befehden. Da Udo nnd Her
mann den Hauptvortheil später aus den Kämpfen