UlorrdesgvnH.
„Guter Mond, schaust du mein Lieb
Bon der Hiinmclswachr,
Sag' ihm, was hinaus mich trieb.
Einsam in die Nacht.
Sag' ihm meiner Liede Schmerzen,
Meine Herzenspein,
Aber sag' von treuem Herzen
Sollt' gegrünt es sein."
Lächelnd sah der Mond den Knaben an
Lächeld zog er weiter seine Bah».
Doch als jenen Schlummer längst nmfangen,
Zu der stillen Geisterstunde,
Da auf blnm'gem Wiesengrunde
Elfen ihr.n Reigen schwangen,
Schlich er in ein Schlnfgemach sich ein,
Wo da ruht ein holdes Mägdelein.
Und er küstt die Lilienwangen,
Küsit den Mund, de» rosenrothcn
Und es lächelt traumbefange»,
Ahnt es wohl den Liebesboten?
fiUtitl Htepynrr.
|U*fV irnd Ueilihen.
Ein keckes Röschen sprach zn mir:
„Komm her, du darfst mich brechen;
Bertrau' mir, ich verspreche Dir:
Reicht soll mein Dorn Dich stechen."
Wer leicht verspricht, der hält nicht Wort,
Dacht' ich für mich und ich ging fort.
Das Veilchen, das war nicht so keck.
Es senkte scheu die Lider,
Als ich zn seinem Grasversteck
Mich beugte froh hernieder.
Hier griff mit Herz und Hand ich zn —
Und das, mein Lieb, das wärest Du!
1U. iUotf.
U)öf. ma« war mehr als 150 Jahre« über
das Heffenland schrieb.
Jtn Jahre 171* wurde zu „Augspurg" gedruckt
und „war zn finden bei Joy. Christ. Wagner" da
selbst ein „Wercklein", welches jetzt recht selten ge
worden ist. Sein erstes Bändchen enthält eine „Com-
pendiöse Cosmographia oder - Geographisch-Historische
Beschreibung allerhand auserlesener Merkwürdigkeiten,
so in Europa zn finden. Insonderheit von den
größesten Städten, prächtigsten Residentzen, Schlössern,
Palästen und Luft-Häusern, fürtrefflichen Kirchen,
Klöstern nnd Capellen, verwunderlichen Bergen,
Thälern nnd Höhlen; wnnderbahrlichen Seen, Flüssen,
Brunnen, Teichen und anders mehr." Das „enriense"
! Büchlein ist der Borrede gemäß zunächst bestimmt
J für alle „Prüceptores nnd Jnformatores der Jugend",
dann „können davon Profitiren die Passagiers; sie
finden alle nützlichen und merkwürdigen Sachen kürtz-
lich beisammen." Endlich ist es bestimmt „für viele
Lenthe, die in ihrem Zimmer ans dem Wagen ihrer
Gedanken bisweilen zürn Zeitvertreib eine Tour in
die Welt thun, und in diesem, oder jenem Lande
remarqnable Dinge zn betrachten Lust haben."
Von Hessen schreibt unser „Wercklcin" nun
Folgendes:
„Hessen liegt fast mitten in Deutschland,.... hat aller-
i ley Bergwercke, gute Steinbrüche, fruchtbare Mast-
Wälder, herrliche Vieh-Zucht, Wein-Wachs nnd dergl.
Gütigkeit der Natur.
Cassel, die Residentz- ^ und _ Haupt-Stadt des
Land-Grafen von Hessen-Cassel, ist schön und ziem
lich groß, auch sehr wohl bevestiget. Diese Stadt
hat rings herum viel schöne Gärten; die Gassen sind
lang, und wegen der dnrchfließenden Druffel sehr
sauber. Das Schloß ist ein sehr prächtiges Gebäu.
sehr erhoben und regulär erbauet, und sieht man auf
allen Seiten schöne Felder. Der Fluß fließt unten
vorbey, nnd macht eine liebliche Insul, m welche
man über eine schöne Brücke geht. Man siehet in
der Insul die Fürstlichen Gärten, einen großen Teich
nnd einen Entengraben. Das Mühlspiel ist gegen
j Mittag der Insul über. Die Reitschul, welche an das
j Schloß stößet, ist herrlich, nnd mit zwey Gallerien,
I eine über die andere nmfangen, so in Form eines
j halben Monds gemacht, und vergüldet, davon man
' das Ringel-Rennen nnd Pserd-Tnrnieren sehen kan.
Um dieselbe herum seynd allerhand schöne Brunnen,
wie auch der Saal fijr die Comödianten nnd Balletten,
mit einem Amphitheater Es sind in dem Schloß
viel schöne Gemächer nnd große Säle. Der soge
nannte güldene Saal ist eines von den schönsten Ge
mächern, so man sehen mag, in welchem alle Fürsten,
so in Hessen regieret haben, gemahlet sind, sammt
den Bildnissen etlicher Monarchen in der Christen
heit. Nahe bey dem Schloß ist ein sehr schönes Hans,
daselbst die Kantzley." Das Zenghanß ist ein großes
Gebäu nnd wohl werth zu sehen, weil es über alle
Massen wohl ausgerüstet ist. In dieser Residentz-
Ttadt sind auch zu sehen der Dohm zn St. Martin
ans der Freyheit, die Pfarr-Kirche, das Kaufs- und
Rathhanß, nnd anders mehr.
Z i e g e n h e i m, eine Stadt und considerable Bestnng
hat vor diesenl seinen eigenen Grafen gehabt,
davon der letzte Anno 145/» Graf Johann der Grolle,
so stark gewesen, daß er einesmals zn Frankenberg
ein Fuder Wein. so ihm im Wege gestanden, beyseits
gehoben: nnd als ihn seine Mutter hierum gestraft,
daß er seine Lcibes-Stürke nicht so liederlich miß-
branchen solle, seye er als obalb hingegangen, nnd
habe es wieder an seine vorige Stelle gesetzet.
H i r s ch f e l d, die Haupt-Stadt dieses Fürftenthums,
daselbst ist die Dohm-Kirche remarqnable, welche sehr-
hoch nnd groß, ruhet auf 1t» Pfeilern, und hat die
Fenster gantz zn oberst, ist dennoch so Helle, daß man
j nicht leicht ihres gleichen antreffe;! soll."