Waarenlager in ihren Händen und daß ihre
Glaubensgenossen fast in alle Handwerke einge-
drungen sind? Wir wissen Gottlob waS die
Liebe des Nächsten erfordert, aber auch daß die
wahre Liebe von sich selbst anfängt." Von diesem
Augenblicke an begann eine Reihe van Chikanen,
wodurch den Fremden der Aufenthalt in Frankfurt
verleidet wurde. 1593 wurde ihr Prediger, der
berühmte Franz Gomarus, seines Amtes entsetzt
und aus der Stadt verwiesen; 1594 wurde
ihnen die Abhaltung ihres Gottesdienstes unter
sagt und ihr Vetsaal geschlossen, so daß sie sich
nach einem anderen Zufluchtsort umsahen. Daß
ihr Blick gerade auf Hanau siel, dazu gab der
Umstand Veranlassung, daß ein junger Mann,
Antoine de Ligne, sich gegen das Verbot des
Raths mit einer Aachnerin verheirathet hatte. Mit
harter Strafe bedroht, entwich er nach Hanau,
wohin ihm mehrere andere folgten, unter diesen
die beiden Varlut, Vater und Sohn, deren Bruder
beziehungsweise Oheim unter Herzog Alba den
Märtyrertod erlitten hatte. Philipp Ludwig gab
ihnen, da er in ihnen Glaubensgenossen sah, mit
Freuden die Erlaubniß, zuerst in einem Privat
haus, in der goldnen Hand, Metzgergasse Nr. 9,
dann in der Hospitalkirche ihren Gottesdienst zu
halten, denn es reifte in ihm der Plan, die
Fremden in größerer Anzahl nach Hanau zu
ziehen, um die Kräfte derselben für den Flor
seines Landes nutzbar zu machen. Er knüpfte
deshalb mit den noch in Frankfurt wohnenden
Unterhandlungen an und verpflichtete sich im
Fall sie nach Hanau käme», für sie neben seiner
Haupt- und Residenzstadt Hanau eine neue
Stadt zu erbauen. Die letzteren waren um so
bereitwilliger auf dies Anerbieten einzugehen, da
der Frankfurter Senat ihre erneuerte Bitte um
freie Religionsübung »nt der Drohung beant
wortet hatte, er werde die Querulanten auf den
Katharinenthorthurm setzen lassen. Am 27. Januar
1597 erklärten sich 58 Hausväter durch Namens
unterschrist für bereit in der neu anzulegen
den Stadt nach dem ihnen vorgelegten Plan des
Ingenieurs Nikolaus Gillet ein oder mehrere
Häuser zu bauen, andere wollten deren erkaufen,
144 waren bereit in die neue Stadt überzu
ziehen. Alle verpflichteten sich zu einer Konven
tionalstrafe für den Fall, daß sie ihr Wort nicht
hielten. Die Summe der versprochenen Straf
gelder betrug 23210 Gulden. Diese vorläufige
Vereinbarung wurde von beiden Seiten bestätigt
durch die am 1. Juni 1597 abgeschlossenen
Kapitulation, ein Statut, welches den Kolonisten
die ausgedehntesten Freiheiten verlieh und welches
zum Theil erst durch die 1834 eingeführte Kur
hessische Gemeindcordnung aufgehoben worden ist.
Dasselbe war unterschrieben von dem Grafen
einer- und von nachfolgenden Personen anderer
seits, welche wir als die Gründer Neu-Hanau's
betrachten dürfen:
Nikolaus Heldevier, Daniel de Hase.
Peter t' Kindt, Michiel de Behaigne,
Paulus Chombart, Essaie de Lattre,
Hektar Schelkens, Gerhard Fauque,
Francois Varlut, Salomon Mostart,
Daniel de Neufville,
Noch bewahrt das Archiv der Stadt Hanau
die Originalurkunde als eines der ehrwürdigsten
und kostbarsten Denkmäler ihrer Vergangenheit.
(Schluß folgt).
Römische Reste bei Härmn.
Bo»
Dr. M-ora Molff.
*Mie Aufdeckung der im Bereiche des Regie-
Rf rungsbezirks Kassel noch vorhandenen Reste
~ des römischen Grenzwalls, welche der
Hanauer Geschichtsverein seit einer Reihe von
Jahren als seine vornehmste Aufgabe betrachtet,
ist mit den Marköbeler Ausgrabungen im Herbst
1884 zu einem vorläufigen Abschluß gebracht
worden. Die Strecke Großkrotzenburg - Mar
köbel mit ihren drei großen Kastellen an den ge
nannten Orten und bei Rückingen, ihren Thür
men und Durchgängen, ihrem, den Wall be
gleitenden Patrouillenweg und ihren bürgerlichen
Niederlassungen, ist durch eine Reihe von Publi
kationen den Füchgenossen so bekannt, wie kaum
eine andere Strecke des Grenzwatts, während
gerade bei diesem Theile noch bis vor fünf Jahren
sogar die Lage und Richtung des Walles selbst
bestritten war. Nachdem so für alle weiteren
Nachforschungen eine sichere Grundlage, so zu
sagen die Operationsbasis geschaffen war, galt
es, abgesehen von weiteren Ausgrabungen im
Bereiche der Kastelle, vor allem auch das Hinter
land einer genauen Durchforschung zu unter
werfen, um einerseits über die Verbindung der
Grenzplätze mit den bekannten Mittelpunkten
römischen Lebens am Rhein und am Taunus,
andererseits über die Besiedelung des durch jene
Grenzwehr vertheidigten Landes, über Verkehr