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Bruder Eberhard, zu Gunsten des Sachsenherzogs '
Heinrich auf die Krone zu verzichten; und !
Eberhard, nicht minder einsichtig wie Konrad, j
gab den Beweis bewunderungswürdiger Selbst- !
losigkeit, indem er dem Sachsen die Krone an
bot. Diese That allein sollte uns den Mann
werth machen, der keineswegs der war, als
welcher er oft geschildert wird: ein schwacher,
eitler Charakter, nach des eigenen Bruders An
sicht unfähig, die Krone zu tragen. Wäre er der
gewesen, er hätte sicherlich nicht entsagt.
Wenn Franken und Sachsen zusammenstanden,
war die Einheit des Reiches gerettet. Immerhin
war es ein verhängnißvoller Schritt, zu welchem
Konrad den Bruder überredete. Gewiß lag beiden
nichts ferner als der Gedanke, die Herrschaft
von den Franken auf die Sachsen zu übertragen,
und keiner der Zeitgenossen hat die Wahl Hein
richs so aufgefaßt. Auf fränkischer Erde,
zu Fritzlar, dem Sitze der Konradiner, wurde
Heinrich zum Könige der Franken erhoben, —
die eigentliche Wahlhandlung hatte wohl an der
alten Malstätte der Hessen, ans der Mader
Haide, stattgefunden, — und dort sollte er auch
die Krönung empfangen. Doch lehnte er be
kanntlich die feierliche Salbung von der Hand
des Erzbischofs von Mainz ab, — wie wir an
nehmen dürfen, aus Rücksicht auf Eberhard, in
dessen Herzen die untergeordnete Rolle, die er
dabei spielen mußte, ein Gefühl der Bitterkeit
sicher erzeugt haben würde?)
Ueberhaupt blieb das Verhältniß zwischen
Heinrich und Eberhard das beste. Kein Mißton
störte ihr gutes Einvernehmen; Eberhard, seit
Konrads Tode Herzog der Franken, leistete wie
derholt dem Könige, besonders in lothringischen
Angelegenheiten, wichtige Dienste, und Heinrich
seinerseits vergaß des Dienstes gegen die Kon
radiner nie, was er u. a. dadurch bewies, daß
er das Herzogthum Schwaben an Eberhards
Better, Hermann verlieh, sodaß es fast schien, als
werde König Kourads Voraussetzung, daß bei
der Wahl Heinrichs Sachsen die Ehre, Franken
den Vortheil haben würde, in Erfüllung gehen.
1) So erklärt sich meiner Ansicht nach am einfachsten die sonst
in jeder Hinsicht auffällige Weigerung Heinrichs, die Salbung anzu
nehmen.
Da mit einein Schlage änderte sich das Ver
hältniß, als Otto I. den Thron bestieg. Zwar
wurde auch er nach alter Sitte auf fränkischem
Boden, zu Aachen, zum Könige gekrönt; zwar
tauschte auch er dabei das weite sächsische Ge
wand mit deni enganliegenden fränkischen und
nannte sich König der Franken. Allein er war
Sachse und fühlte sich als solcher, und er wollte
auch, daß die Herrschaft des Reiches bei den
Sachsen sei.
Seine Stammes-Genossen fühlten dies bald
heraus, besonders die, welche den Franken nn-
j mittelbar Unterthan waren. Denn seit alters
j war mit dem fränkischen Hessengau auch der
sächsische, die Gegend zwischen Weser und Diemel
und jenseits dieses Flusses bis Beverungen hinab,
verbunden, und so erklärt sich auch der oben be
reits bei Gelegenheit der Babenberger Fehde er
wähnte Umstand, daß in dem Heere des älteren
Konrad einer der drei von ihm aufgebotenen
Heerhaufen aus Sachsen bestand.
, Aus welcher Zeit die Hoheit des fränkischen
! Grafen herrührte, ist schwer zu sagen. Bereits
! Tacitus erzählt, daß ein den Cheruskern ver-
' wandtes Volk, die F o s e n, von den Chatten unter
worfen wurden und man hat mit gutem Grunde
! die noch heutigen Tages für die Anwohner des
Diemelstromes übliche Bezeichnung „Deimel-
Fosen" (hochdeutsch mißverständlich als Diemel-
Füchse gedeutet) init jener Nachricht in Ver
bindung gebracht. Die Sachsenkriege Karls des
Großen mochten jene Oberhoheit aufs Neue be
festigt haben, genug, sie war vorhanden. Jetzt,
nach Heinrichs Tode, meinten nun die hessischen
Sachsen, daß die Reihe zu herrschen an ihnen
sei und weigerten Eberhard den Gehorsam.
Der Erste, der sich offen gegen ihn auflehnte,
war der Sachse B r u n i n g. Er that es zu sei
nem Schaden, denn Eberhard zog vor sein festes
Schloß Elmeri und zerstörte diesen damals an
sehnlichen Ort (er wird eine civitas genannt)
so von Grund aus, daß nicht einmal vom Namen
eine Spur sich erhalten zu haben scheint.
Unzweifelhaft war Eberhard als Lehnsherr des
widerspenstigen Vasallen zu dem Schritte befugt.
Doch Otto, dem der Anlaß zur Demüthigung