36
Aueas,sin und Sicolete. Pom September 1883 bis
April 1884 hielt er sich in Paris auf. Vorher und
nachher war er auf dem Gebiete der hessischen Geschichte
thätig. Von seinen wissenschaftlichen Arbeiten führen
wir an: „Kassel im siebenjährigen Kriege"; er ver
faßte ferner verschiedene Abhandlungen aus der Zeit
des Landgrafen Wilhelm VIII., von denen eine über
die Polisik des Landgrafen Wilhelm's VIII., vor und
nach dem Ausbruche des siebenjährigen Krieges, in
Kurzemerscheinen wird. — Er sowohl, wie sein Kollege
Dr. Lohmeyer haben sich hier durch zahlreiche wissen
schaftliche Borträge den Ruf tüchtiger Redner er
worben. — '
Hesßsche Kjjchkrschiul.
Bor der Schlacht. Entgegnung aus dem
deutschen Lager, Von O. W a ch s', St. Preuß. Major
a. D. Separatabdruck aus der „Internationale Revue
der gesammten Armeen und Flotten. Leipzig. Truck
von Hesse und Becker 1886."
Die Schrift ist gegen das französische „Avant hi
Imtaille“ gerichtet, welches der bekannte Führer der
Patriotenliga, Paul Deronläde, durch eine Vorrede
einleitete. Wachs wählt für seine Besprechung die
Vorrede, die Widmung, das erste und das letzte Kapitel;
er hält den französischen Hetzern gegenüber, was schon
so oft ihnen vorgehalten wurde — das Unrecht Frank
reichs, als es Deutschland 1870 den Krieg aufdrängte,
die Thorheit, nachdem der Gott der Schlachten den
Deutschen Recht gegeben hatte, immer und immer
wieder Rache an uns für das selbstverschuldete Unglück,
eine eigentlich für Jahrhunderte hindurch geübte
freche Angriffe nnd Mißhandlungen unseres Volkes
und Landes wohlverdiente Züchtigung, zu predigen.
Der Franzose stellt grundsätzlich den französischen
Soldaten als den ersten der Welt hin; sein deutscher
Gegner hat es nicht schwer, darauf hinzuweisen, daß
1870/71 iu allen Schlachten, in dem wechselreichen
Terrain, auf dem Blachfelde, wie hinter Wall und
Graben der erste Soldat der Welt von dem Deut
schen geschlagen wurde. Dem französischen Offiziers
korps ertheilt der französische Verfasser das Lob: zu
keiner Zeit war es so solid, geschlossen, gleichartig,
für seine Rolle geschickt wie heute; der Deutsche be- !
Leuchtet dieses selbstgefällige llrtheil durch Stimmen
aus dem französischen Lager selbst, welche etwas
anders lauten. Als ein höchstwichtiger Punkt, welcher
in der französischen Armee eine Schwäche bedeutet,
wird das Fehlen eines obersten Kriegsherrn hinge
stellt ; es ist auch wirklich ein Mangel für einheit
liche, denselben Geist der Ehre und Pflicht athmende
Ausbildung und Grundanschauung in der Armee, wie
anderseits darin eine gewaltige Gefahr lauert — das
Emporkommen ehrgeiziger Generale auf Kosten des ,
eigenen Vaterlandes wie zum Unheile anderer Staa
ten, letztere aber besonders bedrohend. Der Franzose
beantwortet die Frage „haben wir heute Führer, ,
welche fähig sind, die Massen zu befehligen und sie
zum Siege zu führen? dahin: „ich bejahe sie ohne
Zaudern;'" der Deutsche erlaubt sich Zweifel daran. Man
muß dem Deutschen darin beipflichten, wenn er die Frage
auswirft „ob die französische Armee dem Verfasser
des Buches dankbar dafür sein werde, daß er dem
Feinde fast intimen Einblick in das große französische
Triebwerk gestatte," deren Verneinung in der Frage
stellung angedeutet liegt. Das französische Werk war
nur durch Einsicht in offizielle O.nellen herzustellen,
' soll außerdem auf Kosten geheimer Fonds des Kriegs
ministeriums gedruckt sein; wir Deutschen verstehen
nicht, wie Vaterlandsliebe solche Blüthen treiben kann.
Das Stärkste, was der Franzose leistet, ist die
Ausführung, wie im bevorstehenden Kriege seine Lands
leute siegen werden, nämlich durch Ueberwaschnng!
Recht erheiternd ist die Betrachtung, welche Wachs
über den in dem Buche aufgestellten Satz' durchfiihrt,
„daß die Deutschen nur nach einem ins Einzelne vor
bereiteten Kriegsplane verfahren hätten und verfahren
könnten, daß ihnen aber jede Befähigung, in andere
Verhältnisse als die vorausgesetzten sich zu finden,
abgehe." Es ist eine dem Franzosen untergelanfene
Satire, welche jeder Zeitungsleser von 1870/71 zu
würdigen wissen wird.
Die deutsche Schrift ist in der immer noch von
dunkelem Gewölle am politischen Horizonte ver
finsterten Periode lesenswert!). xn
Arikflmjte».
K. A. .Staffel. Ihre uns gütigst zugesandten Artikel
hadert wir wegen Mangels an Raum zurückstellen müssen.
W. B. M a r b u r g. Der Redakteur des „Hessen
landes" beabsichtigt die von Ihnen angeregte Frage bei
seiner demnächftigen Anwesenheit in Marburg persönlich,
mit Ihnen zu sprechen.
L. X. H a n au. Besten Dank für Ihre interessanten
Notizen. Dieselben werden Aufnahme in der nächsten
Nummer finden, weiche überhaupt von besonderem Inter
esse für Hanau sein wird, weil für dtesetbe eine Reihe
, von Beiträgen Hanauer Mitarbeiter bestnnmt ist.
Nach Wiesbaden. Der Abdruck größerer Artikel
aus dem „Hessenland" ist überhaupt n u r gestattet, wenn
der Verfasser und die Redaktion ihre (Genehmignng dazu
ertheilt haben. Der besondere Vermerk „Nachdruck ver
boten" wird dadurch überflüssig. Freundlichsten Gruß.
8. L. Trier. Gedicht vorbehaltlich einer kleinen ledig
lich die Form berührenden Aenderung zum Abdruck an
genommen. Wir bitten Sie aber uns mitzutheilen, wie
Sie das Gedicht zu unterzeichnen wünschen.
MF Trotz verhältnismäßig großer
Auflage ist die Nummer 1 des „Hessen
land" vollständig vergriffen. — Um
übrigens de« zahlreichen Reklamationen
dieser Nummer z« genüge«, werden
wir dieselbe in «ener Anflage erscheine«
lasse« und mit der nächsten Nummer
versenden. —
Die Redaktion.
Verantwortlicher Redakteur F. Zw eng er. Td'uek und Verlag »on F. Zwenger in Kassel.