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welches allein schon genügt haben würde, den Ruf
Renouard's als ausgezeichneter Militäcschriftsteller
dauernd zu begründen. Z.
Eine Wahrnehmung, welche wir vor einigen Jahren
machten, mag als Beleg dafür dienen, wie zäh unser
hessisches Landvolk an den ihm von seinen Vorfahren
überkommenen Gebräuchen und Gewohnheiten festhält.
In der Gewarkung-des Dorfes Balhorn gewahrten
wir einen Landmann, welcher mit Abernten seines
Ackers beschäftigt war. Wir gaben ihm unser Ver
wundern darüber zu erkennen, daß er die Frucht an
den Enden des Ackerlandes stehen gelassen hatte, so
daß ein schmaler Streifen des Ackers in dessen ganzer
Ausdehnung mit der reifen Frucht noch bestellt blieb.
Der Landmann entgegnete uns, dies Verfahren hätten
seine Eltern und Großeltern so beobachtet und er setze
es auch fort, denn das sei rathsam, damit das Land
auch das kommende Jahr eine reiche Ernte biete. S
Hermann der Gelehrte. Der Urenkel
Heinnch I. hatte eine von Unruhen und Kriegen fast
S ausgefüllte Regierungszeit, 1377—1413. Die
rrbündnisse der Sterner, später die Bengler oder
Schlegler, die Erzbischöfe von Mainz, Herzog Otto
der Böse von Braunschweig, Landgraf Balthasar
von Thüringen, mehrere Grafen und Herren, hatten
es auf die Vernichtung Hermanns abgesehen. Schon
sein Oheim, L. Heinrich II., der Eiserne, war so bedrängt
worden, daß er in seinen alten Tagen L. Hermann, der
ursprünglich zum Geistlichen bestimmt war, zum Mit
regenten annahm. Da ereignete es sich, daß die Mehrheit
der adeligen Vasallen demLandesherrn feindselig gegen
über stand. In dieser Bedrängniß berief Hermann
1372 die Abgeordneten der Städte Hessens nach
Marburg. Hier redete er auf dem Marktplatze die
Erschienenen an, stellte rhnen thränenden Auges die
hohe Gefahr vor und daß er mit einem Hellerbrode
alle seine treugebliebenen Ritter speisen möge. Wie
ein Mann erhoben sich da alle Abgeordneten, riefen
ihm Muth zu und verhießen, mit Leib und Gut zu
ihm zu stehen. Und die Hilfe der treuen Städte
stärkte die beiden Landgrafen, daß sie den Sieg er
langten. Doch gab es auch unter den Rittern
Getreue, die zum Fürsten hielten. Solch einer war
Eckebrecht von Grifte, Befehlshaber der Burgen über
Gudensberg. Die Stadt war von dem Feinde ge
nommen und erlitt schreckliche Drangsale, auch die
tiefer liegende Wenigenburg war erstürmt. Da suchte
8. Hermann's Gemahlin, Margarethe von Hohen-
zollern, weiterem Blutvergießen Einhalt zu thun und
forderte Eckebrecht auf, die Obernburg zu übergeben.
Doch dieser rief ihr von der Höhe der Burgmauer
zu: „Gnädige Frau, hebet Euch hinweg" u. s. w.
Treu und muthig stand die hochherzige Margarethe
ihrem Gemahl in seinen fast ununterbrochenen Kämpfen
zur Seite, bis endlich seine Herrschaft befestigt war.
Wie Hermann selbst der einzige männliche Sproß
des hessischen Hauses zu seiner Zeit war, so überlebte
ihn nur einer seiner 4 Söhne, Ludwig I., der
Friedfertige, sodaß also das Bestehen des Fürsten-
geschlechtes wiederholt gefährdet war. Kt.
Hessische Kücherschau.
Die „d e u t s ch e R c v u e über das gesammte Leben der
Gegenwart" von Rich. Fleischer bringt in dem letzt
erschienenen Hefte (December 1886) Pag. 353—36&
vom Dr. Dechend ^in Marburg einen bisher noch
nicht veröffentlichten Briefwechsel König Friedrichs II.
mit dem Erbprinzen Friedrich von Hessen-
Kassel. Dieser Briefwechsel behandelt die folgenden
Ereignisse (1756—1760) :^1). die Uebernahme eines
preußischen Kommandos Lurch 'den Erbprinzen. 2)
Operationsplan für den Westen; erste Aufgabe des
Prinzen. 3) Operationen bis zum Abschluß der
Konvention von Zewen: der Erbprinz in Wesel,
Lippstadt und bei der Alliirten Armen. 4) Ereig
nisse in Sachsen und Theilnahme des Erbprinzen
daran bis zu seinem 1760 erfolgten Dienstaus
tritt. - ^
Briefkasten.
P. M. Kassel. Sie fragen an, ob wir nur Bei
träge von den Mitarbeitern annehmen, welche in der
von uns veröffentlichten Liste genannt sind. Dies
ist nicht der Fall; wir hoffen vielmehr, daß auch
viele unserer Leser zugleich unsere Mitarbeiter werden^
Natürlich behalten wir uns Prüfung jeder Einsendung
und Entscheidung über deren Aufnahtne vor, wie das
für jegliche Redaktion geboten ist; je sorgfältiger und
strenger diese Prüfung ist, desto mehr erfüllen wir
unsere Pflicht dem Publikmu gegenüber, desto eher
darf das „Hessenland" Anspruch erheben, in unserem
engeren Vaterland sich einzubürgern.
A. Tr. Wien Besten Dank. Das erste Gedicht wird
gelegentlich verwandt, das zweite in einer der nächsten
Nummern gebracht werden. Freundlichen Gruß.
O O. Marburg. In dem Gedichte F. Löwe's
in Nr. 1 hat sich Strophe 6 ein Druckfehler ein
geschlichen; es muß heißen: „Doch auch gilt's seiner
Ehre Hut" (nicht Gut). Durch diese Feststellung
dürfte Ihre Frage erledigt sein.
G. K. Hannover. Brief mit zwei Einlagen er
halten; deren Verwendung erfolgt in der gewünschten
Weise.
.1. (Ir. Dresden. Wir werden Ihnen in aller
Kürze schreiben.
A. y. B. Wiesbaden. Sendung erhalten,
findet in einer der nächsten Nummern Verwendung.
Besten Dank und freundlichsten Gruß.
.1. F. D. Fulda. Besten Dank. Sie erhallen
in den nächsten Tagen brieflich Antwort.
4. W. Kassel. Man abonnirt hier inK assel
auf das „Hessenland" entweder drrekt bei dem
Redakteur und Verleger F. Zw eng er,
Jordanstraße 15, oder in der Expedition, Kölnische
Straße 12, Part. Auch die hiesigen Buch
handlungen nehmen Bestellungen ' an. Die
Zeitschrift wird den Abonnenten, sei es durch die
Post, sei es durch Kolportage frei in's Haus ge
liefert. Die Abonnementsbetrag wird, soweit noch
nicht direkte Einzahlung erfolgt ist, in den nächsten
Tagen durch den Einkassierer erhoben.
Verantwortlicher Redakteur F. Zwenger. Druck und Verlag von F. Zwenger in