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Haupt kein Gebiet giebt, auf welchem sich an Ludwigs
Namen nicht wichtige Entdeckungen und Forschungen
knüpfen, so ist sein Hauptschaffensfeld doch die Lehre
jwm Blute und dessen Kreislauf, auf welchem Ge
biete seine Entdeckungen von fundamentaler Bedeutung
gewesen sind. Wir nennen seine Arbeiten über die
Druckschwankungen in dem Gefäßsystem, über die
Resorption und die Anfänge der Lymphgefäße, über
den Gasaustausch und die Bestimmung der Span
nung der Blutgase rc. Die Wege und Mittel, hier
Neues zu ergründen, sind zumerst von L. erfunden
UNd erdacht, so die Quecksilberluftpumpe, das Ky- >
rNvgraphion, die Stromuhr u. A. Von seinen übrigen
Forschungen sind weiter als hervorragende zu nennen
die Theorie der Harnbildung in der Niere, die
Untersuchungen über die Speichelausscheidung (die
Entdeckung des direkten Nerveneinflusses auf die
Drüsenzellen der Sekretionsorgane). Sein Haupt
werk ist das große zweibändige Lehrbuch der Physio
logie; die zahlreichen anderen wissenschaftlichen Ver
öffentlichungen finden sich in Fachzeitschriften zerstreut.
Als besonderes Verdienst rechnen wir es dem be
rühmten Gelehrten an, daß er nicht verschmäht hat,
seine für jeden Gebildeten hochinteressante und für jeden
Menschen so überaus wichtige Wissenschaft auch den
Laien in mehreren Beitrügen in der „Gartenlaube"
u. a. Zeitschriften zugänglich zu machen. — Möge
betn greisen Gelehrten noch lange vergönnt sein, m
ungetrübter Kraft des Körpers und Geistes zu
wirken zum Segen der Wissenschaft. A.
Am 6. Januar 1887 feierte der weit über das
essenland hinaus bekannte, in Homberg lebende
rgel-Komponist Dr. Wilhelm Volckmar seine
goldene Hochzeit, nachdem er vor nicht langer Zeit
sein 50 jähriges Dienstjubiläum festlich begangen hatte.
Volckmar wurde am 26. December 1812 zu Hers
feld geboren. Sein Vater, der in Rinteln Gymna
siallehrer war, unterrichtete den begabten Knaben vom
achten Jahre an im Orge^- und Klavierspiel, sowie
im Kontrapunkt, sodaß Volckmar, nachdem er das
Gymnasium zu Rinteln mit Erfolg besucht hatte, be
reits 1835 als Seminar-Musiklehrer in Homberg
angestellt werden konnte. Hier entstanden die meisten
seiner Tonschöpfungen. Trotz einer angestrengten
Thätigkeit studirte Volckmar mit großem Fleiße
immerwährend die Tonkunst, beschäftigte sich viel
mit Geschichte und Philosophie der Musik und drang
Dor Allem in die Tiefen der Kirchenmusik ein. Dieses
außerordentliche Streben sollte der Quell einer großen
Anzahl herrlicher Kompositionen werden, welche zum
Theil weit über Deutschland bekannt geworden sind.
Am beliebtesten sind wohl seine Choral-Bearbeit
ungen, während sein bedeutendstes Werk, eine bei
Breitkopf & Härtel in Leipzig erschienene Orgel
schule dafür Sorge trägt, daß Bolckmars Name
noch in späten Zeilen genannt werden wird. An
Auszeichnungen konnte es bei einem Künstler, wie
Volckmar, natürlich nicht fehlen; die Universität
Marburg übersandte ihm das Diplom als Ehren-
doctor der Philosophie, bedeutende Künstlergenossen-
chaften erwählten ihn zum Ehrenmitglied, auch be
schenkten ihn der König von Württemberg, sowie der
Herzog Ernst zu Coburg mit -er goldenen Medaille
für Kunst und Wissenschaft. Möchte es dem greisen
Tonküuftler vergönnt sein, üvch lange in seinem
Homberg fröhliche Tage -erleben zu können. — I*.
Wie alljährlich seit dem Hinscheidet des letzten
Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Hessen, so wär
auch in diesem Jahre, ack Sterbetage, dem 6. Januar,
das Grabmal desselben auf dem alten Friedhofe hier in
Kassel reichlich mir Lörbeerkränzen und Bändern in
den hessischen Farben, roth und weiß, geschmückt. —
Todesfä lle. Am 3. Jaüüar starb in Kassel
in Folge eines Herzschlags der Oberlandesgerichts-
Präsident, Geheimer Oberjustizrath Ludwig Friedrich
Wilhelm Consbruch ivr Älter von 66 Jahren. In
H ünfeld verschied am 3. d. M., nach längeren Leiden
der Dechant und Stadtpfarrer Karl Engel, im 71.
Lebensjahre und im 48. Jahre seines priesterlichen
Wirkens. In Hanau starb än demselben Tage im
Alter von 89 Jahren Kanfrüann Louis Antön P e li s s i e r,
ein alter Achtundvierziger und Begründer der bekannten
Manufakturwaaren-Firma. In Fulda verschied am
6. Januar im 80. Lebensjahre der Oberst z. D. Karl
Emil von Apell, zuletzt Bataillons-Kommandeur im
3. kurhessischen Infanterieregiment. —
Am 14. Januar starb vor nunmehr 12 Jahren
einer der hervorragendsten Militärschriftsteller Kur
hessens, der Hauptmann a. D. Karl Renouard.
Geboren am 2. Marz 1809 zu Kassel, Sohn eines
hessischen Offiziers, damals Premierlieutenants im
1. westfälischen Linienregiment, machtz der junge
Renouard seine Gymnasialstudien in Fulda, wohin
sein Vater 1821 versetzt worden war. Dort waren
der berühmte Pandektist Karl von Vangerow, der
Dichter des Studentenliedes „O alte Burschenherr
lichkeit" Dr. Eugen Höfling, sowie der langjährige
kurhessische Landtagsabgeordnete Dr. Joseph Wein-
zirl seine Mitschüler. Im Jahre 1825 trat Karl
Renouard als Musketier in das dritte kurhessische
Infanterieregiment ein, wurde 1829 zum Sekonde-
lieutenant im 1. Infanterieregiment ernannt und
1837 in das 3. Infanterieregiment versetzt.
1840 erfolgte seine Beförderung znm Premier
lieutenant und am 15. Juli 1849 wurde
Renouard zum Hauptmann im Generalstabe ernannt,
nachdem er vorher schon zur Dienstleistung als Lehrer
an die Kadettenschule kommandirt worden war. Als
verfassungstreuer Offizier kam er zur Zeit des Ber
fassungskampfes im Jahre 1850 um seinen Abschied
ein, der ihm auch am 27. Februar 1851 gewährt wurde.
Er verwandte nun seine Muße zur schriftstellerischen
Arbeiten auf dem Gebiete der Militärwissenschaften,
die er bereits im Jahre 1848 begonnen hatte. Früchte
dieser Thätigkeit sind u. a. die trefflichen Schriften:
„Die Kurhessen in dem Feldzuge von 1814", „das
Norddeutsche Bundeskorps in dem Feldzuge von 1815",
„Geschichte des französischen Revolutionskrieges im
Jahre 1792" und das im Jahre 1864 in 3 Bänden
erschienene größere Werk „Geschichte des Krieges in
Hannover, Hessen und Westfalen von 1757 bis 1763",