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Akonneinents-Kiiltadurlg.
Aeit dem 1. Januar d. I. haben wir, unterstützt von hessischen Schriftstellern, Dichtern
und Gelehrten, die^ Zeitschrift „Kesieukand" herausgegeben, die in der kurzen Zeit ihres Bestehens
sich Bahn zu brechen vermocht hat. Heute bereits ist das „Kesie«ka«d" ein liebgewordner Gast
in vielen Familien und immer mehr - - so hoffen wir — dringt es in alle Schichten der lesenden
Bevölkerung Hessens ein,
An einem Blatte, welches sich lediglich der „Pflege der Hessischen Geschichte und Literatur
im weitesten Sinne des Wortes widmet", hatte es bisher gefehlt. Es mangelte eine Zeitschrift,
welche die hessisch-geschichtlichen Forschungen, in volksthümlich belehrende Gestalt gebracht, dem gebildeten
Leser in unserem engeren Vaterlande darbot.
Ebenso entbehrte unsere literarische Arbeit unverkennbar der stammlichen Geschloffenheit, die
anderwärts im weiteren Vaterlande anzutreffen ist; die Mundartdichtung, die in den verschiedensten
Theilen Deutschlands der Theilnahme auch der Gelehrten und Gebildeten sich erfreut, erfuhr in
Hessen kaum ernste Beachtung und die VolKopoesie überhaupt, ohnehin von der neuzeitlichen Ver
flachung bedroht, schien unbeachtet bei uns absterben zu sollen. Das „Kesie«ta«b" deffen Aufgabe
es ist, den hessisch-geschichtlichen Forschungen einerseits, sowie der hessischen Literatur anderseits zum
Mittelpunkte zu dienen, um so in jedem Hessen das Gefühl der Anhänglichkeit für die engere Heimath
zu wecken und zu kräftigen, hat sich bestrebt, jenen Mängeln abzuhelfen und wenn wir uns auch
bewußt sind, daß unsere Leistungen nur Stückwerk waren, so sind wir doch stolz darauf, für die
geistige Arbeit unserer Stammesgenoffen einen Platz geschaffen zu- haben.
Unser Blatt soll nach wie vor die von den Förderern unserer Vergangenheitskunde ge
pflegten wissenschaftlichen Bestrebungen weiteren Kreisen zugänglich zu machen suchen; es soll die
Reste der Volkspoesie, die auf unserem Boden reiche Blüthen trieb, za erhalten bemüht, sein; es soll
der hessischen Mundartdichtung in ihren mannigfachen Verzweigungen eine Stätte zu freier Entfaltung
bieten; nicht minder soll es die schriftsprachliche Literatur, soweit sie mit dem Hessenland in Ver
bindung steht, berücksichtigen, wie es endlich alle verwandten Bestrebungen, die von Heffen ausgehen
oder Heffen berühren, zu fördern bestimmt ist.
Wir waren von Anfang an uns bewußt der Schwere der Aufgabe, die wir. übernahmen.
Aber angesichts der Ausnahme, die das „K,sie«ka«b" fand, sind wir heute der Zuversicht, im ganzen
Hessenlande frenbige Zustimmung und dauernde Unterstützung zu finden in allen Schichten und Ständen
der Bevölkerung ohne Unterschied der Parteien jedweder Art, wie denn auch selbstverständlich unsere
Zeitschrift von der Verfolgung politischer Zwecke sich ferngehalten hat und fernhalten wird. Unser
Bemühen, darauf gerichtet, hessischen Sinn wachzuhalten durch Hinweis auf die ruhmvolle geschichtliche
Vergangenheit unserer Altvordern, wie auf den Antheil, den unser Stamm an dem geistigen Ringen
genommen hat und nimmt, muß sich der helfenden Theilnahme aller Derer erfreuen, in denen hessisches
Stammesbewußtsein lebendig ist.
Aus dieser Zuversicht schöpfen wir den Muth, weiter zu arbeiten an unserem bescheidenen
Werke, indem wir alle Freunde hessischen Wesens bitten, nach ihren Kräften das junge Unternehmen
zu unterstützen, damit es werde, was es erstrebt: ei« hessisches Aamitienbkott im vollen Sinne
des Wortes.
Und so laden wir denn zum Abonnement ans das mit dem I. Ianuär 1888 beginnende Neue
Enartai unserer Zeitschrift „Hessenlanb" ergebenst ein.
Die Redaktion de« „Hessenlandes".
F. Zwenger.