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Handen, was sehr zu beklagen ist. Vielleicht
haben subalterne Hände nach Eingehen der Fabrik
am Ende des vorigen Jahrhunderts die Acten
vernichtet.
Man wird deshalb die spärlichen gedruckten
Notizen, die sich in der Litteratur des vorigen
Jahrhunderts finden, möglichst sammeln müssen.
So enthält nach einer Mittheilung des Herrn
Zais die „Handelszeitung oder wöchentliche Nach
richten von Handel, Manufacturwesen und Oeko-
nomie" (Gotha bei Ettlinger) im Jahrgang 1785
S. 38 ein Preisverzeichniß von Fulda. Jahr
gang 1787 S. 299 findet sich die Notiz: „die
Fabrik in Fulda, welche herrschaftlich ist, hat in
der Schönheit der Waare starke Fortschritte ge
macht, so daß das Porzellan in der Masse und
Schönheit der Arbeit von Kennern geschätzt wird.
Der Verwalter derselben ist Herr A. Ripp, bei
welchem die Bestellungen gemacht werden".
In dem Journal von und für Deutschland
Jahrgang 1785*) findet sich ein längerer Aufsatz
(S. 7 — 13) über Porzellanfabriken und ihre
*) 3ch besitze von diesem Journal, das erst Gbckingk,
dann der freisinnige Fuldaer Propst von Bibra redigirte,
leider nur vie Jahrgänge 1785 u. 1789. die übrigen 6 oder
7 Bände sind in Folge der Schlacht von Bronnzell im
November I8S0 zu Grunde gegangen, da die Strafbaiern
auch die Bibliothek meines damals beretts verstorbenen
Großvaters, der an diesem Journal mitgearbeitet hatt«,
als feindliches Gut behandelten.
Rentabilität, der von einem Fachmann herrühren
muß. Don Fulda heißt es nur, daß Franken
von hier aus Waaren bezöge. (Von der Fabrik
in Kassel wird gesagt: Hessen hat seine eigenen
Fabriken und doch halten die Kursachsen —
Meißen — Meffe in Kassel). In demselben
Jahrgang findet sich von S. 29 ab ein ausge
dehnter Preis-Courant der bekannten Fürsten
berger (Höxter) Fabrik.
Eine 20 Zoll hohe Reiterstatue des Königs
von Preußen kostet beispielsweise 45 Thaler, was
für damalige Zeiten nicht gerade billig war.
Mein verehrter Freund, der selbst reiche Samm
lungen, wenn auch nicht gerade von Fuldaer
Porzellan besitzt, schreibt mir über dieses: „ganz
hervorragend sind die Fuldaer zeitgenössischen
Kostümfiguren". Wer von uns hätte sich nicht
schon an diesen zierlich geformten und geschmack
voll bemalten Rokokofiguren ergötzt, die in ihrer
ursprünglichen Heimath leider schon recht selten
geworden sind!
Sicherlich läßt sich aus Druckwerken des vori
gen Jahrhunderts, aus fuldaischen Kalendern u.
oergl. noch Mancherlei zusammenstellen. Die
vorzüglichen Leistungen der Fabrik hätten schon
lange einen Lokalforscher zu dem Versuch einer
Monographie derselben bewegen sollen. —
Osnabrück.
K. Kerquet.
<SS-
om Khristkinö.
Veihnschlsbilö von W. Herbert.
(Meiern wir den Christabend im alten, grauen,
W winkeligen, weltvergessenen Bergstädtchen.
C * 7 ! Dort wimmelt es von ärmlichen, altmodischen,
echten, rechten Kindern, die den Tag über in der
cheuen Erwartung zusammenhockten, „das liebe,
Üße Christkind" um die Stubenecke stiegen zu
eben; die schon seit Wochen doppelt ftomm zu
ein sich bemühten, damit der Himmelsbote nicht
vorübergehe, Kindern, die noch zitternd dem St.
Nicolaus ihre Gebete hersagten und den seltsam
eputzten, heiligen Mann im Flachsbarte und mit
er Krone von Goldpapier mit einer Ehrerbietung
beschauten, als käme er direct aus Gottes Wohnung,
wohin er auch bald zurückkehren und Bericht ab
legen würde. Abends auf den Knien falteten sie
die Händchen und sahen vertrauensvoll durch das
dunkele Stubenfenster zum leuchtenden Abend
himmel auf. Dort oben bereitete das Christkind
tausend und abertausend Weihnachtsbäume, und
sie musterten nachdenklich die goldenen, blanken
Sterne, auf welchem wohl der ihre geputzt würde.
Morgens schlangen sie die Aermchen um den
Hals der Mutter, irgend einen großen Wunsch
auf dem Herzen. „Mutter, sag's doch, bitte,
dem Christkind, wenn's dich fragt. Bitte, bitte,
erzähl' ihm auch, wir hätten's nicht so bös ge
meint, als wir neulich ungezogen waren."
Schon fällt der Schatten der heiligsten Nacht
der Nächte des Jahres tiefer in die schmalen
Gassen; Lichter funkeln auch hinter den blinden
Fensterscheiben der Handwerker; dort und da
strahlen sie bereits flimmernd, verheißungsvoll
hinaus auf das holperige Pflaster: der Vater
oder die Mutter arbeitet im Dienste des Christ-