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lag halber des von Nassau (im Stippacher Thale
1419) da der von Hengstberg auch mit gewest
war, in Hülste des von Nassau, und hatte
Schaden von den Hessen entfangen, vnd zu Rache
gab er denen von Och vor, der Landtgrave were
darum ausgezogen, ein Fuge zu suchen, die von
Och zu beschedigen, und die stad einzunehmen.
Die von Oche gaben dem Graven schwachen
Glauben, doch von des Graven mannigfaltigen
Anredens, bethedigten sie den Fürsten darumb,
er antwortet ihnen und sprach in verwundern:
Lieben Freund ich ylaub nicht daß es euer Ernst
sehe, und haltet mich nicht für den Mann, daß
ich mit solchen Stücklein solte umgehen die un-
fuglich weren; darzu sie antworteten: Sie glaubten
ihme keiner Unthaten zu, doch so were ein wol-
geborner Grave uf dem Rathaus der es von
ihme saget, und wolte er für ihme bekantt sehn,
da möchte er sich verantwortten. Der Landtgraf
wolte die verdacht nicht uff ihme behalten, gieng
mit ihnen vnd fand den Grasten, welcher diese
Ding öffentlichen uff ihne gesagt hatte, und in
einer Ghenwerdigkeit noch redete, der Landtgraf
agt unter andern Worten: Du Grase du sagst
)ie Gewalt uff mich, ich habe der Gedancken nie
gehabt, und so warlich du mir unrecht thuest,
so helffe mir die heilige Frau S. Elisabeth,
unser welcher unrecht habe, daß er tobent, wütend
uno rasend werde, hie angesicht dieser frommen
leuthe.
Alsbald zu der stette ward der Graf thorecht,
und rasete sich zu tobe; das mirackel nahmen
die von Ache zu Hertzen, und lobeten des Fürsten
Unschuld, und erbotten Ihm viel Ehren mit ge-
schencken vnd andern." —
War es dem Kurfürsten Ludwig auch nicht ge
lungen, das Herzogthum Brabant wieder an sein
Haus zurückzubringen, so war er doch all
zeit ein Mehrer seines Heimathlandes Hessen.
Er erwarb u. a. demselben durch Kauf die zwischen
der Diemel und Weser gelegenen Güter der 1429
ausgestorbenen Dynasten von Schonenberg, das
Gericht Heringen an der Werra, mehrere Denen
von Falkenberg gehörige Dörfer und die Uslar'sche
Burg Neuengleichen. Andere Dynasten, wie die
Grafen von Waldeck und die Herren von Weste
trugen ihm ihre Herrschaften zu Lehn auf und
öffneten ihm ihre Burgen und Schlösser. Den
bedeutendsten Zuwachs aber erhielt sein Land
durch die Erwerbung der Grafschaften Ziegenhain
und Nidda, die ihm zufolge kluger Berechnung
nach dem am 14. April 1450 erfolgten Tode
des letzten Grafen von Ziegenhain, Johann des
Starken, durch Bermächtniß zufielen. —
Im 15. Jahrhundert blühten die s. g. ge
heimen Wiffenschaften, die Astrologie und Alchemie.
Auch Landgraf Ludwig, in dieser Beziehung ein
Kind seiner Zeit, huldigte ihnen. Einst hatte
man dem Landgrafen aus den Sternen geweistagt,
daß er fünfzig Jahre lang glücklich regieren werde,
dann nicht mehr. Im Jahre 1457 verbanden
sich mehrere westfälische Dynasten gegen ihn.
Landgraf Ludwig sandte ihnen hessische Ritter
unter Anführung seines Marschasts Johannes
von Meysenbug entgegen, die auf dem Sinnfelde
geschlagen und zum großen Theile gefangen
wurden. Diese Niederlage brachte dem Land
grafen jene Prophezeiung in Erinnerung. „Meine
glückliche Regierung ist zu Ende, ich will mich
schicken zu friedlicher Tageleistung", rief er aus
und er bereitete sich auf sein Hinscheiden vor.
Kurz darauf besuchte er ein hessisches Kloster, dessen
Namen nicht bekannt geworden ist. Der Land
graf und der Abt des Klosters, welche sich zu
einer Reform geeinigt hatten, speisten mit den
Mönchen. Hierauf starben beide kurz nach ein
ander, der Landgraf, nachdem er das Schloß zu
Spangenberg erreicht hatte, am 13. Januar 1458.
Aeneas Sylvius schreibt den Tod beider einer
Vergiftung zu.') Dies stimmt zwar mit einer
Notiz des Frankenberger Chronisten Wigand
Gerstenberger überein, doch läßt letzterer es
zweifelhaft, ob nicht eine zufällige Vergiftung
bei den chemischen Versuchen des Landgrafen den
Tod des letzteren verursacht habe. *) Die Ge
beine des Landgrafen Ludwig ruhen zu Marburg
in der St. Elisabethkirche. Sein Grabmal trägt
folgende Inschrift:
Xnclitus Ludovicus pius universis pudicus
Hac clauditur archa Cephas Hassiaeqne
monarcha
Anthonii festo migrat, cujus nemor esto.
Coelesti palme vacet is per te ded^&lme. *)
') Die angezogene Stelle bei Aeneas Sylvius lautet:
Ludovicus Landgravius dum reformaturus moua-
sterium quoddam suae ditionis ingreditur et in-
vitatus cum monachis edit venenum pro cibo inter
edendum sumpsisse creditus est. Nam et ipse et
abbas, qui reformationem petierat, paulo post ex-
tincti feruntur.
2 ) Zn der Thür. und Hess. Chronik von Wigand
Gerstenberger sS. Schmincke, Monimenta Hassiaca,
tom. II, pag. 543) heißt es:
In der nuwen Chronicken die man zu Nurenberg drucket,
dar stebit inne, wie dußer Fürste in ehn Cloister ging in
willen dasselbe zu reformiren, unde habe darinne mit den
Cloister luden die spitze genommen. Da mehnt man, he
habe vergifft gessen, want he unde der apt die der Refor
mation begerte storben beydesampt balde darnach. Aber
etzliche sprechin, nachdem er plag die Alchemie, so habe he
darvonne die vergifft entphangin, das er so stürbe. Wie
dem alle, so wart dieser Fürste Ludewig Lantgrave zu
Hessen, Grave zu zu Cziaenhehn unde zu Nidde kranck,
unde starp von der vergifft, altz er LVI jar alt was,
unde das geschach, do man schreib nach Gots gebürt 1458
uff sent Anthonius taa, unde ist zu Mqrgburg begraben.
*) Nach der Übersetzung des Professors Dr. Creeelius
zu Deutsch: