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Grätz, wenn auch nicht der Mörder Robert
Blum's, so doch der Sohn desselben. Kaum
aber war es bekannt, daß das Gerücht blos von
einem müßigen Spaßvogel herrühre, da erschien
auch Gundlach wieder. Er gab vor. er habe
eine unaufschiebbare Reise vorgehabt, aber Nie
mand war da, der ihm Glauben schenken wollte,
und noch lange uzte man ihn mit einem gewissen
Gartenhäuschen, worin er sich bei der vorgerückten
Jahreszeit eine rothe Nasenspitze geholt habe.
Er ist später vor der hereinbrechenden Reaktion,
besonders der geistlichen, die ihm an dem Zeug
flicken wollte, nach Kalifornien ausgewandert.
Auch Galina schwand seit jenem Abend von
der Homberger Bildfläche. Er war nach Kaffel
gereist, hatte sich in das Jägerbataillon aufnehmen
lassen, und da es ihm dort gefiel, um eine
Versorgung gedient. Ob er wohl jetzt, wenn er
einsam durch die Forsten streift, sich jener Todten-
feier noch erinnert?! Jedenfalls, das weiß ich be
stimmt, bereut er nicht, Windisch-Grätz den Kopf
zurecht gesetzt zu haben; ist er doch mit seinem
Geschick zufrieden, und war jene Operation die
erste Ursache, daß ihm ein freudigeres Loos im
Leben fiel.
■Hfc-Sr-
Da« Hessendenkttml;tt Frankfurt a./M.
2. December 1792.
Euch grüß' ich in Ehrfurcht Ihr tapferen Hessen,
Die siegend Ihr fielet gen gallische Macht!
Daß Euer nicht werde je später vergessen.
Deß nahm Preußens König hochherzig Bedacht.
Schuf Er doch ein Denkmal zu Euerer Ehre,
Das stolz sich erhebt auf der Wahlstatt am Main,
Wo stürmend Ihr rieft mit gefälltem Gewehre:
»Den Tod dem »»Custinus""! Ja tot muß er sein!"
Als einziges Zeichen für hessische Krieger
Stehst Denkmal du da, von Epheu umrankt.
Wie oft auch Ihr Braven gekämpfet als Sieger,
In Erz noch in Marmor ward nie Euch gedankt.
Im Lande des Colon, an Schottlands Gestaden,
In Holland, Morea, da habt Ihr bewährt
Althessische Treue als tapfre Soldaten
Im blutigen Streit, der Bewunderung werth.
Sie konnt' auch der Corsische Held Euch nicht wehren,
Als stüchtend gen Frankreich am Denkmal er stand;
»Man halt' auch den Feind, wenn er tapfer, in Ehren" !
So sprach er und schützt' es vor frevelnder Hand.
So ruht denn in Frieden, Ihr wackere» Streiter,
Von Eueren Müh'n bis zum großen Appell!
Es verstummt, was ersannen die hämischen Neider,
Bor Eueren Thaten, so strahlend, so hell!
Schwank.
Ans der Höste.
Gleich wie der Aar mit kühner Schwinge
Empor zur Morgenröthe steigt,
Bis sich ihm dort in Wolkennähe
Der Erde ganze Schönheit zeigt; —
So schwingt sich auch im hehren Fluge
Mein Lieben über Berg und Thal,
Empor zu Dir. Du morgenheller,
Du meines Lebens Sonnenstrahl!
Und dort, in Deines Glanzes Fülle,
Wo all des Trübsinns Nebel fällt,
Da seh' ich erst mit trunknem Auge
Die ganze Schönheit dieser Welt!
Kathaty ». chschstruth.
Aus alter und neuer Zeit.
— Inserviendum Tempori. (Man muß
sich in die Zeit schicken.) Noch in keinem Jahre hatte
am Fastnachtstage in Kassel ein so munteres, reges
Treiben in den Straßen der Stadt geherrscht und
waren so viele Lustbarkeiten aller Art veranstaltet, als
in dem für Napoleon und in Folge davon auch für
den westfälischen König so verhängnißvoll gewordenen
Jahre 1812.
Besondere- Aufsehen erregte ein nach Pariser Sitte
veranstalteter Aufzug der Metzgerzunft, welche unter
Borantritt eines Musikkorps einen reich mit Bändern
geschmückten fetten Ochsen durch die Straßen der
Stadt führte und dann dem Königspaare zum Ge
schenk machte. Allerhöchst Dieselben geruhten dieses,
wie der Moniteur berichtete, mit jener alle Herzen
mit Liebe und Treue erfüllenden Güte anzunehmen.