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Sturme durch Tapferkeit der hessischen Garnison unter
Hauptmann Ellenbergcr und der Einwohner mannhaft
widerstanden (31. August 1637) zweimal furchtbare
Plünderungen aushalten, und, nachdem es sich in der
darauf folgenden Friedeuszcit ebenso wie die Umgegend
durch Gründung französischer Niederlassungen, kaum
erholt hatte, dann neue Bedrückungen im 7jährigen
Kriege erfahren. Das Einrücken einer französischen
Armee im Jahre 1806 in Hcsicn brachte der
Stadt wieder Einquartierung in großartigem Maß
stabe, seit Gründung des Königsreichs Westfalen
aber eine ständige Kavallerie-Garnison. Erst die
Wiederkehr des Kurfürsten Wilhelm I. gab Stadt
und Land die ersehnte Ruhe und bessere Zeilen, auch
Gelegenheit zur Ordnung der inneren Verhältnisse.
Nachdem von letzteren die Dreitheilung der Stadt
Hofgeismar in Altstadt, Neustadt und Unterstadt mit
ihren 3 Kirchen, der städtische Haushalt und die Gc-
richtsverfaffung besprochen war. unterzog Redner den
Gesundbrunnen nach Erwähnung der reich
haltigen Literatur über denselben einer besonderen
Betrachtung.
Die Quelle wurde im 30jährigen Kriege durch
einen verwundeten kaiserlichen Soldaten entdeckt (1639)
und dann alsbald von den dort gar»isonirten Truppen,
besonders dem General Melandrr, und darauf auch
auf deren Anpreisung von vielen Anderen ans Nah
und Fern benutzt. Der wohlwollenden Fürsorge dcö
Landgrafen Karl ist es zunächst zu verdanken, daß
die Quelle gegen schädliche Einflüsse der benachbarten
Gewässer geschützt wurde und ihm und seinen Nach
folgern, daß durch Erbauung von Badchäusern (Karls
bad, Wilhelmsbad, Friedrichsbad), des Schlößchens
Schönburg und anderer Gebäulichkeiten, sowie durch
Parkanlagen hier ein zu immer größeren Ansehen ge
langender Gesundbrunnen entstand. Im Näheren
wnrden die Einrichtungen in den einzelnen Gebäuden
und die Bestandtheile der Quellen (Trink- und Bade-
Quelle) beschrieben, auch eine Reihe merkwürdiger
Kuren sowie das Brunnen-Reglcntent (von 1789)
mitgetheilt.
Wenn jetzt die Zahl der Kurgäste eine sehr ge
ringe geworden, so sei der Grund darin zu finden,
daß die Quelle durch irgend einen Zufall seit dem
Anfange der 60er Jahre an Stärke verloren habe.
Redner schloß seinen von der sehr zahlreich be
suchten Versammlung mit großem Beifall auf
genommenen Vortrag mit der Hoffnung, daß durch
anzustrebende Verbesserung des Brunnens diesem und
damit der an geschichtlichen Erinnerungen und in
ihrer Umgegend an landschaftlichen Schönheiten so
reichen Stadt Hofgeismar ein neuer Auffchwung
verliehen werde.
Soeben ist ein neues Verzeichniß der Mit
glieder deS Vereins für hessische Ge
schichte und Landeskunde (Kassel, 1. Oktober
>887) zur Vcrthrilung gelangt. Dasselbe weist
1304 Mitglieder, darunter 5 Ehrenmitglieder und
163 auswärtige Mitglieder, auf. DaS zuletzt er
schienene Vcrzeichniß datirt vom 1. Februar 1884.
Damals zählte der Verein 1226 Mitglieder.
Zum Bischof der Diöcese Fulda ist am 4. d. M.
Joseph Weyland,päpstlicherHanSprälat,geistlicher
Rath, Dekan und Stadtpfarrcr von Wiesbaden'ge
wählt worden. Nach feierlichem Hochamte in der
Kathedrale zur Anrufung des heiligen Geistes fand
die Wahl seitens der Mitglieder deS Domkapitels in
der Sakristei dieser Kirche statt. Als Skrutatoren
fpngirte» Professor vr. Gutberlet, Hospitalspfarrer
Lauer und Domkaplan Schmelz. Nach vollzogener
Wahl verkündete der geistliche Rath Engel unter dem
Geläute sämmtlicher Domglocken von der Kanzel
herab das Resultat, zugleich bemerkend, daß der Papst
dem Domkapitel die Weisung habe zukommen lassen,
bei Bezeichnüng der Kandidaten für den erledigte»
Bischofsstuhl °sich nicht auf Priester der Diöcese Fulda
allein zu beschränken.
Joseph Weyland ist am 13. März 1826 zu
Hadamar in, Nassau als der Sohn eines ehrsamen
Handwerksmnstcrs geboren. Er besuchte die Schulen
seiner Vaterstadt, hiernach das Gymnasium zu Wcjl-
burg, studirte nach Absolvirung desselben katholisHe
Theologie zu Gieße», trat dann in daS Klerikal
seminar zu Limburg an der Lahn und wurde am
6. September 1848 zum Priester geweiht. Nachdem
er vom 1. Oktober 4848 ab an verschiedenen Pfarr-
orten der Diöcese Limburg, u. a. vom 1. Januar
1852 bis 1. September 1858 zu Frankfurt a. M.,
als Kaplan thätig gewesen war, wurde er am 19. No
vember 1861 zum Stadtpfarrrr in Wiesbaden er
nannt.
Joseph Weyland hat die Bischofswahl angenommen.
Zweifellos erfolgt nach vorausgegangenem Jnformativ-
und Definitiv-Proceß die päpstliche Bestätigung und
das Bisthnm Fulda wird in kürzester Frist wieder
einen geistlichen Oberhirte» haben. Die Wahl wird
allgemein als eine sehr glückliche bezeichnet. Alle
Stimmen sind einig in dem Lobe deS Gewählten, dem
die vorzüglichen Eigenschaften nachgerühmt werden.
„Die Diöcese Fulda darf sich zu der Wahl ihres
neuen Bischofs Glück wünschen", daS ist der Reftain,
der von allen Seiten wiederhallt. — Joseph Weyland
wird der fünfte Bischof sein, der »ach Wiedererrichttmg
deS Bisthnms Fulda in der altehrwürdigen BonifatiuS-
stadt die Mitra trägt und den Krummstab führt.