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Reallehrers Dr. Heinrich Jde zur letzten Ruhe-
stättte getragen. Als Sohn des weil. Oberförsters
Adolf Jde zu Trusen, Kreis Schmalkalden, am
9. Januar 1950 geboren, besuchte er in den
60er Jahren die Gymnasien zu Fulda und Hersfeld.
Letztere Anstalt verließ er im Jahre 1870 nach er
folgter Kriegserklärung; er stellte sich mit einer An
zahl gleichgesinnter Mitschüler freiwillig unter die
Fahnen. Nachdem er vom September an dem Feld
zuge Theil genommen, und nach geschloffenem Frieden
zu seinen, durch den Tod ihres älteren Sohnes —
dieser starb in Folge einer schweren Verwundung —
in tiefe Betrübniß versetzten Eltern zurückgekehrt war,
bezog er im Herbste 1871 die Hochschule, zunächst
zu Berlin, später zu Marburg. Nach bestandenem
Examen erhielt er an hiesiger Realschule Stellung
als Lehrer der Mathematik und Naturwiffenschaften,
und wirkte seitdem, abgesehen von den Wochen, in
welchen er als Offizier der Reserve zu militärischen
Uebungen eingezogen war, ununterbrochen an dieser
Anstalt.
Durch einen großen Eifer und ein starkes Pflicht
bewußtsein, verbunden mit einem energischen Wollen,
erwarb er sich jederzeit die Anerkennung seiner Vor
gesetzten, die Achtung und Liebe seiner Kollegen und
Schüler. Ein gleiches Ansehen und gleiche Freund
schaft, wie in seinem Amte, genoß er auch in seinem
Privatleben. Sein biederes, wohlwollendes Wesen
machte ihn Jedem, der mit ihm in Berührung kam,
zum Freunde. Ehre seinem Andenken. S.
Am 17. Oktober starb in Kassel im 71. Lebens
jahre der Geh. Regierungsrath a. D. Karl Hein
rich Friedrich von Motz, ein durch seine lang
jährige Thätigkeit als Regierungsbeamter bei den
Militairaushebungen an vielen Orten Heffens be
kannt und beliebt gewesener Beamter, dem wegen
seiner außerordentlichen Herzensgüte und stets bewähr
ten treuen Freundschaft bei sehr Bielen ein bleibendes,
ehrendes Andenken gesichert ist. Mit ihm erlosch in
Hessen ein Geschlecht, welchem seit drei Jahrhunderten
eine sehr große Anzahl im Kriege und in den Wissen
schaften, namentlich im Finanzfache, hervorragender
und um ihr Vaterland hochverdienter Männer ent
sprossen ist.
Zuerst werden aus dieser Familie, welche nach
Familiennachrichten im 16. Jahrhundert aus Frank
reich in Hessen eingewandert ist, der im Jahre 1611
als Stadtschultheiß von Witzenhausen verstorbene
Hans Motz und dessen Geschwister Jobst und Mar
garethe, letztere als Stifter der noch bestehenden
Motz'schen Legaten-Stiftung genannt. Ein Sohn
des ersteren war der am 11. März 1604 geborene,
wegen seiner Thaten im dreißigjährigen Kriege zu
großem Kriegsruhm gelangte Kriegsoberst Johann
Christian Motz, Inhaber des schwarzen Regiments
Motz, welcher am 3. Februar 1683 als Gouverneur
der Stadt und Festung Kassel verstorben ist. Ein
Sohn und Enkel desselben waren sehr einflußreiche
Kanzler und Geheime Räthe am Ende des 17. und
im Anfange des 18. Jahrhunderts. Besonderen
Kriegsruhm erwarb sich dann wieder in den Feld
zügen am Rhein und namentlich bei der Erstürmung
von Frankfurt a. M. am 2. Dezember 1792 Rein
hard von Motz als Führer der hessischen Jäger. Er
hatte von Preußen- den Orden pour le merite und
von Hessen den selten verliehenen Orden pour la
vertu militaire erworben und starb als kurhessischer
Generalmajor und Generaladjutant im Jahre 1823
auf seinem Gute Bodenhausen.
Von den weiteren Gliedern der Familie sind be
sonders zu erwähnen der zu Kassel im Jahre 1811
verstorbene Vizepräsident des Oberappellationsgerichts
Justin Heinrich v. Motz, mit welchem die Familie
in den hessischen Adelsstand erhoben wurde, und
dessen Sohn Friedrich Christian, welcher im Jahre
1795 in preußische Dienste trat und als preußischer
Staats- und Finanzminister durch seine Bestrebungen
für Gründung des deutschen Zollvereins nicht nur
für Preußen, sondern für ganz Deutschland sich
große Verdienste erworben hat.
Auch des ersteren Brüder und Neffen haben in
Hessen als Präsidenten der Regierung und Finanz
kammer hohe Stellungen eingenommen und einer
derselben war der bekannte, im Jahre 1666 ver
storbene kurhessische Finanzminister Gerhard v. Motz.
Das alte in Hessen so sehr angesehene und reich
begütert gewesene Geschlecht blüht im Mannesstamme
jetzt nur noch in den Nachkommen des preußischen
Finanzministers außerhalb Heffens fort. A.-L.
—- Die hiesige Realschule hat schon wieder einen
schweren Verlust erlitten. Am 27. Oktober verschied
nach längerem schwerem Leiden der Direktor dieser
Lehranstalt Professorvr. KarlBuderus in seinem
52. Lebensjahre. Geboren 1835 zu Rauschenberg
als der Sohn des Rechtsanwalts B., besuchte er die
dortige Elementarschule, später in Marburg, wohin
nach dem Tode des Vaters die Mutter mit den
Kindern übergesiedelt war, das Gymnasium. Nach
Absolvirung des letzteren bezog er die dortige
Universität, um Mathematik und Naturwissenschaften
zu studiren. Nach Beendigung seiner akademischen
Studien war vr. Buderus als Lehrer an den Gymnasien
zu Marburg, Hanau und Hersfeld thätig. Im Jähre
1871 wurde er als Direktor der Realschule nach Kassel