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Uekvo^og.
Heute schon, in der ersten Nummer unseres Blattes,
müssen wir eines Hingeschiedenen gedenken, der dem
„Hessenland" seine warme Theilnahme gewidmet hatte,
des am 21. October verstorbenen Lehrers Wilhelm
Wolf in Kassel. Geboren in Balhorn (Kreis Wolfi
Hagen), im Jahre 1856 wandte er sich dem Lehrer
berufe zu, in welchem er seine volle Befriedigung fand.
Wenn er aber in der treuen und begeisterten Er
füllung seiner Pflichten seine Lebensaufgabe erblickte,
so suchte er anderseits Erholung in der beständigen
Fortbildung seiner geistigen Anlagen. Schon frühe
warf die Poesie ein verklärendes Licht auf sein Da
sein und vor einem Jahre veröffentlichte er ein Bänd
chen „Gedichte", das trotz mancher ungereifter Ver
suche von poetischer Begabung zeugte. Und bei dem eif
rigen Drang, vorwärts zu kommen, der Wolf be
seelte, ist nicht zu bezweifeln, daß sein poetisches
Streben noch schönere Drückte gezeitigt haben würde.
Das „Hessenland" zählt ihn mit zu seinen ersten
Freunden; er wohnte den Besprechungen, die zu der
Gründung des Blattes führten, bei und wandte ihm
seine volle Theilnahme zu. In unseren Händen be
findet sich eine Anzahl seiner letzten Gedichte, die er
uns zur Verwendung übersandte; wir werden einige
derselben gelegentlich mittheilen. — Wolf starb nach
nur dreitägigem Krankenlager am Scharlach und
hinterläßt eine Ehefrau und zwei unmündige Kinder.
Er war ein treuer Vater und Gatte, ein guter Ka
merad! R. i. p! 's.
Hessische Mcherschau.
Eine sehr bemerkenswerthes literarhistorisches Werk
ist „Schillers Jungfrau von Orleans, neu
erklärt von vr. G. F. Eysell, k. Gymnassaldirektor
a. D., Hannover. Verlag von Carl Meyer (Gustav
Prior 1886." Es dürfte wohl kaum — schreibt der
fachkundige Kritiker der „Fuld. Ztg." — eine dra
matische Dichtung in der deutschen Literatur geben,
welche sich zur Lektüre an höheren Lehranstalten in
so hohem Grade eignet, als Schillers Jungfrau von
Orleans. Bezüglich der Auffassung und Erklärung
sowohl im Ganzen wie im Einzelnen sind bekanntlich
von der Kritik mancherlei Fragen aufgeworfen, Be
denken erhoben und wirkliche oder vermeintliche Schwie
rigkeiten aufgefunden; aber der Verfasser weiß sie
alle in befriedigendster Weise gründlich zu beant
worten und zu lösen. Wir begrüßen seine Arbeit
als die reife Frucht liebevollster Hingabe an den
Dichter, gründlichen Nachdenkens und fleißigen
Studiums, und sind überzeugt, daß das warm und
sorgfältig geschriebene Werk in betheiligten Kreisen
wohlverdiente Anerkennung finden wird. — Wir fügen
hinzu, daß der Verfasser, einst Gymnasialdirektor in
t ersdeld, dem Studium der Jeanne dÄre ei» ganzes
cken gewidmet hat. K.
Johann Lewalter veröffentlichtiu dem Verlag
von Paul Voigt, Kassel und Leipzig, wie
der mehrere Tonschöpfungen, welche wir unserem Leser
kreis empfehlen. In erster Linie wollen wir eines
Gegenstückes zu den vor einiger Zeit erschienenen
Klavierstücken „Aus Wintertagen" Erwähnung
thun. Die neue Komposition, welche den Titel „Aus
Sommer tagen" führt, bringt eine Reihe die
Sommerzeit in gedankenreicher Weise schildernder, den
kindlichen Sinn belebender Melodien. Die einzelnen
Stücke betiteln sich: „Mairegen", „Unter der Dorf-
Linde", „Leiermann", „Glühwürmchen am Johannis
tage", „Vöglein im Walde" u. s. w. — Die neuen
Lieder „Böglein im liefen Wald" (op. 10 für Sopran,
„O, lieb so lang du lieben kannst" (op. 13 Nr. 1
für Sopran und Alt und „So laß mich sitzen ohne
Ende" für Sopran oder Tenor, lassen erkennen, daß
der Komponist sich voll und ganz in den Text der
Dichtungen versenkt hat. „Vöglein im tiefen Walde"
von Oskar von Redwitz spricht nicht nur in seinem
musikalischen Gewände sehr zu Herzen, sondern ist
auch, was Begleitung und Stimmlage anlangt, für
jede Sopranstimme ein leicht zu singendes Lied. Die
letzten beiden Lieder, Gedichte von Freiligrath, zeich
nen «q, ebenfalls durch gefühlvolle Melodien und
klare Harmonisirung aus. Wir sind der Ueberzeugung,
daß sich die genannten Gesangs-Kompositionen schnell
einen großen Keeis von Freunden erwerben und
sich wohl bald Eingang in den Konzertsaal verschaffen
werden. — Außerdem wollen wir noch erwähnen,
daß in demselben Verlage . ein Tonstück Lewalters:
Präludium und Fuge (dreistimmig für Klavier, op. 8)
erschienen ist, welches den durchgebildeten Musiker in
hervorragender Weise erkennen läßt H.
Krlkstllstk«.
A. Kassel. Wie aus unserer Abonnements-
Einladung zu ersehen, erscheint das „Heffenland" in
der Stärke von l l l 2 Bogen. Wir mußten eine Probe-
Nummer von 2 Bogen ausgeben, weil in dieser eine
Theilung der Aufsätze nicht thunlich war.
Herrn 8. H. Kassel. Besten Dank für Ihre
freundliche Zusendung.
N. in B. bei Marburg. Gern nehmen wir
mundartliche Beiträge entgegen, da die Pflege der
Dialektdichtung nicht znnr letzten in den Kreis unserer
Bestrebungen gezogen ist.
8. 8. in Marburg. Sehr erwünscht.
Dr. 8. iu F. Sehen baldgefälliger Mittheilung mit
Spannung entgegen. Gruß.
8. Sch. Wanfried. Wir haben Ihr Büchlein
mit Interesse gelesen nnd werden darauf zurückkommen.
Abonnent, Hanau. Wir sind Ihnen wie
allen Freunden selbstverständlich dankbar, wenn Sie
das „Hessenland" in Ihren Kreisen empfehlen wollen.
Einzelnummern stehen in der gewünschten Zahl zu
diesem Zwecke zur Verfügung.
K. Z. Eichen. Die gewünschten Probenummern
werden Sie erhalten habev. Ihren freundlichen Brief
werden wir in den nächsten Tagen beantworten. Für
den zugesandten Artikel besten Dank.
O. , Berlin. Ihr Wunsch wird schon in einet
der nächsten Nummern erfüllt werden.
Verantwortlicher Redakteur F. Zw enger. Druck und Verlag von F. Zw eng er in Kassel.