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Wesen, zuerst mit Ernestine von Rouch aus Heilbronn,
dann mit Agnes Trott zu Solz, Tochter des früheren
kurhessischen Ministers und Bundestagsgesandten
Friedrich Trott zu Solz. Aus erster Ehe hinterläßt
er zwei Söhne und zwei Töchter, aus zweiter Ehe
einen Sohn und zwei Töchter. Sein Andenken wird
in vielen dankbaren Herzen fortleben!
r.
Aus alter und neuer Zeit.
Der älteste Vorfahr der Familie Grimm,
den man bis jetzt kennt, ist Johannes Grimm,
1654 Bürger und Gasthalter in der Altstadt Hanau.
Ueberhaupt ist die Familie Grimm zweifellos eine
althanauische (Mittheilung meines verehrten Freundes,
des Herrn Gymnasialoberlehrers Dr. Wolfs zu Hanau.)
Vom 2. bis 7. Mai 1661 wurde nun zu Worms
ein Provinzialkapitel des Malteserordens abgehalten,
dessen Akten sich abschriftlich im hiesigen Staatsarchiv
befinden.
In diesem Kapitel erklärt Herr Johann Friedrich Korf
genannt Schmiesing, Komtur der Häuser Frankfurt,
Mosbach, Rüdigheim, Dorlisheim und St. Johann
zu Basel: es sei die Komturei Rüdigheim in der
Grafschaft Hanau zum zweitenmal abgebrannt und
wäre cs unmöglich, solche wieder aufzubringen ohne
einen vermöglichen Pächter, der nur unter Zusicherung
pachtfreier Jahre zu gewinnen sei. Also habe er mit
Herrn Johansen Grimb, Bürger zu Hanau, akkordirt,
daß er die Komturei pachtweise auf 12 Jahre über
nehme und Haus, Scheuer, Stallung und Mühle
wieder von neuem aufbaue. Den Bauschilling solle
er von dem Ertrag der Ernte nehmen, die auf
100 Malter angeschlagen werde. Die Grundstücke
beständen in 300 Morgen Land, einem Garten am
Haus und Wiesen. Auch solle der Pächter den
Zehnten von Rüdigheim, Raffholzhausen und Ober-
Jsheim zu genießen haben.
Das Kapitel genehmigte diesen Vertrag. Ob nun
der Pächter wirklich seine Pacht angetreten und seine
12 Jahre ausgehalten hat, darüber könnten am besten
die Kommendeakten, wenn sie noch erhallen sind,
Auskunft geben.
Daß unser Johannes Grimb — an der ver
schiedenen Schreibart wird sich Niemand stoßen, der
mit der Kanzleischrift jener Zeit vertraut ist — mit
jenem 1654 genannten Hanauer Gastwirth Joh.
Grimm identisch ist, dürfte wohl keinem Zweifel
unterliegen.
Die Kommende Rüdigheim ist eine ins 13. Jahr
hundert fallende Stiftung der Familie von Rüdigheim.
Dieselbe findet sich auch mehrfach in dem Johanniter-
orden vertreten, so war Helfrich von R. in der Zeit
von 1305 bis 1313 Großpräceptor von Deutschland,
Böhmen und Polen. Er hat sich wahrscheinlich an
der Eroberung von Rhodos (1310) betheiligt. Als
letztes Glied dieser Familie ist wir vorgekommen
Otto Philipp v. R. in Diensten des Grafen Anton
Günther von Oldenburg und Schloßhauptmann zu
Jever (1615). —
Osnabrück. K. Kerquet.
In dem Aufsatz „Belagerte Hessen« in
Nr. 17 dieser Zeitschrift ist bei Erwähnung der ruhm
vollen Vertheidigung des Hohentwiel durch den aus
Hessen gebürtigen Konrad Wieder hold gesagt
worden, „daß die heute im Württembergischen Heeres
dienst vorfindlichen Wiederholde doch nicht etwa zur
Sippe dieses Helden gehören.«
Von betreffender Seite wurden wir um Berichtigung
dieser Angabe ersucht und uns zu diesem Behufe ein
auf sicheren Quellen beruhender Aufsatz über die
Abstammung der württembergschen Familie Wiederhold,
welcher in Nr. 34 der Schwäbischen Kronik vom
11. Februar v. I. erschienen ist, mitgetheilt. Diesem
entnehmen wir Folgendes: „Das in Württemberg
angesessene Geschlecht der Wiederholde (bis in die
zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts „Widerhall
geschrieben), welches auf dem Gebiete friedlicher und
bürgerlicher, ganz besonders aber auf dem der kriegerischen
Thätigkeit eine ansehnliche Reihe hervorragender und
hochverdienter Männer geliefert hat, stammt aus dem
Hessischen und gehört, nachdem zwei seiner Angehörigen,
der berühmte Konrad und sein Vetter Johann Georg
in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, der eine
aus Hessen, der andere aus Oesterreich nach Württemberg
sich wandten, diesem Lande an und zählt jetzt zu den
Familien der unmittelbaren, freien Reichsritterschaft.
Als der erste zuverlässige Ahnherr dieses Geschlechts
wird Heinrich Widerholt von Weidenhofen, im letzten
Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts, Landvogt von Wiß-
kappel genannt. Von seinen beiden Söhnen war
Heinrich der Gründer der älteren und Johannes der
der jüngeren Linie. Des letzteren Sohn Reinhard,
Obrist in hessischen Diensten, war der Vater des am
20. April 1598 in Ziegenhain geborenen Konrad.
Dieser war in seinem 17. Jahre in den Militairdienst
getreten und im Jahre 1619, nachdem er an ver
schiedenen Orten in und außerhalb Deutschlands,
zuletzt in Venedig, Kriegsdienste geleistet, vom. Herzoge
Joh. Friedrich als Trillmeister im württenbergischen
Heere angestellt worden. Er wurde am 13. September
1634 zum Kommandanten von Hohentwiel bestellt
und hat sich dadurch, daß er in den Jahren 1635 bis
1644 fünf Belagerungen- der Festung durch die
Kaiserlichen zurückschlug, unvergänglichen Kriegsruhm
erworben. Im Jahre 1650 schied er aus dem Dienst
und starb, nachdem er für seine Thaten durch Ver
leihung dreier Rittergüter und Erhebung in den
Grafenstand, welche er aber ablehnte, belohnt war,
am 13. Juni 1667 in Kirchheim, in dessen Kirche
ein Denkmal seine Ruhestätte bezeichnet. Mit seinem
einzigen, frühzeitig gestorbenen Sohne erlosch dieser
Zweig der Familie.