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*in Wrst des Meöms.
Historische Skizze von F. Iwenger.
Fleute Landgraf oder keiner mehr! Und wer
IT ein getreuer Hesse sein will, der folge mir! Sie
" Oz ^ haben meinem Vater nicht Frieden gelassen,
der war ihnen zu fromm; gewohneten sie das an
mir, so müßte ich ihnen allezeit gereit sitzen als
ein Zinsmeier, meine armen Unterthanen
müßten sie nähren und keinen Frieden darzu
haben." So lautete nach eines hessischen
Chronisten Angabe die Ansprache, mit welcher
der 25jährige Landgraf Ludwig, dem die
Geschichte den ehrenden Beinamen der „Fried
same", der „Friedfertige", beigelegt hat, seine
Getreuen entflammte, als er am 23. Juli 1427
bei Großenenglis seinen Gegnern, den Mainzern,
den Erbfeinden unseres Hessenlandes, gegenüber
stand.
Der Kurfürst und Erzbischof von Mainz,
Konrad III, aus dem Geschlechte der Wildgrafen
bei Rhein, hatte dem Landgrafen Ludwig von
Hessen zwei Tage zuvor, am 21. Juli, einen
Fehdebrief gesandt und war selbst nach Buchonien
mit einem Heer gezogen, um den Bundesgenossen
des Landgrafen, den greisen Fürstabt von Fuloa,
Johannes von Merlau, zu bekriegen.
Den Krieg in Heffen führte sein Neffe, Graf
Gottfried von Leiningen. Letzterer verheerte
mit den Mainzer Schaaren die Felder von
Gudensberg, Felsberg und Melsungen. Als er
auf seinem Rückzüge das Dorf Udenborn zwischen
Fritzlar und Großenenglis an einem Winkel,
den die Schwalm und die Edder bilden, aus
brannte, ereilte ihn der Landgraf mit seinem
Heer, dem die Mainzer freilich an Zahl bedeutend
überlegen waren. Aber wann wären die Heffen
jemals vor der Uebermacht der Feinde zurück
gewichen! Was ihnen an Zahl abging, das er
setzte die hessische Tapferkeit, die Begeisterung,
mrt welcher sie unter ihrem Landgrafen in die
Schlacht zogen. Doch lasten wir den Chronisten
selbst reden: „Da war Bischof Konrad zu
Hassia laetatur, quia princeps iam dominatur,
Qui plus ac humilis, in campis estque virilis.
Gerstenberger Chronic. Hass.
Fritzlar und hatte ein groß Hofwerk beiein
ander, und unterstund sich den jungen Landgraf
zu beschädigen und meinte, er wäre noch ein
Kind. Aber der junge Fürst gedachte dargegen,
und bewarb sich mit seinen Hessen, edel und
unedel, Bürger und Bauern, daß er ein ziemlich
Volk zusammen brachte, und ließ da die Feinde
beschauen und ihre Macht überschlagen, da erfand
sich's in Wahrheit, daß die Mainzischen den
Hessischen viel zu stark waren. Aber der Land
graf hieb damit drauf zu den Feinden als ein
Unverzagter. Da folgten ihm die Seinen mit
Treuen und brachten die Feinde in die Flucht
und schlugen sie von Fritzlar gegenüber neben
Englis bis gen Jesberg, und die Heffen gewannen
von dem Bischof von Mainz 400 gesattelter
Pferde und fingen ihm ab 2OO reisiger Mann".
Wenige Tage später finden wir den Land
grafen bei Fulda. Dort, auf der Westseite, jenseits
des Fluffes, befindet sich das Münsterfeld, eine
weite von mehreren Dörfern begrenzte Ebene.
Erzbischof Konrad von Mainz, ein eitler stolzer
Prälat, stand daselbst an der Spitze seines Hof
staates und seines Heeres und leitete die Be
lagerung Fuldas. Am 10. August kam es zur
Schlacht. Erzbischof Konrad verlor den Kern
seiner Truppen und entkam selbst nur durch die
Flucht. Mehr als 300 adelige Ritter wurden
gefangen, auch das Panier des Erzbischofs
wurde von den Hessen erobert und als Trophäe
nach Marburg gebracht, wo es die Kirche der
hl. Elisabeth zierte.
Es waren Ehrentage in der ruhmreichen Ge
schichte unseres Heffenlandes, die Tage der
Schlachten von Großenenglis und am Münster
feld, sie lieferten den Beweis, daß der jugend
liche Landgraf Ludwig, den die Gegner als
„schwächlich" verschrieen hatten, ein tapferer, von
hessischem Heldenmuth beseelter Heerführer war.
Aoer nicht allein in dieser Eigenschaft hat er