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Hessische Düchcrschau.
Krone und Kerker. Erzählung aus dem sech
zehnten Jahrhundert von N. vom Hof. Gotha
Friedrich Andreas Perthes. 1887.
Unsere geschätzte Landsmännin entwickelt in den
letzten Jahren eine literarische Thätigkeit, welche auch
die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf sich ziehen
dürfte. Vor kurzer Zeit veröffentlichte sie in einem
Berliner Blatt einen fesselnden Roman aus dem eng
lisch-indischen Leben «Die Erbin", welcher besonders
durch seine getreue Schilderung des in der dortigen
vornehmen Gesellschaft herrschenden Tons anmuthete,
jetzt ist in dem altehrwürdigen Perthes'schen Verlag
die oben genannte Erzählung erschienen, die uns die
Lebenslaufbahn der ebenso glänzenden als unglücklichen
Anna von Boleyn vor Augen führt und zwar in
einer Weise, wie sie geschmackvoller nicht verlangt
werden kann. Wenn die Verfasserin, wie sie es gethan,
ihr Buch nur den Frauen widmet, und ausdrücklich
^allcn denen, die sich freuen, daß die Geschichte eine
ihrer Milschwestern von einer großen Schuld frei
gesprochen hat," so ist dies jedoch als eine einseitige
Auffassung zu betrachten, denn die, auf Home, Rottcck,
Schlosser und andere Geschichtsforscher aufgebaute
Erzählung muß als eine Lectüre bezeichnet werden,
die dem männlichen Denken und Fühlen näher liegt,
wie dem weiblichen, besonders in der Beziehung, die
gegen den historischen Klatsch Front macht und Anna
Boleyn nur als das Opfer eines ebenso wollüstigen,
als launenhaften Regenten hinstellt. Die Londoner
Hofverhältnisse der damaligen Zeit sind mit Sicher
heit wiedergegeben und eine besondere Sorgfalt ist
auf die Zeichnung des Kostüms verwandt worden.
Hoffentlich ist dieses Werk nicht das letzte, welches R.
vom Hof mit ihrer genauen Kenntniß der englischen
Geschichte zu gestalten weiß. A.
Bericht der Wetterauischen Gesellschaft
für die gesammte Naturkunde zu Ha
nau über den Zeitraum vom 1. April
1885 bis 31. März 1887. (169 S.)
Nach Vorausschickung eines Berichtes über den
Gang und Stand des Vereinslebens in den letzten
zwei Jahren, aus welchem wir hier den Nekrolog des
am 14. Mai 1885 verstorbenen Gymnasialprofeffors
Dr. Fliedner besonders erwähnen, folgt als wissen
schaftliche Beigabe die systematische Übersicht der bis
jetzt in dem Kreise Rotenburg a/F wildwachsenden
und häufiger kultivirten phanerogamischen wie krypto-
gamischen Pflanzen, bearbeitet von dem Nestor der
hessischen Naturforscher, dem Kreisphysikus Sanitäts
rath Dr. med. et phil. Eisenach zu Rotenburg.
In den beiden vorhergehenden Jahresberichten der
oben genannten Gesellschaft hat derselbe Verfasser die
Fauna seines Heimatsbezirkes bearbeitet und zwar
in dem 1683er Berichte die Wirbelthiere und Käfer,
in dem in 1885 erschienenen Berichte die übrigen
Insekten, die Würmer, Krebse, Spinnen und Weich-
thiere. A.
Der Redaktion des „Hessenlandes" sind folgende
neue Schriften zugegangen:
Kurze Geschichte des Kreises und der
Stadt Hanau nebst einer chronologischen
Uebersicht der Hauptereignisse. Allen
Freunden der Heimath gewidmet von W. Jung-
hans, Pfarrer, Vorsitzender des Hanauer Bezirks
vereins für hessische Geschichte und Landeskunde.
Hanau 1887. Fr. König's Buchhandlung.
Briefwechsel der Königin Kabhari na und
des Königs Jeröme von Westfalen, sowie
des Kaisers Napoleon I. mit dem König
Friedrich von Württemberg. Herausgegeben
von Dr. August v. Schloßberger, Bicedirektor
des königl. württemb. geh. Haus- und Staatsarchivs;
Bd. II, vom 20. März 1811 bis 27. September
1816. Stuttgart, Verlag von W. Kohlhammer. 1887.
Beiträge zur Geschichte des Feldzuges
von 1806 nach Quellen des Archivs Marburg.
Von Dechend, Premier-Lieutenant im hessischen
Füsilier-Regiment Nr. 80. Berlin, Verlag von
Friedrich Luckhardt 1887.
Das dritte, vierte und sechste Deichest zum
Militär-Wochenblatt. Herausgegeben von von
Löbell, Oberst z. D. Berlin, Verlag von Siegfried
Mittler <L Sohn 1887. In denselben sind die Artikel
«Aus dem Leben des kurhessischen Ge
neral-Lieutenants Bauer", sowie «Die
Armee des Königreichs Westfalen in den
Jahren 1808 bis 1813" enthalten.
Wegen Raummangels mußten wir die Besprechung
vorstehender vier Schriften für eine spätere Nummer
unserer Zeitschrift zurückstellen.
Briefkasten.
J. G. inFulda. Der Aufsah wird in der 1. Nummer
des folgenden Quartals erscheinen.
L. (I. in Kassel. Da eins der beiden von Ihnen
uns gesandten Gedichte inzwischen anderwärts veröffent
licht ist, ist der nachträgliche Abdruck im „Hessenland"
nicht gut thunlich. Vielleicht senden Sie gelegentlich
ein anderes.
Th. K. in Melsungen. Freundlichen Dank. Brief
folgt.
ß. v. B. in Fulda. In Betreff der uns zugegan
genen Einsendung erfolgt briefliche Mittheilung.
Pfr. G. H. in H. Wann kommt einmal ern Lebens
zeichen?
W. K. in Hanau. Wir verweisen Sie auf die
Abonnements-Einladung aus der.letzten. Seite.