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Noch oft an Rabulisterei
Und Advokaten denken.
Doch werd' ich, so Diana will,
Ihr Beißen nicht mehr hören. —
Mich wird im Forste, kühl und still,
Chikane nicht mehr stören.
In Wäldern soll nun thatenreich
Mein Leben sanft zerfließen,
Und dort, dem edlen Hirsche gleich,
Will ich es auch beschließen. —
Zu näherem Verständniß der nicht juristischen
Leser bemerken wir hier, daß Mevius, Brunne-
m an n und Le y s er berühmte Rechtslehrer waren;
Mevius in Greifswalde und Wismar (f 1670),
Brunnemann zu Frankfurt an der Oder (f1672)
und Leyser in Wittenbeeg (f 1752). —
Ein Freund Wildungen's, der Regierungsrath
Bunsen in Arolsen, erließ auf dieses «Triumph-
tieb“ nun folgendes launige Gegengedicht:
Webrus »n seine Kollegen über die Abtrünnigkeit des
Herrn bon Wildungen.
Laßt nur den Apostaten ziehn!
Verloren ist verloren!
Frau Themis war doch nicht für ihn.
Er nicht für sie geboren!
Gezwungen gab er ihr die Hand,
Das Herz hatt' er zum Unterpfand
Dianen längst gegeben.
Wahr ist's, mein Schalten freute sich
So oft er referirte
Und bei Entscheidungsgründen mich
Gar zierlich allegirte:
Auch gäb' ich heimlich viel darum,
Daß seines Abfalls Scandalum
Nicht so notorisch wäre.
Man trägt uns leider! ohnehin
Nicht überall im Herzen,
Wie wird die Welt ob dem Entfliehn
Des Veteranen scherzen!
Sie schließt, ich weiß nicht was, daraus
Und schüttet unbarmherzig aus
Das Kindlein mit dem Bade.
Daß er so fröhlich von uns schied.
Das nur möcht' ich bestrafen; —
Sein Abschied war das Jubellied
Des frei gewordnen Sklaven.
Man möchte weinen vor Verdruß,
Sein: «Fahr' er wohl, Herr Mevius-
Ertönt auf allen Gaffen!
Doch nur Geduld! es bleibt nicht so,
Das Räuschchen wird verfliegen;
Jetzt muß er ex officio
In Liebchens Armen liegen. —
Nicht selten, wie das Sprichwort sagt,
Pflegt, die dem Bräutigam behagt,
Dem Mann nicht zu gefallen.
Eins spricht für ihn und drum verzeiht
Dem raschen Exkollegen!
Er that's aus Vaterzärtlichkeit
Der sieben Kindlein*) wegen.
Sie waren weiland sxurii
Und sind doch nun legitimi
Per subsequens **) geworden.
Diesen Gedichten reihen sich noch einige andere
an, welche den gleichen Gegenstand behandelnd
zwischen Bunsen und Wildungen gewechselt
wurden; so u. a. Mevius an das Publikum:
«Sabeinus!- und die Antwort Wildungen's:
«Herr I0tus, ich verbitte mir die naseweisen
Glossen*, die hier mitzutheilen zu weit führen würde.
Wie Wildungen die Jägerei auffaßte, und
daß er nicht aus Jagdleidenschaft allein, wie er sich
selbst in seiner Autobiographie ausdrückte, Diana so
innig verehrte, das geht aus seinem Gedichte «Natur-
hervor, dem er den Matthison'schen Vers
«So lang' ich bin, soll nichts von dir mich scheiden,
Natur! Natur!“
als Motto vorsetzte. Dort heißt es:
Um Tigern gleich zu morden,
In Wäldern weit und breit
Hab' ich Dianens Orden
Mich wahrlich nicht geweiht;
Nein — einem edleren Triebe
Dank' ich mein grün Gewand;
Nur dir, Natur, zu Liebe
Wählt' ich den Jägerstand.
Dir hat mein Herz geschworen!
Als Weidmann hast du mich
Zum Liebling auserkoren
Des preis' ich, Holde, dich!
Du machst Gebirg und Felder
Und selbst die Finsterniß
Der wild bewachsnen Wälder
Für mich zum Paradies!
Entzückt will ich dich preisen
Natur, so lang ich bin!
Nichts soll mich dir entreißen.
Du Allbeleberin !
Wohl dem, der dir ergeben,
Des Daseins froh genießt.
Und endlich sanft sein Leben
Im trauten Forst beschließt.
*) Die sieben „Jagdkalender" sind damit gemeint,
welche Wildungen schon als Regierungsrath heraus
gegeben hat.
**) Bekanntlich besteht die Rechtsnorm, daß uneheliche
Kinder durch nachfolgende Verheirathung des Vaters mit
der Mutter legitim werden.