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den ziemlich steilen Gipfel des BergeS zu den
von der einstigen Größe der Burg noch Kunde
gebenden und zum Theil noch wohlerhaltenen
Ruinen derselben, auf welchen zur Feier des
Tages einige Fahnen aufgesteckt waren. In den
Räumen der Burg bewillkommte zunächst der
jetzige Besitzer derselben, sowie der großen um
liegenden Waldung und des Schlosses Ramholz.
Herr Stumm, Rittmeister im 13ten Husaren-
Regiment, die Ankommenden aufs Freundlichste
und erquickte die Durstigen mit einem Glase
vortrefflichen Bieres. Nachdem man die Ruinen,
zu deren Erhaltung Herr Stumm fortwährend
mit großem Kostenaufwand bestrebt ist, besichtigt
und sich an der hier gebotenen herrlichen Aus
sicht erfreut hatte, hielt Herr Major v. Stam
ford den angekündigten Bortrag über Ulrich von
Hutten, und wußte in Il/z-stündiger freier Rede
durch den auf den fleißigsten Studien beruhenden
Inhalt die Anwesenden lebhaft zu fesseln, wofür
ihm allseitig der größte Beifall und Dank zutheil
wurde.*)
Der Rückweg wurde dann wieder nach Schloß
Ramholz angetreten, wo Herr Stumm die Güte
hatte, den von ihm angelegten Park, welcher die
Bewunderung Aller, erregte, sowie auch eine
Sammlung einiger auf dem Steckelberg und
Umgegend gefundene Alterthümer, welche bis zur
Steinzeit zurückgehen, zu zeigen. Bon Ramholz
begab man sich nach einer V* Stunde entfernten,
eine schöne Aussicht bietenden, im Walde ge
legenen Stelle dem sogen. Borkel, wo von den
Komitees in bester Weise dafür gesorgt war, die
nach den Anstrengungen des Tages recht hungrig
und durstig gewordenen Seelen durch Speise und
Trank zu erquicken. Hier zeigte sich bald all
gemein ein gar reges fröhliches Lehen, welches
dann auch im Absingen bekannter Lieder
seinen Ausdruck fand. Die zahlreich vertretenen
alten Herrn fanden sich zusammen und gedachten
durch Absingen von Studentenliedern ihrer Burschen-
zcit, wobei auch „O alte Burschenherrlichkeit"
nicht fehlte.
Den Gefühlen aller Anwesenden gab Herr
Major v. Stamford entsprechenden Ausdruck, in
dem er dem auch hier mitanwesenden Herrn
Rittmeister Stumm den Dank der Theilnehmer
aussprach, worauf diese in das auf denselben aus
gebrachte Hoch auf das Lebhafteste einstimmten.
Gleiches war der Fall bei einem Toast des
Herrn Pfarrer Wiffemann aus Kassel auf die
Mitglieder des Vorstandes des Geschichtsvereins
und namentlich dessen Vorsitzenden, Herrn Major
v. Stamford, ein Toast, welcher gestern vergessen
)ei. Der Toast fand um so größeren Anklang,
als Herr Wissemann in einer vortrefflichen, den
geübten Redner bekundenden Weise seiner Ab
sicht Worte zu verleihen wußte. Damit war
jedoch das Ende der so vergnügt verlebten Tage
gekommen. Die erschienenen Gäste nahmen fast
sämmtlich Abschied, um von dem nahe gelegenen
Ramholzer Bahnhof den Weg in die Heimath
anzutreten, alle aber werden ebenso, wie die
Damen und Herrn aus Schlüchtern, der zu einem
wahren Feste sich gestaltenden 53ten Jahres
versammlung des Geschichtsvereins noch lange ein
freundliches Andenken bewahren.
*) Wir werden auf diesen interessanten und bei der Schwierigkeit
des Themas durch möglichste Unparteilichkeit sich auszeichnenden Bor
trag in der nächsten Nummer dieser Zeitschrift ausführlicher zurück
kommen. D. R.
Margarethe
Von H. Leller-Iordan.
Zug, der von Süden kam, fuhr langsam
IÄI in dep langen, mit Glas überdachten Bahn-
Atgr Hof Münchens. Ich bog den Kopf zum
^ Wagen hinaus und sah in die matten Gas
flammen, die noch um ihr Recht mit dem sich
senkenden Tage stritten.
Ich hatte glückliche Künstlerjahre in Isar-Athen
verlebt, war dann nach Pest übergesiedelt und
wollte jetzt zu einer Privatausstellung nach Berlin,
wohin ich esn großes historisches Gemälde voraus
geschickt halse. EL war das Resultat mühevoller
Jahre gewfsen und seine Vollendung gab mir
das Gefühl) als sei ich auf einem Berge an
gekommen, wo mich eine reinere Luft umwehe
und mir den Ausblick in ein stilles, verheißungs
volle- Thal gewähre.
Ich wollte in München ein paar Tage rasten,
alte Freunde wiedersehen und die unvergessenen
Plätze und Straßen begrüßen, über die ich einst
so harmlos und glücklich gewandelt war.
Die Zeit mit ihren Sorgen verscharrt so
manche schöne Stunde unseres Lebens, aber als
jetzt die Lokomotive pfiff, der Zug stille hielt
und ich mit meinem kleinen Handkoffer auf den
Perron sprang, da überkam mich — trotz des
rauhen Herbstwindes, der mich von den Alpen