Das „HeffenlauL*', Zeitschrift für hessische Geschichte und Literatur, erscheint zweimal monatlich, zu Anfang
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-R Ful-uf! -R
Qj'it längst vergangener alter Zeit,
dl Als noch der Mann nt Waffen ging
Und jede Stadt die Läng' und Drett'
^ Umgab der Mauern fester Uing,
Regal» sich's, daß ein starkes Heer
Vor Gaffel lag und drängt' es sehr.
Einst hatt' die wack're Bürgerschaft
Der Feinde Anprall abgewehrt,
Und um ;u sammeln neue Graft
Sich heimgewandt ;u Rett und Heerd,
Indeß der Wächter auf dem Thurm
Vermelden sollt' erneuten Sturm.
Und währen- nnn in stiller Uacht
Die Rürger in den Federn rnh'n,
Gibt auf dem Thurm der Wächter Acht,
Was -rauß' im Feld die Feinde thun;
Auf einmal — morgens war's um drei —
Merkt er, daß was im Werke sei.
Im Lager lief man Kren; und guer
Und schleppt' Geschütze schon heran,
Auch Leitern trugen sie daher,
Und Alles war- gan; still gethan —
Der Wächter sah's und laut den Ruf
Stieß er in's Horn: „Ful-uf! Fnl-uf!"
„Ihr Faulen auf!" so meinte er,
(Das ward im Hörne zu „Ful-uf!"
Denn Hochdeutsch ist zu blasen schwer) —
Indeß verstanden ward der Ruf,
Und ehe man es sich versah,
Stand jeder Mann in Waffen da.'
Als nun der Feind zur Mauer kam,
Fand er unhöflichen Empfang,
Was ihn -ermaßen Wunder nahm,
Daß er davon lief feig und bang
Uno noch am selben Tag das Feld
Verließ mit Roß und mit Gezelt.
Und zur Ermn'rung an den Sturm
Erschallt' noch lange Zeit der Ruf
Um drei Uhr vom Sanct Martinsthnrm
Wie damals laut: „Ful-uf! Ful-uf!"
Dis diesen, wie so manchen Rrauch,
Die Neuzeit hat begraben auch.
Ulchl.