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einige der wilden Gegner mitten zwischen die
Grenadiere dringen. Schon holte ein langer
rothaariger Bergessohn mit dem breiten Schwerte
aus, um einen Hieb nach Prinz Friedrich zu
führen, da warf der herangedrungene.Hennes
als letztes Mittel, seine Waffe konnte er im Ge
dränge nicht brauchen, schützend den linken Arm
empor und sing den Hieb auf, der dem
Prinzen leicht das Leben kosten konnte. Nieder
sank der Arm von der furchtbaren Waffe ge-,
troffen, und im nächsten Augenblick bohrte sich
auch die Spitze des Degens des Prinzen in des
Hochländers Herz, während dessen Genossen unter
den Streichen der Grenadiere fielen.
Vom alten Wuttginau geführt:
„Mit Trommelschlaz und Hörnerklang,
„Dem Hefsenmarsch trom trom,"
griff jetzt Donop in's Gefecht ein, die neüge-
ordneten Grenadiere warfen mit unwiderstehlichem
Vorsturm alles vor sich nieder, Mansbach wieder
holte mit besserem Erfolg den Flankenangriff,
ein kurzes wildes Ringen noch, und die Hoch
länder, Todte und Verwundete liegen lassend,
gingen eilfertiger zurück als sie gekommen waren
und verschwanden bald in wilder Flucht in den
Bergen.
Hennes aber, mit seiner schweren Wunde im
Arm, lag vor dem alten Wiederhold, der ihn
verband, neben seinem Bruder, der ebenfalls
schwer litt.
Da lagen die beiden Hessenjungen, blutend
im fernen Schottland, nachdem sie gefochten wie
die Löwen für des Hessenlandes Ehre.
(Schluß folgt.)
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Waldeinsamkeit.
Bieberstein, 1852.
Himmelanstrebende Bergesgipfel!
Blumendurchwirkte üppige Wiesen!
Ueber der düsteren Tannen Wipfel
Schimmernd des Schlosses Zinnen grüßen.
Halb verborgen in grüner Hülle
Schaut es hinaus in die Lande weit,
Ernst und stolz aus träumender Stille
Waldumflüsterter Einsamkeit.
Manch eine unvergeßliche Stunde
Stand ich hier oben, der Tag entwich.
Leise erzählten die Wälder im Grunde
Tausendjährige Märchen sich.
O dieser Stunden duftige Blüten,
All meiner Seele stürmisches Leid
Hast du gewandelt in seligen Frieden
Milde, versöhnende Einsamkeit.
Wenn sich die Erde im Frühlingswehen
Jubelnd befreit von des Winters Lasten,
Wieder werd' ich hier oben stehen,
Lasse mein müdes Herz dort rasten.
Bürg' es auch noch so brennende Wunden!
Bärg' es auch noch so bitteres Leid:
An deinem Busen muß es gesunden.
Mütterlich tröstende Einsamkeit.
Sorgen entschwinden in nebelnder Ferne,
Lichte Gestalten drängen heran,
Die mir geleuchtet als tröstliche Sterne
Auf der umdunkelten Lebensbahn.
Freundliche Bilder steigen hernieder,
Die mir entrissen des Schicksals Neid,
Alle die Lieben gibst Du mir wieder
Geisterumdrängete Einsamkeit!
Allen entsend' ich denn grüßende Lieder
Wandernde Bögelein tragen sie fort.
Eines, das aus dem Süden wieder
Kehrt zu dem frühlingserwachenden Nord.
Bringet auch Dir im schwellenden Liede
Einen Gruß voll Lust und Leid,
Dir du junge, du liebliche Blüthe
Aus meiner Seele Einsamkeit.
Vorstehendes, auf Schloß Bieberstein bei Fulda ent
standenes Gedicht unseres reichbegabten hessischen Lands
mannes Toni Morchutt ist einer Jugendfreundin ge
widmet und uns von befreundeter Seite mitgetheilt worden.
Toni Morchutt war geboren am 6 März 1828 zu Fulda
als der Zweitälteste Sohn des damaligen Öbergerichtsan-
waltes, nachmaligen Pölizeidirektors zu Kassel, Heinrich
Morchutt (gestorben im Winter 1857/58 als Staats-
prokurator in Fulda). Da Toni Morchutt, der sich gleich
falls der juristischen Laufbahn gewidmet hatte, der Eintritt
in den kurhessischen Staatsdienst versagt wurde, so trat er
:ht den herzoglich hessen-kobura-gothaischen Dienst und starb
am 30. Oktober 1874 zu Waltershausen bei Gotha als
Staatsanwalt. Hier in Kassel halte er seine Gymnasial
studien gemacht, und hier zählt er noch eine große Anzahl
von Jugendfreunden, die ihm ein treues Andenken be
wahren. Er besaß ein schönes Poetisches Talent, wie er
denn überhaupt in geistiger Beziehung eine hervorragende
Persönlichkeit war. D. R.