177
„Jetzd, druff Hennes!" brummte Jmhof,
der Kasselaner, ingrimmig.
Die Schotten stutzten bei dem weithin hallen
den „Schurri!"*) der Grenadiere, und dem selt
samen Anblick als ein einzelner Krieger, dessen
riesenhafte Gestalt' durch die Bärenmütze noch
schreckenerregender wurde, gleich dem rasenden
Ajas auf sie losstürzte. Ein junger Hochländer
rannte aus ihn zu, des Heunes Muskete flog
an die Wange, krach, und hochaufspringend stürzte
der auf's Antlitz.
Der Schottenhäuptling, der als Erster die
Reihen der Musketiere brach, warf sich ihm ent
gegen.
Ei« Sprung und ein Stoß des HenneS und
das Bayonnet fuhr dem Hochländer durch den
Leib bis zur Mündung des Gewehres. Mit so
furchtbarer Kraft schleuderte der Hennes dann
den Körper zur Seite, daß da- Bayonnet abbrach..
Schnell wie der Blitz faßte er die Waffe am
Ende des Laufes und wirbelte sie in so raschen
und tödtlichen Schwingungen um'S Haupt, daß
rechts und links die Feinde niedersanken. Von
dieser schier übermenschlichen Kraft und Wildheit,
denn der HenneS focht mit dem Zorn, wie er
nur den Germanen im Kampfe begleitet, dieser
riesenhaften Gestalt, wichen die Schotten.
„Schürn!" Nieder sank wiederum ein Hochländer
mit zertrümmertem Schädel, der Kolben brach
ab, aber das schwere Ende des Laufes that in
der Hand unseres Hennes gleiche Wirkung —
es gab Raum. Da lag der Barthel, Blut floß
von Haupt und Brust.
„Leweste, Junge?"
«Jo, Hennes!" tönte es schwach.
„Lich stille."
Ueber ihn stellte sich der Hennes und der
Gewehrlaus wirbelte von Neuem gleich einer
Weidengerte durch die Luft. Keiner wagte ihm
zu nahen.
Da klangen die Trommeln der Grenadiere
zum Angriff.
„Der Hesse kommt,
„Der Hesse kommt,
„Der Hesse kommt zum Sturme
„SLlvire deine Knochen, du Schelmfranzos.
„Ein rechter Hessengrenadier
„Der giebt dir kein quartier,
„Der haut dich in die Pfanne,
,.Zum bon plaisir,"
gellte schrill die Querpfeife dazwischen, Und
dröhnenden Schrittes rückten die ehernen Reihen
heran. Hennes aber bog sich nieder, nahm den
Barthel wie ein Kind in seine starken Arme und
*) Scharrt! war der Schlachtruf der hessischen Truppen bis in
dieses Jahrhundert hinein und wurde erst während der Freiheits
kriege durch das „Hurrah" verdrängt.
trug ihn rasch aus dem Kampfe. Sein umher
irrendes Auge suchte den Feldscheer. Dort fand
er den alten Wiederhold, der sein Verbandzeug,
seine Messer und Zangen sorgfältig vor sich
ausgebreitet hatte. Zu seinen Füßen legte er
den Bruder, und der Alte war auch gleich da
bei, die Wunden des bewußtlosen Barthel zu
untersuchen- Angstvoll, nichts weiter um sich
vernehmend, harrte der Hennes auf das Wort
des erfahrenen Wundarztes.
„'S eß nix Hennes, 's wird Widder heile."
Ein tiefer Seufzer der Erleichterung entrang
sich der Brust des Grenadiers und dann stürzte
er mit jubelndem Schurri! zurück zu den Seinen,
die hart mit dem Feinde rangen. Zwei Com
pagnien Mansbach hatten versucht die Schotten
in der Flanke zn nehmen, waren aber auf ver
zweifelten und wohlgeleiteten Widerstand gestoßen.
Die wilden gewandten Bergessöhne kämpften wie
Rasende mit Schwert und Messer, Leib an
Leib mit den Unseren. Da wo die Bärenmützen
der Grenadiere ragten eilte der Hennes hin.
Hart rangen die Hessen mit einem todes-
muthigen Feinde von so ungewohnter wilder
Kampfwxise.
Die Grenadiere hatten, mit dem Bayonnet vor
dringend, das Gefecht im Centrum wieder her
gestellt, waren aber selbst in das Gedränge ge
rathen, als sie plötzlich heftig gleichzeitig in
Front und Flanke angegriffen wurden, letzteres
von einem von Westen her neu ins Treffen
eingreifenden Haufen Hochländer. Inmitten der
Grenadiere befand sich der Prinz, der den Degen
gezogen hatte und die Seinen mit hellem
„Schurri, Grenadiere!" anfeuerte.
Das war die Lage des Gefechts, als Hennes
bei seinen Kameraden eintraf.
Die Schotten hatten keine Aussicht zu siegen,
denn unter dem gelaffenen Kommando des greisen
Wuttginau, bewahrten die Truppen im wildesten
Handgemenge bewundernswerthe Ruhe und Ord
nung — und schon rückte Donop, unter klingen
dem Spiel, im Eilschritt heran.
Die ganze Kraft des Angriffs hatten die Hoch
länder noch einmal gegen die Grenadiere gerichtet,
um diese zu vernichten. Heiß wogte der Kampf
zwischen dem Bayonnet und dem Claymore.
Hennes eilte in's dichteste Getümmel. In
seine Arme stürzte der zum Tode getroffene
Sergeant: „Ich honn's weck — ich wußt's,"
stöhnte dieser sterbend, „Jesus" — und Hennes
legte ihn zu Boden.
Der Fall des Sergeanten, der tapfer gekämpft
hatte, eine augenblickliche Bestürzung seiner Leute,
— ein neuer rasender Angriff der Schotten ließ