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Angelegenheiten, der Landstände unseres Reg.-Bez.,
wie nicht minder des hiesigen Magistrates, eine statt
liche Festschrift herausgegeben, zu welcher außer
hiesigen Mitgliedern zahlreiche answärtige nam
hafte Gelehrte literarische Beiträge lieferten.*)
Der Tag selbst wurde durch eine Festsitzung mit
nachfolgendem Mahle gefeiert. Anläßlich dieses Ju
biläums erwählte der Verein zu Ehren-Mitgliedern
den Herrn Oberpräsidenten Staats-Minister Gra
fen zu Eulenburg, den Herrn Landesdirektor von
Hundelshausen, den Herrn Geh. Regieungs-Rath
Wendelstadt und den Herrn Sanitätsrath Dr. med.
et phil. Eisenach (letzterer in Rotenburg a. F.).
Aus der Zahl seiner Mitglieder, welche am Schluffe
des letzten Geschäftsjahres aus 10 Ehren-, 65 korre-
spondirenden und 86 wirklichen Mitgliedern bestand,
riß der Tod die sämmtlich in hohem Alter stehenden
Geh. Med. Rath Dr. 8. Schotten, Verlagsbuchhänd
ler Th. Fisher, Hofmauermeister Cred6, sämmtlich
in Kassel, kgl. Rath F. C. Ehrlich in Linz und den
Geh. Bergrath Professor D. W. Dunker iu Marburg
— letzterer der geliebte Lehrer vieler Vereinsmit
glieder, ein hervorragender Kenner unseres Heimat
landes und ein besonderer Freund des Vereins.
Die Tyätigkeit des Vereins blieb auch in den ver
flossenen beiden Jahren die seit langer Zeit ge
wohnte. Durch Besprechung hervorragender Tages
fragen naturwissenschaftlichen Charakters, durch Mit
theilungen neuer Beobachtungen und Forschungsresul-
tate sowie orientirende Vorträge einzelner Mit
glieder über wichtige Spezialgebiete der Forschung,
durch Demonstrationen von interressanten Apparaten
und Naturalien suchte der Verein nach Kräften der
Aufgabe gerecht zu werden, die Verbreitung natur
wissenschaftlicher Erkenntniß in Kassel zu fördern.
Es wurden 22 Sitzungen abgehalten, 10 in den
beiden Sommersemestern, 6 zn jedem Wintersemester.
Die Gesammtzahl der Besucher derselben betrug 335.
Neunzehn größere Vorträge wurden gehalten, vierzig
zum größten Theil mit Vorzeigungen verbundene
kleinere Mittheilungen gemacht. Von ersteren ge
hörten an der Astronomie 3, der reinen und tech
nischen Physik 2, der .einen und technischen Chemie
2, der Medizin 2, der Ornithologie 2, der Entomo
logie 4, der Botanik 2, der Geographie 1, dazu
kommt rin Bericht über eine wissenschaftliche Ver
sammlung; von den kleineren Mittheilungen waren
18 aus dem Gebiete der Zoologie, je 8 aus dem
der Botanik und Mineralogie, je 3 aus Physik und
Geographie. —- Was die auswärtigen Beziehungen
anbelangt, so sind dieselben nicht nur fortgesetzt die
freundlichsten geblieben, sondern die Verbindungen
des Vereins mit anderen gelehrten Gesellschaften
haben sich sogar noch erweitert, indem 19 neue
Tauschverbindungeu angeknüpft worden sind, so daß
die Zahl der Gesellschaften, mit welchen der Verein
seine Schriften austauscht, jetzt 329 beträgt. Es
kann darnach der Kreis dieser Wechselbeziehungen zu
den naturforschenden Gesellschaften der gesammten
*) Dieselbe ist bei F. Keßler dahier erschienen und noch in einigen
Exemplaren käuflich zu haben.
eivilisirten Erde als ein nahezu vollständiger und btc
Bereinsbibliothek in Beziehung auf Gesellschaftsschriften
wohl als die reichste des Hessenlandes angesehen
werden.
Von Mitgliedern und Gönnern erhielt außerdem
noch die Bibliothek die bedeutende Zahl von 210 Ge
schenken. Aber nicht bloß in dem Tauschverkehr äußerten
sich die guten Beziehungen zu den auswärtigen Ge
sellschaften, sondern auch durch freundliche Einladungen
zu Festlichkeiten n. dgl., welche Einladungen in der
Zahl 21 während der beiden Geschäftsjahre einliefen.
Außer der Einladung zum 50 jährigen Jubiläum
des hiesigen Vereins für hessische Geschichte und Lan
deskunde war der Verein außer Stande einer der
anderen Folge zu leisten. — Als wissenschaftliche
Beigabe enthält der vorliegende Bericht eine Abhand
lung von S. Schlitzberger über die Pilzflora in der
Umgegend von Kassel, welche die große Zahl von
572 verschiedenen Arten aufweist. —
Mögen dem Vereine in dem zweiten Semisäknlum
von Jahr zn Jahr neue Mitglieder zugeführt werden,
neue Freunde und Gönner eystehen, damit er immer
erfolgreicher die Zwecke zu verfolgen im Stande sei,
welche seine Begründer im Auge gehabt haben, das
sind einmal Erforschung der natürlichen Produkte des
heimatlichen Bodens uns eres „ H e s s e n l a n d e s"
dann aber auch, und zwar in allen Kreisen des Lebens
und der Gesellschaft, die Weckung und Pflege der
Liebe zu den jetzt unbestreitbar die Welt beherrschenden
Naturwissenschaften, dem Einzelnen zur Freude, Er
holung und Erhebung, der Gesammtheit zum Vortheil
und Nutzen. A.
Hessische Mcherschim.
Ludwig Mohr hat ein Bändchen Gedichte —
vorwiegend romanzenhaften Charakters — herausge
geben unter dem Titel: „Eddergold. Poetischer
Sagenschatz aus dem Lande der Hessen. Gedichte von
Ludwig Mohr. Kassel 1886. Verlag von Gustav
Klaunig, Hofbuchhandlung". Der Name des Autors
hat im Hessenlande einen guten Klang und auch die
vorliegende Sammlung von Poesien wird einer freund
lichen Aufnahme, insbesondere in der engeren Heimath,
sicher sein dürfen. Es sind zumeist alte bekannte
Gestalten, die der Dichter behandelt hat, Gestalten
aus hessischer Sage und Geschichte. In allen Stücken
bleibt sich die liebevolle und kenntnißreiche Behandlung
des Stoffes gleich, während der poetische Werth der
einzelnen Gedichte ein verschiedener ist. Bon beson
derem Interesse ist der Cyelus der Quintenlieder. —>
Wir benutzen diese Gelegenheit, um hier auf die be
kannte Erzählung Mohrs „Roth-Weiß", die bei
Ernst Kleimenhagen in Kassel erschien und sich auch
äußerlich vorzüglich zum Weihnachts-Geschenk eignet,
aufmerksam zn machen.
Von Frau H. Keller-Jordan ist ein Bändchen
Novellen (Aus der Gegenwart. Drei Novellen.
Stuttgart. Verlag von W. Kohlhammer. 1887.)
erschienen, welches auf keinem hessischen Weihnachts
tische fehlen sollte. Die Verfasserin gehört zn jener