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Berantwortlicher Redakteur und Verleger F. Zw eng
er in Kassel. Druck von Wilh. Thiele in Kassel.
und der berühmte Arzt Geheimer Rath Heim in
Berlin nannte dieselbe einen tr&sor incomm und be
dauerte ihre Vernachlässigung. Wenn auch Landgraf
Friedrich II. von Hessen manches für die Heilquelle
gethan hatte, so wurde doch erst dessen Sohn Land
graf Wilhelm IX., der spätere Kurfürst Wilhelm I.
von Hessen der eigentliche Begründer des Bades. Im
Jahre 1787 wurden von ihm die zweckmäßigsten Ein
richtungen zum Baden getroffen und diesem "menschen
freundlichen Akte galt bte Erinnerungsfeier am 3. Juni
d. I. Nach dem eigenen Plan des letztgenannten Fürsten
wurde 1789 der umfangreiche und großartige Bau der
Bade- und Logirhäuscr begonnen und so rasch fortge
führt, daß im Jahre 1793 schon 6000 Bäder verabfolgt
werden konnten. Auch später verloren die hessischen
Regenten diese Lieblingsschöpfung nicht aus den Augen
und gerne verweilten s!e daselbst. Schnell verbreitete sich
der Ruf von Nenndors's Heilquelle, schon in denersten
Jahren fand sich eine große Anzahl von Badegästen ein,
die sich dann von Jahr zu Jahr vermehrte. Die Glanz
periode Nenndors's fällt in das letzte Jahrzehnt des
vorigen und die beiden ersten Decennien dieses Jahr
hunderts, wo Pyrmont und Nenndorf den ersten Rang
unter den norddeutschen Bädern einnahmen und der
Sammelplatz der vornehmen Welt waren. Und in
der That, die reizende Gegend in dem schönen Schaum
burger Lande, die trefflichen Einrichtungen, die in
sanitätlicher wie in komfortabler Beziehung sich immer
mehr vcrvollkommneten, waren und sind heute noch
dazu geeignet, dieses Bad mit seinen heilsamen
Schwefelquellen auf das Beste zu empfehlen. Die
Krankheiten, in denen sich sein Besuch und Gebrauch
ganz besonders bewährt haben, sind: Chronischer
Rheumatismus, chronische Gicht, rheumatische Läh
mungen, Knochen- und Gelenkkrankheiten, chronischer
Laryngealkatarrh u. s. w. Vorzüglich wirksam sind
Nenndors's Schwefelwasser- und Schlammbäder,
auch nach den letzten Kriegen bei Folgezuständen von
Wunden, namentlich von Schußwunden, gewesen.
Mancher schwer getroffene Krieger aus den Jahren
1866 und 1870/71 fand dort ein heilsames Asyl nnd
segnet das Bad, dem er Genesung von seinen Leiden
und Wunden verdankt.
* *
*
Frankfurt a. M. In dem 4. Prüfungskonzert
des Hoch'scheN Konservatoriums zeichneten sich zwei
junge Hanauer Künstler aus. Herr Franz Limbert, der
den Vortrag eines von ihm komponirten „Präludiums"
in einer ..Fuge" leitete und Herr Ruth, welcher unter
Begleitung von Streichinstrumenten das „Larghetto",
von Mozart auf dem Violoncell vortrug.
Hessische Mcherschau.
Verzeichniß von Forschern in wijsenschaftlicher
Landes- und Völkerkunde Mitteleuropas. Von
P. E. Richter. Dresden 1886 (Y, 207 S.)
Das Buch gibt eine bequeme Uebersicht darüber,
welche Forscher in irgend einem Zweige der Landes-
und Volkskunde der mitteleuropäischen Länder wissen
schaftlich thätig sind, dabei zugleich den besonderen
fachlichen und räumlichen Bereich bezeichnend, auf
welchen sich die Arbeiten jedes einzelnen von ihnen
erstrecken. Berücksichtiget sind außer dem Deutschen
Reiche, das cisleithanische Oesterreich, die Schweiz,
Luxemburg, Holland, Belgien und die größeren
deutschen Sprachinseln in Siebenbürgen nnd den
russischen Ostseeprovinzen. Die Zusammenstellung
ist veranlaßt worden durch die „Cenrral-Komwission
für wissenschaftliche Landeskunde von Deutschland",
bearbeitet von P. E. Richter, dem Bibliothekar an
der königl. Bibliothek in Dresden. Das Werk zählt
in seiner ersten Abtheilung (p. 1—99) ca. 3000
Forscher in alphabetischer Reihenfolge auf, mit einer
Notiz über Forschungszweig und Forschungsgebiet.
In einem zweiten Abschnitt folgt ein alphabetisches
Verzeichniß der Land- und Ortschaften, dann (p. 141
bis 149) ein alphabetisches Wohnortsverzeichniß,
S. 149—189 die Forschungsgebiete und S. 190 bis
Schluß die Forschnngszweige. Unser Hessen weist
53 Forscher auf, die' sich ans neun Städte vertheilen
und die verschiedensten Zweige der Landeskunde znm
Gegenstand wissenschaftlicher Bearbeitung gewählt
haben. * # * ' A.
Die Familien der ehemaligen Reichsritterschaft.
Bon Edward Stendell. Osterprogramm der
Friedrich-Wilhelms-Realschule zu Eschwege 1887.
(40. 24 S.)
Nach einleitende« Betrachtungen über die freie
Reichsritt^schaft * des ehemaligen römisch-deutschen
Kaiserreiches giebt der Verfasser einen kleinen Brttch-
theil eines alphabetischen Verzeichnisses der reichs-
ritterschastlichen Familien vom 16! Jahrhundert an
und zwar unter Darlegung ihres Ursprungs, ihrer
zeitlichen und räumlichen Ausdehnung (Besitz, Blüthe,
Ausgang, hervorragende Familienglieder und dergl.).
Wegen des beschränkten Raumes, welcher zu Gebote
stand, umfaßt das Verzeichniß bloß die Buchstaben
A. und B. und endet mit der heute noch blühenden
Hessischen Familie b. Buttlar. Von anderen
Hessischen Familien finden wir aufgeführt die von
Baumhoch, v. Bellersheim, v. Berlepsch,
v. Bernstein, v. Bohneburg, Brömser von
Rü>esheim (vorübergehend in Rumpenheim an-
sässigX v. Buchenau u. A. A.
Krikstllste«.
K. 8. in Kassel. Einen ausführlichen Katalog (Nr. 54),
„Hasfiaca" betr., hat Hofbuchhändler Klaunig in Kassel
(obere Königsstraße 19) bereits im Jahre 1884 erscheinen
lassen, wie Sie denn auch in dessen Atiquariatshandlung
die reichhaltigste Sammlung von unser engeres Vaterland be
treffenden Schriften finden. Eine gleichfalls reichhaltige
Sammlung von Werken über die Provinz Hessen-Nassau
und das Großherzogthum Hessen weist der XL antiquarische
Katalog der N. G. Elwen'schen Universitätsbuchhandlung
in Marburg auf, der kürzlich erschienen ist
A. R. in BreSlau. Wird benutzt werden. Freund
lichsten Gruß.