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Meiner? SL^rnester?.
Mein guter Engel steht zur Seite mir.
Wenn Deine Hand die meine hält umfangen,
Geführt von Dir muß ich zum Ziel gelangen.
Und seines Preises Krone — dank ich Dir! —
In Dir vollendet sich mein Thun und Sein,
Und gleich dem Schutzgeist, uns gesandt von droben,
Hältst schirmend, hütend Du die Hand erhoben.
Dein Leben meines Glückes Dienst zu weih'n!
Und was mein hitz'gcr Sinn im Eifer fehlt,
Dein mildes Wort bringt's in die rechte Bahn,
Auf Dornen streust Du Rosen allerwegen.
Dein edles Vorbild ist's, das mich beseelt.
Stehst Du am Steuer — sicher treibt der Kahn,
Und immer treibt er mich dem Heil entgegen! —
llcttctltj t><m GfÄljLruttz.
Gin Trnnrn.
Ich wandle im schönsten der Gärten
Mit meinem Liebchen allein,
Rings um die blühenden Büsche
Webt kosender Mondenschein.
Und um uns Rosendüften,
Und über uns Nachtigallsang,
Und in uns im schwellenden Herzen
Der Liebe Jubelklang.
Wir sprechen von öden Zeiten,
Da wir uns noch nicht gekannt,
Und flüstern von seligen Strnden
Da Eins das Andere fand.
Und wir gestehen einander,
Wie wir uns vom ersten Sehn
Herzinnig geliebet und dennoch
Die Liebe nicht mochten gesthen.
Da wacht ich auf aus den Träumen
Bon Lieb und Seligkeit,
Im finsteren Walde schreit' ich
Von Dir, mein Lieb, so weit!
Und um mich Schneegestöber,
Und über mir Sturmeswuth,
Und in mir, im brennenden Herzen
Verzehrender Flammen Gluth.
Stephan.
Ans alter und «euer Jett-
Abt Eigil von Fulda. Der 15. Juni gilt
für den Todestag des hl. Eigil, des vierten Abtes
von Fulda. Nur fünf Jahre war es ihm vergönnt,
dem berühmten Kloster Fulda, dieser Pflanzstätte der
Kultur, vorzustehen, von 817. bis 822, aber in diese
Zeit fällt die Erbauung der dem hl. Michael ge
weihten Kirche, deren heute noch im wesentlichen er
haltene Rotunde ein kunstgeschichtliches Denkmal von
unschätzbarem Werthe ist. Eigil entstammte gleich
seinem Anverwandten, dem hl. Sturmius, dem Be
gründer Fulda's, einer vornehmen bayerischen Familie.
Bekannt ist seine Schrift „Vita Sturmi“, eine für
die Anfänge von Fulda sehr wesentliche Geschichts
quelle, die Aufnahme in die Monumenta Germaniae
(Script. II. 365—377) gefunden hat. Seine Haupt
thätigkeit widmete Eigil der Schule und der Baukunst.
Unter der Leitung des baukundigen Mönches Racholf
ließ er die prachtvolle Klosterbasilika vollenden und mit
zw i Krypten versehen, so daß am 1., November 819
der Bau von dem Erzbischof Haistulph eingeweiht
werden konnte. Auch ließ Eigil den Leichnam des
hl. Bonifatius, des Apostels der Deutschen, in ein
neues prächtiges Grab übertragen und begann noch
mit dem Bau eines ausgedehnten Klostergebäudes.
Durch solche Leistungen bekam Fulda den Ruf einer-
hohen Schule der Baukunst, so daß Karl's
des Großen Geheimschreiber und Bauleiter, Einhard,
welcher seine Studien im Kloster Fulda gemacht und
wegen seiner kunstreichen Arbeiten nach dem Werk«
meister der Stiftshütte den Beinamen „Beseleel" er
halten hatte, einen Vertrauten nach Fulda schickte,
um sich über eine dunkle Stelle des Marcus Vitru-
vius Pollio (lebte unter Augustus und Tiberius),
dessen Schrift „de architectura“ das einzige Werk
über die bürgerliche Bauknnst ist, welches wir aus
dem Alterthume überkommen haben, Aufklärung zu
verschaffen. Unter Eigil war Rhabanus Maurus,
unstreitig einer der geistig bedeutendsten und gelehr
testen Männer seiner Zeit, welcher in der Geschichte
den Ehrennahmen „Magister Germaniae“ führt, Leiter
der Fuldaer Schule, die durch ihn zu ihrer größten
Blüthe gelangte. Rhabanus Maurns war auch der
Nachfolger Eigil's als Abt von Fulda, bis er im
Jahr 847 auf den erzbischöflichen Stuhl zu Mainz
erhoben wurde. K. Z.
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Hessische Tapferkeit. Ein schönes Beispiel
hessischer Tapferkeit berichtet uns G. B. Kriegk in
seinen „Deutschen Kulturbildern aus dem 18. Jahr
hundert". „Wie der 2. Dezember 1792". so lesen
wir dort, „einer der militärischen Ehrentage Hessens
ist, so war das Jahr 1474/75 eines seiner Ehren
jahre und eines der glänzendsten der deutschen Geschichte!
Damals wurde Prinz Hermann von Hessen, seit
einem Jahre Administrator und später Kurfürst des
Erzbisthums Köln, durch Karl den Kühnen von
Burgund bekriegt, und sein Bruder, Landgraf
Heinrich HI. von Hessen schickte ihm nicht bloß 1000
Mann zu Fuß und 500 Reiter zu Hilfe, sondern