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„Ei, Blasekopp! Sprech vor der Pfarr:
„Ech sein e Christ! — Das es ja wahr —
„So kommst'e dorch's Exame -
„Un bräüchst Dich net ze schäme."
Wie weggeblase hatte sich
De letzte, Thräncspure
Bon insr Justus Aangesicht
Sellaageblicks verlure.
Flugs zieht 'e. in de Kerje rin,
Postirt sich vor der Past'r hm.
Der spricht : „Mein Sohn, sag was Dü bist!" —
Un Justus sonner Zage:
„Herr Pfarr! Ech sein, waaß Gott« e Christ!" —
„Die Antwort auf die Frage
„War gut," spricht fir 'n der Herr Pfarr,
„Ich frag', wie üblich, weiter:
„Und woher, mein Sohn, weißt Du das?" —
Justus der würd' bal roth bal blaß,
Un heilend platzt' e raus: ,,S' es wahr!
„Gesprüche hat mer'sch der Schandar!"
Philipp pptt 31tnBnaxx.
Aus alter und nrver M.
Ein Schutzbrief für das Kloster Frauen
berg bei Fulda. Schon in alten Zeiten war es
üblich zur Sicherstellung von Personen, einzelnen
Gebäuden oder ganzen Ortschaften in Feindesland
Schutzwachen zu stellen, um dieselben vor Erpressung,
Plünderung, wie überhaupt vor allen Belästigungen
durch Truppen zu schützen. Denselben Zweck hatten
die Schutzbriefe und Schutzanschläge. Erstere,-vom
kommandirenden General unterzeichnet, letztere, meistens
mit dem Wappen des Kriegsherr« geschmückt, be
drohten alle diejenigen mit harter Strafe, selbst mit
dem Tode, welche sich eine Verletzung der befohlenen
Schutzmaßregel zu Schulden kommen ließe«.
Zu keiner Zeit wurde wohl ein so ausgiebiger Ge
brauch von Schutzwachen, Schutzbriefen (gewöhnlich
sauye garde oder salva guardia genannt) re. ge
macht, als während des dreißigjährige« Krieges. Die
zunehmende Verwilderung der Heere, die immer lockerer
werdende Bande der Disziplin, hielten mit der fort
schreitenden Verwüstung des deutschen Vaterlandes
und der dadurch bedingten Schwierigkeit der Ver-
pfiegung der Truppen gleichen Schritt, so daß jeder,
der überhaupt noch etwas im Besitz hatte, bemüht
war, sich vor dem Raubweseu der Soldaten auf best
mögliche Weise sicher zu stellen. Fürsten zahlten
große Geldsummen an die höheren Befehlshaber, um
sie zu veranlassen dem anmaschirenden Heere eine
andere Richtung zu geben und die drohende KriegS-
geisel von ihrem Lande abzulenken; Städte und Dörfer,
Schlösser und Klöster machten de» Offiziere« „eine
Verehrung" in Geld, Schmuck, Pferden, Wein, Kleidern
u. s. w. um sich vor Plünderung zu bewahre» und
einen Schutzbrief von freilich immerhin zweifelhaftem
Werth zu erkaufen. Für die Schutzwachen erhöhten
sich außerdem die Kosten noch bedeutend dadurch, daß:
Geld- und Naturalverpflegung für Offiziere und
Mannschaften derselben, demjcmgen zur Last fiel, der
nm dieselbe gebeten hatte.
Das Original- eines solche» Briefes wurde mir
von befteundeter Seite zur Verfügung gestellt und
lautet dasselbe folgendermaßen:
„Ich Thilo Albrecht vom Usslar Erbsass Zu denn
Alttenn gleichen» vundt Wackerm, Königl. Maytt.
inn Schweden« bestalter Obrister über Ein» Regiment
Zu Roß vundt Fuß, fürst!/ Heßischer Geuerall Wacht
meister, fnege hiermtt menniglich Zu wißen», demnach,
die Herrn patres Bahrfüßrr ordenns des Closters
Frauenbergk, Sie sampte ihrem Closter wundt deße»
Zugehörunge in meineqn Schutz Zurnehmen mich er-
suchett, vundt ihnen» deßwegen ein schriftliche Salv an»
guardiam Zur ertheilen« freundtlich erbeten«, da ich dann
ihrem suchen» auß erheblichen Uhrsachen raum vundt
stadt -gegeben, Alß ist hiermit ann alle vundt jede
hohe vundt Niedere Kriegsosficier vundt insgemein
ann alle Soldaten« Zur Roß vundt Fuß meine ernster
Befehlig, das wie obbemeltes Closter Frauenbergk,
sampt deßen pfertinentien vundt Zugehörunge« wir
die genandt werden muege«, mit außplündern, Brandt
schatzen oder welcherley eß auch begehehenn möchte,
im geringsten« Keinen« schaden« Zur fingen, sonder«
Sie vundt alle das Ihrige »nangefochtenn vundt
Salvagnardiret verpleiben laßen sollen, sich auch dießer-
wegen vor «nsaußpleidlicher ernster straffe huetenn,
Uhrkundlich habe Ich dießes mit eigenen»'Handen«
unterschrieben vundt mit meinem Adelichen Ange-
borneun pittschast «nterstegeldt. Geben im quartier
Vulda am 31. Octobrie Anno 1631."
„Tilo Albrecht von Usler
K. M. S. O."
Das links von dem Name» stehende noch sehr gut
erhaltene Lacksiegel zeigt das von Uslar'sche Wappen
und ist offenbar der Abdruck eines zierlichen Siegel»
ringes. Zu-beiden Seiten des Helms/sind die Buch»
staben T. A.-V. V» die Anfangsbuchstaben des Namens
des Unterzeichners.
Der Schutzbrief ist anf die eine Hälfte eines Groß
foliobogens von nicht all zu starkem Papier schön
und deutlich geschrieben: der Bogen hat als Wasser
zeichen den zweiköpfigen Reichsadler. Das zusammen
gefaltete Blatt trägt die Aufschrift: Originale Salue
Guardae F. Franciscanis de Observantia in Monte
Mariano dat. 1631. 31. Octobris. Darunter ist von
. anderer Hand, ebenfalls lateinisch, in der Uebersetzung
ungefähr so lautend, geschrieben: „9. November 163t
neuen Stils betraten zum ersten male unser Gebiet
von Fulda mehrere Fähnlein hessischer, Reiter, von
welchem ich Bruder Michael Stang anderen Tages
diesen Schutzbrief erhalten habe."
Es geht hieraus hervor, daß der Schutzbrief nach
dem alte« Kalender ausgestellt ist, während Bruder
Michael Stang bereits «ach dem neuen verbesserten
Gregorianischen Kalender rechnet. Leide« fehlen alle
weiteren Angaben/ ob uud wann dieser Schutzbrief