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des Innern, von Hanstein, vertrat die Anklage.
Moog wurde zu lebenslänglicher Zwangsarbeit
verurtheilt, und zur Verbüßung der Strafe nach
Magdeburg gebracht, dessen Uebergabe an die
Preußen ihn befreite.
Dem Verräther Roth, das ganze Dorf nannte
ihn den Judas, ging es nach Verdienst. Kein
Goßfelder erwiderte seinen Gruß. Die Kinder
schimpften hinter ihm her. Die Hausthüren
schlossen sich vor ihm. Jn'S Wirthshaus zu
gehen, wäre der eignen Aufforderung, ihn mindestens
halb todt zu schlagen, gleichgekommen. Die
Plätze auf der Kirchenbank, auf der er auch den
seinigen hatte, blieben leer. Schließlich konnte
er es nicht mehr ertragen, er zog von Goßfelden
weg in das am Wollenberg, Caldern gegenüber,
liegende einzelne Haus, das Eichhaus genannt.
Im Frühjahr hausirte er mit Rechen, die er im
Winter geschnitzt. An der Lahn kaufte von ihm
Niemand, er mußte nach Niederhessev wandern,
wo man ihn nicht kannte, und so hielt er denn
auch jedes Frühjahr seine Rechen auf der Kasseler
Fuldabrücke feil.
Wir müssen uns noch einmal nach Moog um-
sehen. Er hatte Eigenschaften, die ihn zum Führer
qualificirteu Er hatte Muth und Geistes«
gegenwart und war in der Wahl der Mittel
nicht verlegen. Irgend welche Verlegenheit kannte
er überhaupt um so weniger, als eine die Wahr
heit verschleiernde Höflichkeit ihm selbst der Be
zeichnung nach fremd war. Im Jahre 1817
oder 18 wurde für die Lahn zwischen Sterz
hausen und Goßfelden ein neues Bett gegraben,
ein für damalige Zeiten bedeutendes Unternehmen.
Witdungen, der nun wieder kurfürstlich hessicher
Oberforstmeister, und Hanstein, der kurfürstlich
hessischer Regierungsrath, beide in Marburg ge
worden waren, besuchten eines TagS. die Arbeits
stelle und stießen hier aus unsere» Moog, der
dort auch als Taglöhner beschäftigt war. Hanstein,
dem eine gewisse Leutseligkeit nicht abzusprechen,
klopfte Moog mit den Worten auf die Schulter:
„Ei, da ist ja auch der brave alte Hesse! Moog
wies jedoch dies Lob mit den an beide Herren
gerichteten Worten zurück: „So, sei mer alle
weil oach werrer gaud hessisch? Ehr zwö wart
verdammt franzesch!"
Durch diese Worte entstand nicht,' wie es irr
Theatersprache heißt, ein tableau, sie wirkten
wie eine Versenkung.
In der 17. Erzählung theilt, uns- Münscher
einen Vorfall mit, der sich 1812 iy Marburg
ereignete. Die Landsmannschaft der Hessen hatte,
die Anwesenheit böhmischer Musikanten benutzend,
einen Kommers oder dergleichen arrangirt. Im
Verlauf dieser geselligen Vereinigung läßt ein
Student den Erzherzog Karl, ein -anderer den
Kurfürsten Wilhelm leben, es fehlt auch nicht
an einem Hoch auf Deutschland, an einem Pereat
auf die Franzosen. Tags daraus, beziehungs
weise einige Tage später werden wegen dieses
Vorfalls sieben Studenden gefänglich eingezogen,
und von diesen vier nach Dassel transportirt.
Unter den letzteren befand sich der 1885 ver
storbene Superintendent Schüler zu Aflcndorf
und der Geheime Regierungsrath Schröder zu
Kassel. Während nun bei Schüler besonders
erwähnt ist, daß er in den Befteiungskriegen
mit Auszeichnung gedient, er war freiwilliger
hessischer Jäger, ist von Schröders Theilnahme
an diesen Kämpfen nichts ausdrücklich bemerkt.
Als sich 1815 der Ausmarsch der Hessen ver
zögerte, trat Schröder in ein preußisches Regiment,'
in welchem er den Feldzug mitmachte und dann
in sein Vaterland zurückkehrte. Aehnlich verfuhr
Bach, später Obergerichtsanwalt in Kassel, der
in das Füsilierbataillon des fünfzehnten Regiments
trat, welches bekanntlich die Spitze der die Franzosen
nach. der Schlacht bei Waterloo verfolgenden
Preußen bildete, und dessen kühnem und rast
losen Draufgehen hauptsächlich die Auflösung der
französischen Armee z« danken war.
Nachstehendes habe ich ans Schröder's Muud:
Als die nach Kaffel transportirten Studenten
dort anlangten, wurden sie in eins der Büreaux
der hohen Polizei geführt. Sie fanden da einen
jungen Schreiber, der sie selbstverständlich ohne
dazu das geringste Recht zu haben, mit Vor
würfen über ihr illoyales Betragen empfing ^
und wissen Sie,-sagte Schröder zu mir, wo ich'
diesen Burschen wieder sah ? an der kurfürstlichen
Mittagstafel, er' war immittrlst geadelt, war Ge«.
heiMrath «. s. w. geworden. Ich überlasse es
dem Leser, Vergleiche zwischen den verschiedenen
Personen anzustellen, die ich hier vorführte.