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sittenstrenger Priester, wohlwollend und mildthätig,
und stets des Spruches eingedenk: „noblease oblige“.
K. i. p.
Am 2. Mai verschied plötzlich in Folge eines Kchlag-
flufses KU Buchenau der Rittmeister a. D. Guts
und Patronatsherr Ernst Moritz Ludwig Freiherr
Scheut zu Schw eins b erg im Alter von 49
Jahren. Seit dem 27. März 1857 Offizier im kur
fürstlich hessischen Leib-Husaren-Regiment, nachmals
kvuigl. preußische;! ersten hessischen Husaren-Regiment
Nr. 13, nahm er 1871 als Rittmeister den Abschied,
um sich der Betwaltung seiner Güter und ausgedehn
ten Forsten zu widmen- Zugleich beschäftigte ex sich
seit dieser Zeit eifrigst mit Kommunalangelegenheiten.
Er war Mitglied des Kreistages des Landrathsamtes
Hüpfeld. des Eisenbahnrathes, der hessischen Landes-
synode u. s. w. and erfreute sich weit und breit der
S tep Hochachtung und Beliebtheit. Um 5. Mai
die Beisetzung der irdischen Reste des Dahin
geschiedene» in der neu angelegten Familiengruft zu
Buch epa.u unter großer Betheiligung von Leid
tragenden statt. Pfarrer Bode vollzog das kirchliche
Rituale und hielt eine exgreisem>e- Rede» .in
. welcher die Verdienste deß, edlen Verblichenen volle
Würdigung sachen.
* *
*
Der in dielen Dagen zum Regierungs-Präsidenten
von Danzig ernannte Hx. A. v. Heppe ist der Sahn
des in den 50er Jahren verstorbenen Regierungs-
Direktors v. Heppe zu Fulda und hat Ostern 1856
daselbst sein Maturitätsexamen abgelegt. A. von
Heswe hat eine außergewöhnlich rasche CarriLrc ge
macht, 187H war er noch Kreissekxetär in Schmal-
kalde«, wurde dann Landrath in Schleysinge«, und von
da zum StMvertxeter dO erkrankten Polizei-Prän-
dentexl von WM»! »ach Berlin berufen; hierauf wurde
er zum Lauddrosten in Aumch ernannt, um jetzt zmu
Regierungs-PrM>e»ten «i Danzig befördert zu werden.
* chr *
In her Schloßbibliothek zu Birstein Ge
sinden sich die StaMmdücher von Miedern des fürst
lichen Hauses aus dem Anfang des 17. Jahrhundert,
in die sich auch das damals noch jugendliche Ehe
payr, der ritterliche Landgraf Wilhelm V. von
Hef se y-Hassel und feine nachmals so schwer ge
prüfte GattinHlyrelja Elisabeth, eine geborene
Gräfin von Hanau, eingetragen haben. Wir
theilen hier diese Slammbuchemträge mit, weil wir
überzeugt find, daß sie für unsere hessischen Leser von
Jntereffe feiy werden^ Landgraf Wilhelm schreibt in
einem Stammbuch unter der Jahreszahl 1624:
Sant6 et longue vie
Boa cbevail et bell amie
Ceut eseyis quand je vpudray
Et EaraMs quand je mouray
Vostre tres affectionne
pour yous servir
Guillaume L. de Hessen.
f iel einem anderen hrrttet sein Eintrag:
I>jeu eoMplaire — jemals mal faire — A touts
servir — pour une seule mourir — cest mon
plaisir.
Monsieur mon fröre eest petit tesmoynage de
mon affection servira pour vous monstre que je
meurs v. tres affectionn6 seryiteur et frere
Guillaume Landgrave de Hessen.
Der Spruch, den Amelie Elisabeth beidomale zum.
Eintrag gewählt hat, ist die Devise:
Eure et loyale,
unterzeichnet: Amelie Elisabeth Princesse de Hessen
nöe Comtesse de Hanau.
Die alterthümliche von der jetzigen verschiedene
Schreibweise des Französischen haben wir mit Absicht
beibehalten. * * M. A.
Landgraf Wilhelm IX. hatte durch Sparsamkeit
und sorgfältige, umsichtige Verwaltung den hessischen
Staatsschatz schon in den ersten Jahren seiner Regie
rung bedeutend vermehrt. Im Jahre 1794 wurde
der jährliche Zinsertrag deffelben auf etwa 900,000
Thaler geschätzt. Nach dem für dieses Jahr MW-«
stellten Kriegsetat betrugen für den Monat die Aus
gaben 43,735 Thlr. 12 Alb. 1 Hlr., die Einnahmen
116,727 Thlr. 18 Alb. 3 Hlr:, so daß monatlich-
rin Ueberschuß von 72,992 Thlr. 6 Alb. 2 Heller
verblieb. Bei diesen Ausgaben kommt wesentlich irr
Betracht, daß für dqs der Krone England in Sold
überlassene Hülfskorps, bestehend aus
dem Lerb-Dragoner-Regiment
Dragoner-Regiment Prinz Friedrich,
Regiment Gensdarmes,
„ Karabiniers,
3 Grenadierbataillone von Germann, von Eschwege,
von Wurmb,
Garde-Grenadier- und Leib-Jnfauterie-Bcgimen:,
Die Regimenter Erbprinz, Prinz Carl, von
Loßberg, von Kospoth,
Jäger- und Füsilier-Bataillon,
Artillerie Detachement, in Summa 12000 Wan«,
Ausgaben nicht zu berechnen waren, wogegen der
Ueberschuß der Einnahmen von dem von England zu
zahlenden Subsidiengelder monatlich 39,477 Thl.
17 Alb. 3 Hlr. betrug. Für das hessische Heer
werden nur berechnet:
1, für die im Lande verbliebenen Truppen Garde
du Corps. Regiment Garde, Regiment Haustein,
Kadettencorps, Artillerie- und die Depot-Bataillone
monatlich 12,695 Thl. 30 Alb. 9 Hlr.
2, für die zum Kreiskontingent gestellten Truppen,
Husaren-Regiment, Feldjäger-Eorps und das leichte
Jnfanteriebataillon monatlich 14,418 Thl. 26 Alb.
3 Hl r.
Eine Haupteinnahme bestand ans dm Zinsen der
auSgeliehcne« Kapitalien. Unter den Schuldnern be
findet sich eine große Anzahl regierender Herren, da
runter des römischen Kaisers Majestät mit 39,333 Thl.
(1784) und 116,000 Thl. (1793). Die Zinsenem-
nahme von diesen verborgten Kapitalien -betrug
monatlich 30,816 Thl. 19 Alb. 8 Hlr. Die Potentaten
Kelten sich zu Besorgung ihrer Geschäfte in Kasiel
Agenten, und auch der Landgraf hatte solch:. §s
gab deren an 29, sämmtlich Inden» Mt dem Tstel
Hofogent, Oberhosazmt, Kriegsagent u. s. w., da
runter bekannte Namen wie Büdinger, Feidel, Gold-