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war gleichsam tobt. Ein einziger Wirth Namens
Grimm, ein geborener Pfälzer, war noch im
Stande, Jemanden zu bewirthen. Nachher wurde
aber wieder alles lebendig. Die Kaufleute und
Fabrikanten kamen in Kommerz. Die Insel
Pork war aber noch nicht ledig von Feinden.
Zwei englische Meilen von der Stadt war eine
Festung, Fort Washington genannt, worauf
noch eine große Anzahl Rebellen saßen.
(Fortsetzung folgt.)
Graf Philipp Ludwig II. von Hanau.
der Gründer der Neustadt Hanau.
s ank dem gütigen Entgegenkommen des Herrn
Landraths Max Flicdner in Fulda sind wir
in der Lage, die Festrede wiederzugeben,
welche dessen Vater, der am 14. Mai verstorbene
Professor der Mathematik und Physik am Gym
nasium zu Hanau, Di'. Konrad Fliedner,
ein Studienfreund Franz Dingelstedt's und ebenso
bekannt als begabter Dichter wie als ausgezeich
neter Fachgelehrter, am 18. November 1876 im
Geschichtsverein zu Hanau bei der Feier des
dreihundertjährigen Geburtstages des Grafen
Philipp Ludwig II. von Hanau, des
Gründers der Neustadt Hanau, gehalten
hat. Da man gegenwärtig in Hanau mit dem
Plan umgeht, diesem Regenten eilt Denkmal zu
errichten, so ist die Veröffentlichung des Vor
trages unseres Erachtens von ganz besondererem
aktuellen Interesse. Die Festrede lautet:
„Wir feiern heute (18. November 1876) das
Andenken an die Geburt eines edlen hochsinnigen
Mannes, des Grafen Philipp Ludwig II. von
Hanau, dem die Stadt Hanau zu großem Danke
verpflichtet ist, und ich folge dem Wunsche des
Vorstandes unseres Geschichtsvereins, in dieser
Versammlung an die wichtigsten Thatsachen aus
dem Leben und Wirken des Grafen zu erinnern,
Thatsachen, welche freilich hier in Hanau,
wv die Steine davon reden, nicht ganz unbekannt
sein können.
Am 18. November 1576 wurde dem Grafen
Philipp Ludwig I. und dessen Gemahlin
Magdalena, einer geborenen Gräfin von
Waldcck, der erste Sohn geboren, der den
Namen des Vaters erhielt. Aber der Vater starb
schon nach vier Jahren, svdaß die Grafschaft
unter Vormünder kam, während die Erziehung
des jungen Grafen von der Mutter geleitet wurde.
Diese vermählte sich später mit dem Grafen
Johann von Nassau, durch dessen Einfluß
sie voin lutherischen zum reformirten Bekenntniß
überging und auch ihre Kinder in diesen: erzog.
Dadurch entstand zwar Streit zwischen ihr und
den lutherischen Vormündern, sie setzte indessen
ihren Willen durch.
Der junge Graf zeigte schon frühe nicht ge
wöhnliche Gaben und zeichnete sich auf dem neu
gegründeten Gymnasium illustre in Herborn,
wo er neben den schönen Wissenschaften auch
Theologie, Jurisprudenz und Philosophie studirte,
sowie später auf der Universität Heidelberg so
sehr durch Rede- und Disputirkunst aus, daß er
von beiden Anstalten mit der Würde eines reetor
magnificus beehrt wurde. Die Ertheilung dieser
Würde erscheint uns freilich heute kaum verständ
lich, da der Graf nach seiner Rückkehr von Heidel
berg erst 17 Jahre alt war; aber für sein
wissenschaftliches Interesse zeugt, daß er sofort
nach seiner Rückkehr von Heidelberg in Hanau
eine Buchdruckerei anlegte, aus welcher die später
berühmt gewordenen A u b r i e 'schen und Wechel'-
schen Druckereien hervorgegangen, und für die
Achtung, die man seiner Begabung zollte, spricht
die Thatsache, daß ihm schon in seinen Jünglings
jahren von den Wetterauischen Grafen ein Auf
trag in Staatsangelegenheiten an den Kaiser
Rudolph II. anvertraut wurde, dessen er sich
auch mit großer Klugheit entledigte.
Schon vor Ausführung dieses Auftrags hatte
unser Graf, der bisher, wie mein Gewährsmann
sich ausdrückt, nur mit dem Fach der Gelehrsam
keit sich beschäftigt hatte, eine Reise unternommen,
um die Sitten und Gebräuche anderer Völker
kennen zu lernen und Kunst und Wissenschaft
an ihren Hauptsitzen zu studiren. Er war zu
diesem Zweck durch Niederhessen nach den Nieder
landen gegangen, wo damals die Künste in hoher
Blüthe standen, und hatte sich auch um der
Wissenschaft willen in Leyden aufgehalten. Etwas
später unternahm er eine große Reise durch
Oesterreich, Ungarn, Böhmen, Polen und Schlesien
und verweilte dann längere Zeit in Italien, wo
er in Rom und Neapel die Kunstschätze des
Alterthums studirte und in Bologna und Padua
abernials unter die Studirenden sich aufnehmen