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4. Kassel, Neue Realschule. Rustebuef, eiu
srauzösischer Dichter des 13. Jahrhunderts.
Bon Adolf Kreßner.
5. Fulda, Gymnasium. Das Participium
des Aorists bei den Tragikern. Von
Philipp Sch äs er.
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Hanau. Das Unternehmen, dem Begründer
der Neustadt Hanau,. Grasen Philipp
Ludwig II., ein Denkmal in hiesiger Stadt zu
errichten, ist um ein Wesentliches gefördert worden.
Voll unterrichteter Seite wird der „Hanauer
Zeitung" mitgetheilt, daß ein hieraus bezüglicher
Vertrag zwischen den Konsistorien der Wallonischen
und der Niederländischen Gemeinde und dem Direktor
der Königl. Zeichenakademie, Professor Wiese, ab
geschlossen worden ist. Die beiden Gemeinden ge
denken ihren 300jährigen Gründungstag am 1. Juni
1897 festlich zu begehen, und zwar besonders
durch eine Stiftung der Wallonischen Diakonie zu
niUbeu Zwecken und durch Errichtung eines Denk
mals des Grafen Philipp Ludwig II. auf der
französischen Allee. Die Ausführung dieses Denk
mals ist Professor Wiese übertragen worden. Auf
einem etwa drei Meter hohen Postamente von
rothem geschliffenen Granit, das auf der Vorder
seite die Widmung und das gräflich hanauische
Wappen trägt, aus der Rückseite eine bildliche
Darstellung der Einweihung der französischen Kirche
aufweist, wird sich die Büste des Grafen in un
gefähr dreifacher Lebensgröße erheben. Modellirt
wird dieselbe von Professor Wiese nach einem
Oelgemälde, das den Grasen in seinem 25. Lebens
jahr darstellt, sowie nach Münzen der Zeit, die
sein Bildniß tragen. Jenes Bild, das sich ohne
Ueberschrift oder nähere Bezeichnung früher im
Stadtschlosse befand, ist das beste, das vom Grafen
Philipp Ludwig II. überhaupt existirt, und ist die
Auffindung und Bestimmung desselben Herrn
Dr. Suchier zu verdanken.
Hessische Sücherschau.
Die Flüchtlinge, eine Erzählung von der Land
straße. Von Wilhelm Speck. Leipzig, bei
W Grunow.
Der Name des Verfassers ist den Lesern der
Zeitschrift „Hessenland" nicht unbekannt. Unser
Kasseler Landsmann Wilhelm S p e ck hat manches
schöne Gedicht in derselben veröffentlicht, und vor
allem hat „Ursula", eine Geschichte aus Waldes
gründen, mit den trefflichen Charakter- und Natur
schilderungen Beifall gesunden. Und so konnte
man denn auch aus das neueste Werk des Ver
fassers „Die Flüchtlinge", eine Erzählung von der
Landstraße, wohl gespannt sein. Und gerade darin
hat er feine ausgezeichnete Begabung glänzend be
wiesen.
Wie die Ueberschrift andeutet, schildert der Ver
fasser darin das Schicksal eines durch Schuld
flüchtig gewordenen Liebespaares, welches, noch
jung und unerfahren, auf der Landstraße einem
Erzspitzbuben von Landstreicher in die Hände fällt,
der es recht gründlich auszunutzen versteht. Um
sich aus dem Netze dieses Schelmen zu befreien,
laden die Liebenden eine neue Schuld auf sich,
deren Sühne den Schluß der Geschichte bildet.
Es ist ein wahrer Genuß, die einfache und er
greifende Dichtung zu lesen. Eines der schönsten
Volkslieder hat dem Dichter bei der Abfassung
der Geschichte ersichtlich vorgeschwebt: „Es fiel ein
Reis in Frühlingsnacht". Äehnlich dem alten Liede,
in welchem geschildert wird, wie ein Knabe ein
Mägdlein lieb hatte, wie sie beide ohne Wissen
der Eltern weit hinaus in's fremde Land liefen,
wie sie ohne Glück und Stern verdorben und ge
storben sind und wie dann schließlich auf ihrem
Grab Blaublümlein blühten und sich treu wie sie
im Grab umschlangen, läßt Speck in seiner Er
zählung die wundersamen Harmonieen heißer Liebe
und namenlosen Schmerzes, welche durch wehmüthig
süße Akkorde einen trüben, aber folgerichtigen Ab
schluß finden, in ilnsere Herzen klingen. Die Liebe
der Flüchtlinge, ihre Flucht durch Wald und Feld,
die Schilderungen der Morgen- und Abendstimmungen,
überhaupt der Natur sind durchweg von dem Hauche
echter Poesie bethaut und erquicken den Leser doppelt
in einer Zeit, wo die rechte Dichtkunst so selten
geworden ist. Ebenfalls erquickend, wenn auch in
anderer Weise, wirken die Geschehnisse in der
„Penne", der Landstreicherkneipe, in welcher sich
das Landstreichervolk zusammenfindet, um in seiner-
derben und urwüchsigen Art für den Abend Unter
haltung zu suchen. Die Komik ist an vielen
Stellen von durchgreifender Wirkung. Das Buch
kann somit allen Freunden guter Poesie recht
warm empfohlen werden. K.
Briefkasten.
K. W. in R. In Beantwortung Ihrer Anfrage ersuchen
wir freundlichst um Einsendung der Abonnementsbeträge
für 1893 und I. Quartal 1894. D. V.
L. S. in B. Wir werden so frei sein, den Abonne
mentsbetrag für 1893 und I. Quartal 1894 vermittelst
Postauftrag zu erheben. D. V.
Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: F. Zw enger in Fulda, Druck und Verlag vonFriedr. Scheel in Kassel.