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Es wurden jährlich an Getränken bei Hufe
gebraucht: 70 Fuder Wein, 12 Fuder Einbeckisches
Bier, 600 Fuder Speisebier, 70 Fuder Dienst-
bier.
Die Ausgaben für Küche, Keller u. s. w.
mögen ails solgeuder Zusammenstellung ersehen
werden.
Gulden.
Hosküche (zu Verlag derselben, für Fleisch, eingemachte
Fische, getrocknetes feines Obst, Einbeckisch Bier,
Hopfen u. s. w.) 5309
Anmerkung: Gewürz ist bei den Meßausgaben.
Hofkellerei. Für 50 Fuder Wein 2000
Für Fuhrlohu von Wein .... 1000
Lichtkammer (50 Centner Ilnschlitt lind dazu 450
Zaspeln Dochtgarn) 500
Hofapotheke 150
Meßausgaben für Frühjahr- und Herbstmesse (für
feine und ausländische Tücher, Gewand, Möbel
in die Schlösser und Jagdhäuser, Apotheke, auch
Würze in die Hofküche) 10448
Alle feineren Tücher und Seidenwaaren, Stoffe
zu Kleidungsstücken des Landgrafen sowie der ge-
sammten fürstlichen Familie, alle Spezereien und
feineren Gewürze wurden auf der jährlich zwei
mal stattfindenden Frankfurter Messe gekauft.
Für alle diese Gegenstände wurde im Durchschnitt
die Summe von 10450 Gulden ausgegeben.
So einfach war Wilhelm in feinen Ansprüchen,
daß er sogar von zinnernem Geschirre speiste.
Kostspielige Reisen vermied der Landgraf, nament
lich in seinen älteren Jahren. Reiste er, dann
verbat er sich jeglichen Aufwand um seiner Person
willen. Die aufgewendeten Reisekosten waren so
gering, daß die Rechnungen hierüber von dem
Kammermeister des Landgrafen zur Nachahmung
der Sparsamkeit benutzt wurden.
Ein großer Gegner des Spiels war Wilhelm.
Nur einmal in seinem Leben hatte er gespielt,
bei welcher Gelegenheit er 900 Gulden an den
Pfalzgrafen Hans Georg von Veldenz verloren
hatte (1574).
All Bautet: errichtete Landgraf Wilhelm in
Schmalkalden die Wilhelmsburg, die befestigten
Schlösser z:: Spangenberg, Homberg, Ziegenhain,
Eschwege. In Kassel erbaute er an der Fulda
das zum Leibgedinge seiner Gemahlin bestimmte
Schloß nebst einer Kapelle, einem Rittersaals der
die Wappen von 600 hessischen Vasallen und
Rittergeschlechtern enthielt. Dieser Bau kostete
ihm die Summe von 32111 Thalern. Seinem
Vater, dem Landgrafen Philipp, errichtete er ein
Grabdenkmal in der Martinskirche zu Kassel.
Die non Philipp angefangenen Festungswerke
vollendete er sowie das Frankfurter- und Hohe-
thor. Das uralte Schloß zu Kassel erweiterte
und verschönerte er durch den Bau eines goldenen
Saales, den rothen Stein, sowie durch die An
lage eitles großen Küchen- und Speisesaals.
Ferner erbaute er ttoch ein Zeughaus und einen
Marstall.
(Fortsetzung folgt.)
Hessische Städte :u:d hessisches Land vor hundert Jahren.
ii.
Die Haupt- und Nesidrnjstadt Kassel.
Vvii F. Z w e n g e r.
hat durch niederländische Künstler
Kaufleute seit Landgraf Moritz,
durch französische Fabrikanten seit Land
graf Karl an Wollenmanufaktur, doch mehr
geringerer Tücher und Zeuge, durch gemeinttützige
von Linnen, durch feilte nnb andere Hut-, durch
Strumpffabriken, durch die voll guten nnb seinen
Handschuhen, auch besonders Gold- nnb Silber-
fabriken gewonnen; Seidenfabriken, wie Hanatl,
hat Kassel noch nicht. Die sonst Herrschaftlichelt
Porzellan- nnb Fayencefabriken sind Privat
personen zum freien Betrieb überlassen; eitle
Wachsbleiche:utb Lichterfabrik ist in vorzüglichent
Zustande. Da Kassel ben Hof, die hohen Lan
deskollegien nnb eine starke Besatzung, auch viel
Zuspruch von Fremdelt hat nnb die Lebensart
kostbarer ist als die iln Lande, so ist es wohl
nicht überflüssig, die Errichtung von Manufak-
turen und Fabriken in mancher nahrungsloseren
Landstadt in Betracht zu ziehen. Die Kasseler
Kaufmannsgilde ist zahlreich und heißt als eine
Innung, die ilt ihrem Handel gewisse Freiheiten
ausschließlich genießt, Hansegrebengilde. Die
Stadt hat zweinnddreißig Zünfte nnb zwar der
gestalt, daß ztt einer oft mehrere gehören; sie
stehen unter dem sogenannten Oberschultheiß und
bent amtssührenden Bürgermeister. Außer der
Fulda befördert die vortreffliche, unter einem
Oberpostamt stehende Einrichtung der fahrenden
nnb reitenden Posten alles, was zur Fort
bringung voll Waaren gehört, gar sehr, und der
dellt ans der Weser und Fulda von Münden